Controller Magazin 1/2018 - page 29

des Entscheidens
umgeht, dann ist schon
sehr viel gewonnen. Allein, wenn man einen
zuvor angesprochenen Prozess definiert, ge-
staltet man schon bewusst die Entschei-
dungskultur. Zwingend muss man sich dann
eben auch Gedanken darüber machen, wie
viele Entscheidungen dezentral getroffen wer-
den dürfen bzw. müssen und wie man mit den
entstehenden Risiken und mit Fehlentschei-
dungen umgeht.
Biel:
Mit
„Fehlentscheidungen“
geben Sie
ein besonders wichtiges und zugleich heikles
Stichwort. Wie gehen die Unternehmen mit
Fehlentscheidungen um?
Dr. Kottbauer:
Die gelebten
Konsequenzen
von Fehlentscheidungen prägen
natürlich
die Kultur. Muss man Angst haben vor den
Konsequenzen? Lernt man dazu? Interessiert
es überhaupt jemanden, wenn man schlechte
Entscheidungen getroffen hat?
Ist die Organi-
sation fähig, aus Fehlern zu lernen?
Über
diese Fragen nachzudenken und das Umfeld
bewusst zu gestalten fördert eine gute Ent-
scheidungskultur.
Biel:
Bei Ihren Schritten zur „richtigen Ent-
scheidung“ fällt auf, dass neben Logik und Me-
thodik auch kulturelle Aspekte eine wichtige
Rolle spielen. Gibt es eine Entscheidungskul-
tur? Wenn ja, was kennzeichnet und was be-
wirkt diese Entscheidungskultur?
Dr. Kottbauer:
Ich erlebe Unternehmen mit
Chefs, die sehr schnell entscheiden, vielleicht zu
schnell und wenig überlegt. Genauso aber gibt
es Unternehmen mit Geschäftsführern, die nicht
entscheiden wollen, es irgendwie geschehen
lassen, wo letztlich dann in zweiter Reihe ent-
schieden wird. Ich wurde schon in Unternehmen
gerufen mit dem Hilferuf:
„Bitte zwingen Sie
unseren Chef zu Entscheidungen!
Wir kom-
men nicht voran, weil nichts entschieden wird.“
Biel:
Es gibt demnach in den Unternehmen
recht unterschiedliche Entscheidungskulturen?
Dr. Kottbauer:
Das kann man sagen. Es gibt
sehr unterschiedlich gelebte Kulturen im Um-
gang mit Entscheidungen. Wünschenswert
wäre meiner Ansicht nach eine Kultur, bei der
man
offen und bewusst mit der Thematik
Biel:
Zentral ist der Entscheidungsprozess. Der
Weg und die Wegweiser zur „richtigen Ent-
scheidung“. Gibt es nach Ihren Erfahrungen
Kriterien, die den optimalen Entscheidungspro-
zess kennzeichnen? Vielleicht ein „Entschei-
dungsmodell“?
Dr. Kottbauer:
Vor allem für wesentliche Ent-
scheidungen finde ich es sehr wichtig, in den
Unternehmen eine Vorgehensweise, einen Pro-
zess zu definieren, der eine Reihe von Kriterien
erfüllen soll. In Abbildung 2 ist ein in 10 Schrit-
te unterteilter Prozess dargestellt, den jeder für
sich individualisieren kann. Schon allein durch
das Festlegen einer systematischen Herange-
hensweise können von vornherein eine Reihe
typischer Fehler vermieden
werden. Bei je-
der Anwendung dieser prozessualen Vorge-
hensweise wird man wiederum dazulernen, den
Prozess noch besser zu gestalten, Zusammen-
hänge wird man finden und dadurch immer
bessere Entscheidungen treffen können. Unbe-
dingt sollte eine
Verknüpfung zum Risikoma-
nagement
hergestellt werden.
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