34
          
        
        
          beitet werden. Diese Aufgabe konnten die Con-
        
        
          troller allerdings alleine nicht erfüllen, da war
        
        
          die Mitarbeit des gesamten Projektteams und
        
        
          aller relevanten Stakeholder gefragt.
        
        
          Allein durch die Datenerhebung und -aufberei-
        
        
          tung
        
        
          gewannen die Controller eine noch
        
        
          nie dagewesene Transparenz über den
        
        
          ganzen Administrationsbereich
        
        
          . Plötzlich
        
        
          war es möglich, auszuwerten, wie viel Zeit und
        
        
          Geld die Organisation für Tätigkeiten wie die
        
        
          Budgetierung, das Reporting, die Rekrutierung
        
        
          neuer Mitarbeiter oder stark operative Tätig-
        
        
          keiten wie Reisekostenabrechnungen, Verbu-
        
        
          chung von Rechnungen, etc. aufwendete. Da
        
        
          die Analyse global ausgeführt wurde, konnten
        
        
          auch Vergleiche zwischen den einzelnen
        
        
          Standorten vorgenommen werden, was bei
        
        
          der Identifikation von „best practice“ sehr hilf-
        
        
          reich war. Sehr interessant war auch zu sehen,
        
        
          wie viel Zeit die Organisation für Sitzungen und
        
        
          andere „Abstimmungs-Tätigkeiten“ aufwen-
        
        
          dete. Diese Größe diente unter anderem als In-
        
        
          dikator, um herauszufinden, wie effizient die
        
        
          damalige Linienorganisation gestaltet war.
        
        
          Viele Meetings zum Beispiel deuten auf viele
        
        
          organisatorische Schnittstellen hin. Zum Er-
        
        
          schrecken vieler stellte man auch fest, dass
        
        
          die Administrationsabteilungen viele Dienst-
        
        
          aufgewendeten Zeit pro Prozess, interne und
        
        
          externe Fachexperten für die Beurteilung des
        
        
          Reifegrades und nicht zuletzt natürlich die Leis-
        
        
          tungsempfänger oder Prozesskunden. Letztere
        
        
          spielen eine Schlüsselrolle. Denn nur sie kön-
        
        
          nen wirklich beurteilen, ob ein Service über-
        
        
          haupt benötigt wird und für wie gut sie dessen
        
        
          Qualität halten.
        
        
          
            Der Jäger wird zum Gejagten
          
        
        
          Nun begann die eigentliche Arbeit der Control-
        
        
          ler. Diese mussten die ganzen Daten zu einem
        
        
          sinnvollen Ganzen zusammenfügen, sie auf In-
        
        
          tegrität und Qualität prüfen und nicht zuletzt
        
        
          auch technisch leicht auswertbar machen. An-
        
        
          schließend mussten die ganzen Informationen
        
        
          interpretiert und zu klaren Empfehlungen verar-
        
        
          wurde sichergestellt, dass jeder Prozess zu
        
        
          dem Kostensatz des ausführenden Bereichs
        
        
          bewertet werden konnte. Die Abbildung 1 zeigt
        
        
          diese Gliederung in einer stark vereinfachten
        
        
          Form auf.
        
        
          Der CFO forderte nebst internen Analysen
        
        
          auch einen Vergleich mit Drittunternehmen.
        
        
          Aus diesem Grund legte das Projektteam bei
        
        
          der Erarbeitung des Prozessmodells größten
        
        
          Wert darauf, sich möglichst nahe am Referenz-
        
        
          modell zu bewegen. Dadurch konnte sicherge-
        
        
          stellt werden, dass GML mit Drittunternehmen
        
        
          vergleichbar blieb, was eine wichtige Bedin-
        
        
          gung für ein zuverlässiges Benchmarking ist.
        
        
          So wurden Prozessdefinitionen, aber auch die
        
        
          Berechnungslogik für Kosten und andere Defi-
        
        
          nitionen mehrheitlich aus dem Referenzmodell
        
        
          übernommen.
        
        
          Um das Modell mit Inhalten zu füllen, wurde an-
        
        
          schließend mittels strukturierten Interviews er-
        
        
          hoben, wie viel Zeit die jeweiligen Bereiche für
        
        
          die einzelnen Prozesse aufwenden. Sofern
        
        
          möglich wurde dabei auch auf andere Quellen,
        
        
          wie beispielsweise Zeitaufschreibungen, Pro-
        
        
          jektkontierungen etc. zurückgegriffen. Nebst
        
        
          der aufgewendeten Zeit wurden auch zusätzli-
        
        
          che Messgrößen erhoben. Im Bereich der Kre-
        
        
          ditorenbuchhaltung waren dies beispielsweise
        
        
          Kenngrößen wie „Anzahl jährlich verbuchter
        
        
          Rechnungen“ oder im HR-Umfeld die „Anzahl
        
        
          Rekrutierungen pro Jahr“, etc. Zudem wurden
        
        
          im Zuge der Interviews für jeden Prozess der
        
        
          Reifegrad und die Qualität des Endergebnisses
        
        
          erhoben, auch hier stellte man auf ein Refe-
        
        
          renzmodell ab, um die Vergleichbarkeit nach
        
        
          außen zu gewährleisten.
        
        
          Im Rahmen der strukturierten Interviews wur-
        
        
          den alle relevanten Stakeholder im Unterneh-
        
        
          men befragt. Dies waren die operativ verant-
        
        
          wortlichen Linienmanager für die Erhebung der
        
        
          
            Abb. 2: Bereichssicht (Quelle: Eigene Darstellung)
          
        
        
          
            Autor
          
        
        
          Peter Ryffel
        
        
          leitet das Globale Prozessmanagement Finance & Administra-
        
        
          tion bei Swarovski. Die Abteilung ist für die Neugestaltung,
        
        
          Optimierung und kontinuierliche Verbesserung sämtlicher Ab-
        
        
          läufe im Finanz- und Administrationsbereich zuständig.
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          
            Kostensenkungsprogramme im Administrationsbereich