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          kann. Wenn dann der Verleiher keine An-
        
        
          schlussbeschäftigung sicherstellen kann,
        
        
          droht die Gefahr der Arbeitslosigkeit.
        
        
          ·
        
        
          Mangelndes Ansehen im Unternehmen.
        
        
          ·
        
        
          Wechselnde Einsatzorte und wechselnde
        
        
          Arbeitszeiten erschweren die Teilnahme am
        
        
          sozialen Leben.
        
        
          ·
        
        
          Die hier erwähnten Schutzbedingungen (nach
        
        
          9 Monaten Equal Pay, max. 18 Monate) kön-
        
        
          nen auch den gegenteiligen Effekt auslösen.
        
        
          Insb. wenn das Lohnniveau der Leiharbeits-
        
        
          firmen viel geringer ist, lohnt es sich, die Mit-
        
        
          arbeiter alle 9 Monate auszutauschen.
        
        
          ·
        
        
          Die Leiharbeiter müssen die Arbeitszeiten
        
        
          des Entleihers übernehmen und zusätzliche
        
        
          Stunden über Arbeitszeitkonten verwalten,
        
        
          über die sie nur mit Zustimmung des Entlei-
        
        
          hers verfügen dürfen.
        
        
          Somit ist aus Mitarbeitersicht der Einsatz als
        
        
          Leiharbeiter i. d. R. nur dann sinnvoll, wenn gute
        
        
          Chancen auf eine Übernahme bestehen.
        
        
          
            Schlussfolgerung
          
        
        
          Leiharbeit ist für viele Großunternehmen uner-
        
        
          setzlich, weil sie in den eigenen Tarifverhandlun-
        
        
          gen zu hohe Löhne zugelassen haben, so dass
        
        
          einfache Arbeit nicht mehr wirtschaftlich ist. Ein
        
        
          Ausweg aus der selbst verschuldeten Krise ist
        
        
          die Leiharbeit, mit der die Kosten dramatisch ge-
        
        
          senkt werden können, auch wenn dann jeweils
        
        
          nach 9 Monaten die Mitarbeiter ausgetauscht
        
        
          werden müssen. Der eigentliche Sinn der Leih-
        
        
          arbeit liegt aber eher in der Saisonarbeit. In
        
        
          zweiter Linie kann sie auch zum Ausprobieren
        
        
          von Mitarbeitern genutzt werden. Ein dem Autor
        
        
          bekanntes Unternehmen hat einen sehr schönen
        
        
          Weg gefunden. In der Saison werden Leiharbei-
        
        
          ter eingesetzt, die dann bei Bewährung im
        
        
          nächsten Jahr in Festanstellung übernommen
        
        
          werden. So profitieren beide Seiten.
        
        
          
            Literatur
          
        
        
          Hoberg, P.: Warum Überstunden so billig sind,
        
        
          in: Controller Magazin, Heft 1/2003, S. 12-19.
        
        
          Varnholt, N., Lebefromm, U., Hoberg, P.: Control-
        
        
          ling – Betriebswirtschaftliche Grundlagen und An-
        
        
          wendung mit SAP
        
        
          ®
        
        
          ERP
        
        
          ®
        
        
          , München 2012.
        
        
          Leiharbeiter noch länger beschäftigen, um da-
        
        
          durch die Stammbelegschaft in den Urlaub
        
        
          schicken zu können.
        
        
          Druckausübung
        
        
          Leider wird Leiharbeit auch manchmal einge-
        
        
          setzt, um eigene Mitarbeiter unter Druck zu
        
        
          setzen. Die hoffentlich nicht so häufige Aussa-
        
        
          ge lautet dann: „Seht, die Leiharbeiter machen
        
        
          euren Job für die halben Kosten.“ Auch wenn
        
        
          hier die Ziele und Strategien einzeln dargestellt
        
        
          wurden, wird man in der Praxis wohl meistens
        
        
          Kombinationen antreffen. Das Unternehmen,
        
        
          welches Flexibilität für Nachfrageeinbrüche an-
        
        
          strebt, wird auch Einsparungen gerne mitnehmen.
        
        
          
            Probleme aus Leiharbeitersicht
          
        
        
          Auch wenn die Aspekte der Unternehmen in
        
        
          diesem Beitrag an erster Stelle standen, so sol-
        
        
          len doch Nachteile aus Mitarbeitersicht nicht
        
        
          verschwiegen werden:
        
        
          ·
        
        
          Geringere Bezahlung: Während in der Einar-
        
        
          beitungsphase eine geringere Vergütung
        
        
          noch akzeptabel sein kann (wenn sie auch
        
        
          für neue Festangestellte gilt), ist sie in späte-
        
        
          ren Phasen bei gleicher Tätigkeit nur schwer
        
        
          zu ertragen. Selbst wenn der Bruttostunden-
        
        
          lohn gleich ist, so erhalten Leiharbeiter häu-
        
        
          fig keine weiteren freiwilligen Sozialleistun-
        
        
          gen, was insb. in der Altersversorgung prob-
        
        
          lematisch ist.
        
        
          ·
        
        
          Kürzere Beschäftigungsphasen, da der Ent-
        
        
          leiher sehr kurzfristig den Einsatz beendigen
        
        
          Festangestellten nachteilige Folgen drohen. Als
        
        
          Beispiele seien aufgeführt:
        
        
          ·
        
        
          ab 5 Mitarbeitern kann ein Betriebsrat
        
        
          gefordert werden
        
        
          ·
        
        
          ab 200 Mitarbeitern kann die Freistellung
        
        
          des Betriebsrats verlangt werden
        
        
          ·
        
        
          ab 15 Mitarbeitern will Ministerin Nahles
        
        
          die Rückkehrmöglichkeit – nach einer
        
        
          Teilzeitphase z. B. wegen Elternzeit – zur
        
        
          Ganztagsstelle verankern.
        
        
          Die deutschen Unternehmen leiden schon heu-
        
        
          te unter einer unglaublichen Flut von Gesetzen
        
        
          und Regelungen, so dass man sie gut verste-
        
        
          hen kann, wenn sie sich weitere Bürokratie er-
        
        
          sparen wollen.
        
        
          Abbau von Vorarbeit und Urlaub
        
        
          der Stammbelegschaft
        
        
          Fast alle guten Unternehmen haben Jahresar-
        
        
          beitsmodelle, mit denen sie sich an die schwan-
        
        
          kende Nachfrage anpassen können. Wie die
        
        
          Praxis lehrt, schätzen es die Mitarbeiter, wenn
        
        
          sie einige Stunden Reserve haben, um persön-
        
        
          liche Anliegen ohne Beantragung von Urlaub
        
        
          erledigen zu können. Wenn sich nun zeigt, dass
        
        
          die Summe der Vorarbeit zu hoch wird – z. B.
        
        
          zum Jahresende, so können die Stunden ent-
        
        
          weder ausgezahlt werden oder man versucht,
        
        
          dass diese Gleitzeit genommen wird, was in ei-
        
        
          nigen Fällen nicht ohne Ersatz geht. Genauso
        
        
          kann es sein, dass Abwesenheit wegen Urlaub
        
        
          zu Engpässen führt. In solchen Fällen kann
        
        
          Leiharbeit helfen. Einige Unternehmen der Ge-
        
        
          tränkeindustrie setzen diesen Ansatz intelligent
        
        
          um, indem sie am Ende der Hochsaison die
        
        
          
            Abb. 3: Saisonale Leiharbeit (Synchronisation)
          
        
        
          
            CM Januar / Februar 2018