Controller Magazin 1/2018 - page 20

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Die Diskussion über internationale Gewinnver-
schiebungen von Unternehmen – zahlreiche
Großkonzerne waren in der Presse – hat si-
cherlich die breite Öffentlichkeit erreicht. Eini-
ge Leser werden auch die verschärften steu-
erlichen Regeln kennen. Viele Buchhalter und
Controller sind nämlich von den Auswirkungen
in Form von CbC-Reporting
1
und BEPS-Re-
geln
2
betroffen, d. h. mit operativen Teilfragen
betraut. Meist ist es eine Unterstützung der
Steuerabteilung. Typische Beispiele sind die
Bereitstellung von Debitoren-/Kreditoren- oder
IC-Listen
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, Bereitstellung von Plan-/Ist-Kalku-
lationen oder sogar Soll-Ist-Vergleiche beim
Margen-Monitoring. Nach meiner Erfahrung
sind es jedoch nur sehr wenige Controller, die
über die steuerstrategischen Fragen des Un-
ternehmens informiert sind.
So erkennen
viele nicht, welche Auswirkungen die
steuerlichen Transferpreis-Vorschriften
auf die gesellschaftsrechtliche GuV und
auf controllerische Steuerungskennzahlen
(z. B. Gross Profit, EBIT, ROS) erzeugen.
Ein Teil der Controller-Abteilungen arbeitet in-
tensiv an der Ergebnisrechnung und auch an
der Internen Leistungsverrechnung (ILV), um
steuerlich erzeugte Fehlinformationen zu be-
seitigen. In anderen Unternehmen ist hingegen
der genau entgegengesetzte Trend zu beob-
achten. Dort ist der steuerlich bedingte Auf-
wand der Anlass, die ILV abzuschaffen.
Schließlich, so die Vermutung, habe man mit
den steuerlichen Methoden ja bereits eine aus-
reichende Leistungsverrechnung. Sicher ist,
dass die steuerlichen Verrechnungspreisvor-
schriften bei grenzüberschreitenden Transakti-
onen zwischen verbundenen Unternehmen
sehr umfangreich sind.
Allerdings erfüllen
sie nicht immer die Steuerungszwecke.
Um
dies zeigen zu können, sollen in diesem Beitrag
die Grundzüge einer ILV, ihrer Philosophie in
Erinnerung gerufen werden. Insbesondere die
Abgrenzung zur Umlage steht im Fokus.
Interne Leistungsverrechnung
vs. Umlage
Es gibt im Controlling klassisch zwei Arten se-
kundärer Kosten: die interne Leistungsverrech-
nung mittels Verrechnungspreisen und Umla-
gen, also die Belastung von Kosten mittels ei-
nes Kostenschlüssels.
Ein Verrechnungspreis
ist immer je Einheit definiert
, d. h. je Stück
oder je Vorgang. Werden weniger Leistungsein-
heiten abgenommen, dann werden auch weni-
ger Kosten verrechnet. Die Belastung erfolgt zu
einem vorab festgelegten Preis; Plan- oder
Standard-Preis genannt.
Methodisch könnte
man die ILV als Weiterentwicklung der Um-
lage bezeichnen.
Während die Umlage im
Kern eine mehr oder minder willkürliche Kos-
Macht Transfer-Pricing die Interne Leistungs-
verrechnung (ILV) überflüssig?
von Guido Kleinhietpaß
– Teil 1 –
Macht Transfer-Pricing die ILV überflüssig?
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