42
          
        
        
          Risiken als Chancen hinsichtlich der Unterneh-
        
        
          menskultur birgt, eher abgelehnt werden. Da-
        
        
          mit kann bereits vor dem Einstieg in die kosten-
        
        
          intensive Due Diligence entschieden werden,
        
        
          welche Akquisitionsobjekte es wert sind, wei-
        
        
          terverfolgt zu werden.
        
        
          In der Praxis hat es sich bewährt, eine grobe
        
        
          Quantifizierung des Cultural Fit vorzunehmen,
        
        
          d. h., ableitend aus der SWOT sollte z. B. eine
        
        
          Kennzahl definiert werden, die den Cultural Fit
        
        
          beschreibt. Für diese Kennzahl könnten
        
        
          Schwellenwerte festgelegt werden, deren Un-
        
        
          terschreitung die weitere Verfolgung aus-
        
        
          schließt – wobei selbstverständlich beachtet
        
        
          werden muss, hinsichtlich welcher Dimensio-
        
        
          nen Unterschiede vorliegen.
        
        
          Nach Durchführung der Cultural Fit-Analyse soll
        
        
          auf Basis der SWOT bereits ein erster Entwurf
        
        
          zum Integrationsverfahren gefertigt werden,
        
        
          der dann auf Basis der Cultural Due Diligence
        
        
          evaluiert und abschließend definiert wird.
        
        
          
            2. Cultural Due Diligence (CDD)
          
        
        
          Im Falle eines Weiterverfolgens der Transaktion
        
        
          sollte neben den herkömmlichen Due Diligence-
        
        
          Themen wie der Financial, der Commercial und
        
        
          der Legal Due Diligence auch eine Cultural Due
        
        
          Diligence (CDD) durchgeführt werden.
        
        
          Die Erkenntnisse der Cultural Fit-Analyse kön-
        
        
          nen hier weitergeführt und vertieft werden. Im
        
        
          Rahmen der Due Diligence erhält der potentiel-
        
        
          le Käufer mehr Einblick in das Unternehmen
        
        
          und Zugang zu relevanten Daten. Auch ist die-
        
        
          ser Teil des Prozesses meist mit mehr zeitlicher
        
        
          Flexibilität und einer längeren Prozessdauer
        
        
          verbunden.
        
        
          Neben dem Vorteil, weiteren Einblick zu ge-
        
        
          winnen, inwieweit die Erkenntnisse der SWOT
        
        
          zutreffen und wie stark Unterschiede und Ge-
        
        
          meinsamkeiten sind, signalisiert eine CDD
        
        
          auch, dass der Käufer Interesse an der Ge-
        
        
          samtheit des Unternehmens und dessen Per-
        
        
          sonal hat und nicht nur darauf aus ist, schnell
        
        
          bestimmte wirtschaftliche Vorteile zu realisieren.
        
        
          (Abbildung 3 zeigt mögliche Analysefelder und
        
        
          beispielhafte Fragestellung einer Cultural Due
        
        
          Diligence.)
        
        
          getan werden kann, um die Erfolgswahrschein-
        
        
          lichkeit von M&A zu erhöhen. Um hier zu fun-
        
        
          dierten Antworten zu kommen, wurden von
        
        
          Akkay (2016) u. a. 18 empirische Studien mit
        
        
          insgesamt 2416 Akquisitionen ausgewertet.
        
        
          Auf dieser breiten Basis lassen sich fünf Hand-
        
        
          lungsempfehlungen ableiten:
        
        
          
            1. Durchführung einer Cultural
          
        
        
          
            Fit-Analyse bereits in der
          
        
        
          
            Vorphase einer Akquisition
          
        
        
          Oftmals werden Kulturthemen der Integrati-
        
        
          onsphase zugeordnet – dann ist es oft zu spät!
        
        
          Es ist dringend anzuraten, eine erste Analyse
        
        
          bereits im Rahmen der Pre-Merger Phase
        
        
          durchzuführen, um Fehler bei der Wahl des
        
        
          Zielunternehmens zu minimieren.
        
