Controller Magazin 1/2018 - page 85

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kann. Wenn dann der Verleiher keine An-
schlussbeschäftigung sicherstellen kann,
droht die Gefahr der Arbeitslosigkeit.
·
Mangelndes Ansehen im Unternehmen.
·
Wechselnde Einsatzorte und wechselnde
Arbeitszeiten erschweren die Teilnahme am
sozialen Leben.
·
Die hier erwähnten Schutzbedingungen (nach
9 Monaten Equal Pay, max. 18 Monate) kön-
nen auch den gegenteiligen Effekt auslösen.
Insb. wenn das Lohnniveau der Leiharbeits-
firmen viel geringer ist, lohnt es sich, die Mit-
arbeiter alle 9 Monate auszutauschen.
·
Die Leiharbeiter müssen die Arbeitszeiten
des Entleihers übernehmen und zusätzliche
Stunden über Arbeitszeitkonten verwalten,
über die sie nur mit Zustimmung des Entlei-
hers verfügen dürfen.
Somit ist aus Mitarbeitersicht der Einsatz als
Leiharbeiter i. d. R. nur dann sinnvoll, wenn gute
Chancen auf eine Übernahme bestehen.
Schlussfolgerung
Leiharbeit ist für viele Großunternehmen uner-
setzlich, weil sie in den eigenen Tarifverhandlun-
gen zu hohe Löhne zugelassen haben, so dass
einfache Arbeit nicht mehr wirtschaftlich ist. Ein
Ausweg aus der selbst verschuldeten Krise ist
die Leiharbeit, mit der die Kosten dramatisch ge-
senkt werden können, auch wenn dann jeweils
nach 9 Monaten die Mitarbeiter ausgetauscht
werden müssen. Der eigentliche Sinn der Leih-
arbeit liegt aber eher in der Saisonarbeit. In
zweiter Linie kann sie auch zum Ausprobieren
von Mitarbeitern genutzt werden. Ein dem Autor
bekanntes Unternehmen hat einen sehr schönen
Weg gefunden. In der Saison werden Leiharbei-
ter eingesetzt, die dann bei Bewährung im
nächsten Jahr in Festanstellung übernommen
werden. So profitieren beide Seiten.
Literatur
Hoberg, P.: Warum Überstunden so billig sind,
in: Controller Magazin, Heft 1/2003, S. 12-19.
Varnholt, N., Lebefromm, U., Hoberg, P.: Control-
ling – Betriebswirtschaftliche Grundlagen und An-
wendung mit SAP
®
ERP
®
, München 2012.
Leiharbeiter noch länger beschäftigen, um da-
durch die Stammbelegschaft in den Urlaub
schicken zu können.
Druckausübung
Leider wird Leiharbeit auch manchmal einge-
setzt, um eigene Mitarbeiter unter Druck zu
setzen. Die hoffentlich nicht so häufige Aussa-
ge lautet dann: „Seht, die Leiharbeiter machen
euren Job für die halben Kosten.“ Auch wenn
hier die Ziele und Strategien einzeln dargestellt
wurden, wird man in der Praxis wohl meistens
Kombinationen antreffen. Das Unternehmen,
welches Flexibilität für Nachfrageeinbrüche an-
strebt, wird auch Einsparungen gerne mitnehmen.
Probleme aus Leiharbeitersicht
Auch wenn die Aspekte der Unternehmen in
diesem Beitrag an erster Stelle standen, so sol-
len doch Nachteile aus Mitarbeitersicht nicht
verschwiegen werden:
·
Geringere Bezahlung: Während in der Einar-
beitungsphase eine geringere Vergütung
noch akzeptabel sein kann (wenn sie auch
für neue Festangestellte gilt), ist sie in späte-
ren Phasen bei gleicher Tätigkeit nur schwer
zu ertragen. Selbst wenn der Bruttostunden-
lohn gleich ist, so erhalten Leiharbeiter häu-
fig keine weiteren freiwilligen Sozialleistun-
gen, was insb. in der Altersversorgung prob-
lematisch ist.
·
Kürzere Beschäftigungsphasen, da der Ent-
leiher sehr kurzfristig den Einsatz beendigen
Festangestellten nachteilige Folgen drohen. Als
Beispiele seien aufgeführt:
·
ab 5 Mitarbeitern kann ein Betriebsrat
gefordert werden
·
ab 200 Mitarbeitern kann die Freistellung
des Betriebsrats verlangt werden
·
ab 15 Mitarbeitern will Ministerin Nahles
die Rückkehrmöglichkeit – nach einer
Teilzeitphase z. B. wegen Elternzeit – zur
Ganztagsstelle verankern.
Die deutschen Unternehmen leiden schon heu-
te unter einer unglaublichen Flut von Gesetzen
und Regelungen, so dass man sie gut verste-
hen kann, wenn sie sich weitere Bürokratie er-
sparen wollen.
Abbau von Vorarbeit und Urlaub
der Stammbelegschaft
Fast alle guten Unternehmen haben Jahresar-
beitsmodelle, mit denen sie sich an die schwan-
kende Nachfrage anpassen können. Wie die
Praxis lehrt, schätzen es die Mitarbeiter, wenn
sie einige Stunden Reserve haben, um persön-
liche Anliegen ohne Beantragung von Urlaub
erledigen zu können. Wenn sich nun zeigt, dass
die Summe der Vorarbeit zu hoch wird – z. B.
zum Jahresende, so können die Stunden ent-
weder ausgezahlt werden oder man versucht,
dass diese Gleitzeit genommen wird, was in ei-
nigen Fällen nicht ohne Ersatz geht. Genauso
kann es sein, dass Abwesenheit wegen Urlaub
zu Engpässen führt. In solchen Fällen kann
Leiharbeit helfen. Einige Unternehmen der Ge-
tränkeindustrie setzen diesen Ansatz intelligent
um, indem sie am Ende der Hochsaison die
Abb. 3: Saisonale Leiharbeit (Synchronisation)
CM Januar / Februar 2018
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