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          Ausprobieren von Mitarbeitern
        
        
          Das Einstellen von Mitarbeitern ist mit hohen
        
        
          Kosten und Risiken behaftet. Neben den direk-
        
        
          ten Suchkosten wie Anzeigen schalten, Unter-
        
        
          lagen sichten, Bewerbungsgespräche führen,
        
        
          Verträge schließen usw. besteht immer die
        
        
          Unsicherheit, ob die neu eingestellten Mitar-
        
        
          beiter auch antreten bzw. ob sie sich wie er-
        
        
          hofft bewähren werden. Erst bei längerer Ar-
        
        
          beit fällt manchmal auf, dass wichtige Erfor-
        
        
          dernisse (z. B. Mitdenken, Pünktlichkeit, Kolle-
        
        
          gialität usw.) nicht erfüllt werden, die andere,
        
        
          aber abgelehnte Bewerber aufgewiesen hät-
        
        
          ten. Dann sind unangenehme und aufwendige
        
        
          Maßnahmen notwendig, um sich von den Mit-
        
        
          arbeitern wieder zu trennen. Ob das Unterneh-
        
        
          men eine qualifizierte Personalabteilung mit
        
        
          hinreichenden Ressourcen hat, ist eine weite-
        
        
          re Frage. Leiharbeitsfirmen sind dagegen häu-
        
        
          fig Profis, die permanent Einstellungen durch-
        
        
          führen. Und sie übernehmen die meisten Risi-
        
        
          ken im Falle einer Fehlentscheidung. Da kann
        
        
          es gerade bei einfachen Tätigkeiten für die Un-
        
        
          ternehmen vernünftig sein, Leiharbeiter zu
        
        
          testen und dann bei Bewährung einzustellen.
        
        
          Wichtig ist natürlich ein faires Abkommen mit
        
        
          der Leiharbeitsfirma, welche eine Mindestaus-
        
        
          leihzeit benötigt, um ihre Anfangsinvestitionen
        
        
          zu amortisieren.
        
        
          Unterschreitung kritischer Anzahl
        
        
          an Mitarbeitern
        
        
          Eine weitere Motivation besonders kleinerer
        
        
          Unternehmen kann darin begründet sein, dass
        
        
          beim Überschreiten bestimmter Grenzen an
        
        
          verträgen zu arbeiten, was aber nicht gut funk-
        
        
          tionieren dürfte, weil die Zeitarbeiter danach
        
        
          der Gefahr der Arbeitslosigkeit unterliegen. In
        
        
          der Praxis müsste noch die Alternative „Über-
        
        
          stunden“ der Stammbelegschaft geprüft wer-
        
        
          den, da Überstunden erstaunlicherweise fast
        
        
          immer günstigere Kostensätze aufweisen als
        
        
          die Normalarbeit (vgl. Hoberg (2003), S. 12 ff.).
        
        
          Der Grund liegt darin, dass große Teile des
        
        
          zweiten Lohns bei Überstunden nicht mehr an-
        
        
          fallen. Sie sind bereits in der Normalarbeitszeit
        
        
          abgedeckt. Zudem wäre zu prüfen, ob es nicht
        
        
          möglich ist, sich durch Arbeitszeitmodelle stär-
        
        
          ker an den Nachfrageverlauf anzupassen.
        
        
          Wenn diese beiden Maßnahmen kostengünstig
        
        
          durchgeführt werden können, verringert sich
        
        
          der Bedarf an Leiharbeit. Die jeweiligen Ent-
        
        
          scheidungen können wiederum aus der obigen
        
        
          Tabelle abgeleitet werden.
        
        
          Erhöhung der unternehmerischen Flexibilität
        
        
          Unternehmen sind permanent gefordert, sich an
        
        
          die aktuellen Markterfordernisse anzupassen.
        
        
          Durch die vielen technischen Durchbrüche kann
        
        
          es sein, dass Geschäftsmodelle in kurzer Zeit zu-
        
        
          sammenbrechen. In solchen Fällen ist es für die
        
        
          Unternehmen wichtig, dass sie sich schnell von
        
        
          Kosten trennen können. Wenn dann erst teure
        
        
          Sozialpläne verhandelt werden müssen, kann
        
        
          das Unternehmen schnell in die roten Zahlen rut-
        
        
          schen. Insofern betrachten einige Unternehmen
        
        
          Leiharbeit als Flexibilitätsversicherung, mit der
        
        
          im Falle von Nachfrageeinbrüchen schnell eine
        
        
          Kostensenkung erreicht werden kann. Eine Kos-
        
        
          tenremanenz kann damit vermieden werden.
        
        
          nicht mehr weiterbeschäftigt werden darf, selbst
        
        
          wenn beide Parteien das wünschen. Da in der
        
        
          zweiten Phase – nach Erreichen des Equal Pay
        
        
          nach 9 Monaten – die Bruttolöhne gleich sein
        
        
          sollten, ist auch eine Verlängerung c. p. prak-
        
        
          tisch immer sinnvoll, weil
        
        
          ·
        
        
          die Einarbeitung bereits stattgefunden hat,
        
        
          ·
        
        
          der zweite Lohn üblicherweise geringer ist.
        
        
          Zu fragen wäre allerdings, ob es günstiger ist,
        
        
          die vorhandenen Leiharbeiter bei Equal Pay zu
        
        
          beschäftigen oder neue Leiharbeiter zu holen.
        
        
          Dazu kann wieder die obige Tabelle eingesetzt
        
        
          werden. Vergleichspunkt ist dann der neue
        
        
          Stundensatz, den die Leiharbeitsfirma für die
        
        
          zweiten 9 Monate ansetzt.
        
        
          Saisonaler Einsatz
        
        
          Nun sei der Fall des saisonalen Einsatzes der
        
        
          Leiharbeit betrachtet. In der Abbildung 3 wird
        
        
          Angebot und Nachfrage nach Arbeitsstunden
        
        
          dargestellt. In dieser Situation, die dem ur-
        
        
          sprünglichen Gedanken der Leiharbeit ent-
        
        
          spricht, werden die Leiharbeiter z. B. in einer
        
        
          Getränkeabfüllung dazu eingesetzt, um den zu-
        
        
          sätzlichen Arbeitskräftebedarf im Sommer ab-
        
        
          zudecken. Mit Abschluss der Saison werden die
        
        
          Leiharbeiter beispielsweise in eine Schokola-
        
        
          denfabrik transferiert, um bei der Produktion
        
        
          von Weihnachtssüßigkeiten zu helfen. Danach
        
        
          könnten Osterhasen produziert werden. Mit ei-
        
        
          ner solchen Kombination von Einsatzmöglich-
        
        
          keiten kann die Leiharbeitsfirma einen Zusatz-
        
        
          nutzen schaffen. Denn ansonsten müssten die
        
        
          Produktionsunternehmen versuchen, mit Zeit-
        
        
          
            Abb. 2: Mehrkosten eigene Mitarbeiter vs. Leiharbeit nach Einarbeitungskosten
          
        
        
          
            Vorteilhaftigkeit von Leiharbeit