        
          Die kultu-
        
        
          relle Analyse sollte ein Teil des Suchprofils
        
        
          sein:
        
        
          Neben strategischen Zielen, Synergiepo-
        
        
          tentialen und eventuellen Restrukturierung-
        
        
          maßnahmen sollten auch das kulturelle Poten-
        
        
          tial und eventuelle kulturelle Risiken aufge-
        
        
          nommen werden.
        
        
          Ein einfaches Tool hierfür ist eine abgewan-
        
        
          delte Form der aus der strategischen Analyse
        
        
          bekannten SWOT-Analyse (Abschätzung der
        
        
          Stärken und Schwächen sowie der Chancen
        
        
          und Risiken) – eine
        
        
          „Cultural SWOT“
        
        
          (siehe
        
        
          Abbildung 2).
        
        
          Mit der Verwendung der Cultural-SWOT soll
        
        
          die zielgerichtete Auswahl der Targets erleich-
        
        
          tert werden. So sollte ein Target, das mehr
        
        
          staats. Kulturen auf solch verschiedenen Ebe-
        
        
          nen beeinflussen sich oft gegenseitig und las-
        
        
          sen sich trotzdem voneinander abgrenzen.
        
        
          Menschen sind sehr gut darin, mit dieser auf
        
        
          den ersten Blick verwirrend erscheinenden
        
        
          Pluralität umzugehen. So weiß ein Mitarbeiter
        
        
          zum Beispiel intuitiv und ohne darüber nach-
        
        
          zudenken, welche Verhaltensregeln in seiner
        
        
          Filiale im Vergleich zur Unternehmenszentrale
        
        
          gelten, und verhält sich dementsprechend. So
        
        
          mag Pünktlichkeit und Anzugpflicht sowohl in
        
        
          der Filiale als auch in der Unternehmenszen-
        
        
          trale gelten, aber nur in der Filiale duzen sich
        
        
          Mitarbeiter und Führungskräfte. Der Mitarbei-
        
        
          ter fühlt sich trotz dieser Unterschiede sowohl
        
        
          dem Unternehmen als auch der Filiale verbun-
        
        
          den, und handelt automatisch entsprechend
        
        
          den jeweiligen unternehmenskulturellen An-
        
        
          forderungen. Für die Landes- und Unterneh-
        
        
          menskultur gilt das Gleiche. Bestimmte Ver-
        
        
          haltensnormen gelten z. B. bei Google an allen
        
        
          Standorten weltweit gleichermaßen, andere
        
        
          Normen sind landes- oder sogar standortspe-
        
        
          zifisch. Und nur in Ausnahmefällen werden
        
        
          solche kulturellen Unterschiede den Angestell-
        
        
          ten überhaupt bewusst; zum Beispiel, wenn
        
        
          die Unternehmenszentrale implizit oder explizit
        
        
          Verhaltensregeln durchsetzen möchte, die
        
        
          nicht der Kultur einer Filiale entsprechen.
        
        
          
            Die fünf „kulturellen“ Erfolgs-
          
        
        
          
            faktoren für erfolgreiche M&A
          
        
        
          Für den Unternehmenspraktiker stellt sich nun
        
        
          die Frage, was hinsichtlich kultureller Aspekte
        
        
          
            Autoren
          
        
        
          Prof. Dr. Peter Rathnow
        
        
          lehrt strategisches und internationales Management an der In-
        
        
          ternational School of Management (ISM) und der Technischen
        
        
          Universität München. Er berät Mittel- und Großunternehmen.
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          Prof. Dr. Götz Walter
        
        
          ist Hochschullehrer für Psychology & Management an der In-
        
        
          ternational School of Management (ISM) in München. Er ver-
        
        
          fügt über langjährige Berufserfahrung als Managementbera-
        
        
          ter für die Europäische Energiewirtschaft. Seine Lehr- und
        
        
          Forschungsschwerpunkte sind Change Management und
        
        
          Konsumentenpsychologie.
        
        
          
            Erfolgsfaktor Unternehmenskultur