Controller Magazin 1/2018 - page 83

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Jahreszinssatz: 10%
9-Monatszinssatz effektiv: 7,41%
Beschäftigungszeit: 15 Jahre
-> Anzahl 9-Monatsphasen: 20
Vorschüssiger Wiedergewinnungsfaktor:
9,070%
Mit dem Wiedergewinnungsfaktor (vgl. zu den
Details z. B. Varnholt/Lebefromm/Hoberg,
S. 480 ff.) wird die Gesamteinarbeitungszeit
verzinslich jeweils auf den Anfang der 9-Monats-
perioden bezogen.:
Annuität Stunden: 9,070 h/ 9-Monatsphase
Durch den Einbezug des frühen zeitlichen An-
falls der Einarbeitung steigt die äquivalente
Stundenanzahl um 80% (von 5 auf 9,07 h/
9-Monatsphase):
Arbeitsstunden nach Abzug Einarbeitung:
1191 h/ 9-Monatsphase
Kostensatz pro Stunde mit Einarbeitung:
22,67€/h
Wie erwartet verteilt sich bei den eigenen Mit-
arbeitern die Einarbeitung auf 20 9-Monatspe-
rioden, so dass ihr Effekt sehr gering ist. Im
Beispielsfall hat der Arbeitgeber einen auch
langfristig wirksamen Vorteil von 22,67 €/h –
19,64 €/h = 3,03 €/h. Ein Unternehmen wie
BMW, das einen hohen Leiharbeiteranteil fährt,
erzielt dadurch Millioneneinsparungen pro Jahr,
zusätzlich zu der unternehmerischen Flexibili-
tät. Nach dieser Beispielskalkulation soll das
Ergebnis verallgemeinert werden, wobei insb.
unterschiedliche Einarbeitungszeiten und
unterschiedliche Preise für die Leiharbeit zu
berücksichtigen sind (vgl. Abbildung 2). In
der ersten Spalte sind unterschiedliche Ein-
arbeitungsdauern abgetragen. Sie liegen in
der Tabelle zwischen 0 und 600 Stunden pro
9-Monatszeitraum, was bedeuten würde, dass
die Tätigkeiten so komplex sind, dass die Hälfte
der gesamten Anwesenheitszeit durch die Ein-
arbeitung verloren geht. In der waagerechten
sind verschiedene Kosten pro Anwesenheits-
stunde für die Leiharbeit abgetragen. Eigentlich
müssten aufgrund des Mindestlohns 15 €/h als
unterste Grenze gelten, aber es gibt einige
schwarze Schafe, die inklusive aller Nebenkos-
ten noch niedriger anbieten, was dann auf den
Mitarbeiter abgewälzt wird. Die zweite Grenze
ist die 18-Monatsgrenze, bei deren Erreichen
der Leiharbeiter nach den neuen Regelungen
19,64 €/h. Der hier berechnete Kostensatz für
die eigenen Mitarbeiter liegt bereits höher, so
dass für den speziellen Fall keine Kalkulation
notwendig wäre. Da aber auch höhere Einarbei-
tungszeiten vorkommen, muss trotzdem kalku-
liert werden.
Kosten pro Anwesenheitsstunde eigene Mitar-
beiter: 22,5 €/h
Nettoanwesenheitsstunden pro Jahr: 1600 h/a
Nettoanwesenheitsstunden pro Monat:
133,3 h/Monate
Einarbeitungsstunden: 100 h/Einarbeitung
Die wieder mit 100 h angenommene Einarbei-
tungszeit verteilt sich jetzt aber auf die gesamte
Dauer der Tätigkeit, die mit 15 Jahren an-
genommen wird. Um Vergleichbarkeit mit der
9-monatigen Leiharbeit herzustellen, wird der
Zeitraum in 20 Perioden à 9 Monate umgerech-
net. Linear gerechnet hätte man dann mit 100
h/Einarbeitung / 20 = 5 h pro 9 Monatsperiode
zu rechnen. Dies wäre jedoch zu grob, weil die
Einarbeitung ja am Anfang der 15-jährigen Be-
schäftigung anfällt. Insofern sollte man den
Zinseffekt berücksichtigen, was wiederum
umso wichtiger wird, je länger die Einarbeitung
dauert. Folgende Rechnung ist dazu nötig:
gewogen wird, wobei wieder Gleichheit in den
übrigen Faktoren unterstellt wird. Entschei-
dend ist dann die Zeit der Einarbeitung, die
sich mindestens aus 2 Teilen zusammensetzt.
Einmal die Stunden, welche ohne Leistung
vergehen und dann die Stunden mit verringer-
ter Leistung. Der große Vorteil der Festange-
stellten hinsichtlich der Einarbeitung besteht
darin, dass diese Kosten nur einmal für einen
dann sehr langen Zeitraum anfallen. Folgende
Kalkulation gilt für die Leiharbeit, wenn ein
heute üblicher Gesamtkostensatz von 18 €/h
angenommen wird:
Kosten Leiharbeit pro Anwesenheitsstunde:
18,00 €/h
Anwesenheitsstunden ohne Einarbeitung:
1200 h pro 9 Monate
Einarbeitungszeit: 100 h pro 9 Monate
Arbeitsstunden nach Abzug Einarbeitung:
1100 h pro 9 Monate
Kosten produktive Stunde: 19,64 €/h
Nach Berücksichtigung des Effekts der Einar-
beitung, die zunächst mit 100 h für jede Einar-
beitung angenommen wird, ergibt sich ein Kos-
tensatz pro Stunde, mit welchem der Leihar-
beiter produktiv eingesetzt werden kann, von
Autor
Prof. Dr. Peter Hoberg
lehrt als Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fach-
hochschule Worms. Auf Basis einer 15-jährigen Erfahrung in in-
ternationalen Unternehmen beschäftigt er sich insb. mit Themen
des Controllings und der Investitionsrechnung. Schwerpunkt
seines Interesses ist die Verbindung von Theorie und Praxis.
E-Mail:
Abb. 1: Durchgängige Leiharbeit (Emanzipation)
CM Januar / Februar 2018
1...,73,74,75,76,77,78,79,80,81,82 84,85,86,87,88,89,90,91,92,93,...116
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