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          schaftlichen Werkzeuge.
        
        
          Die Verantwor-
        
        
          tung der Controller ist es, das Management zu
        
        
          beraten und zu überzeugen, die passenden
        
        
          Werkzeuge zu implementieren. Mit einem
        
        
          Controlling Check (beschrieben im Beitrag
        
        
          „Richtig Entscheiden“, Kottbauer, Controller
        
        
          Magazin Heft 2/2016) können z. B. die Con-
        
        
          troller eine Selbsteinschätzung des Entwick-
        
        
          lungsstands des Controllings vornehmen. Die
        
        
          Schaffung der richtigen
        
        
          Strukturen und Pro-
        
        
          zesse liegt in der Verantwortung
        
        
          der Ma-
        
        
          nager,
        
        
          unterstützt durch die Controller. Dass
        
        
          die Führungskräfte das notwendige
        
        
          Know-
        
        
          how
        
        
          zur richtigen Interpretation der Informati-
        
        
          onen haben, liegt erst mal in der Eigenverant-
        
        
          wortung der Manager, aber auch da können
        
        
          die Controller durch die von Dr. Deyhle immer
        
        
          propagierte „liebenswürdige Penetranz“ bera-
        
        
          tend zur Seite stehen.
        
        
          Biel:
        
        
          Sie haben eine umfangreiche Methodik
        
        
          zum „richtigen Entscheiden“ aufgebaut. Gibt es
        
        
          eine „Kunst des Entscheidens“?
        
        
          Dr. Kottbauer:
        
        
          Die Kunst des Entscheidens ist
        
        
          vielleicht vergleichbar mit der Kunst eines ge-
        
        
          lungenen klassischen Konzerts. Es braucht ein
        
        
          vollständiges Orchester
        
        
          mit
        
        
          qualifizierten
        
        
          Musikern
        
        
          , das von
        
        
          einem exzellenten Diri-
        
        
          genten
        
        
          angeleitet wird. Jeder Musiker soll für
        
        
          sich sein Instrument beherrschen. Die Kunst
        
        
          des gelungenen Konzerts erwächst aus dem
        
        
          gelungenen
        
        
          Zusammenspiel aller Beteilig-
        
        
          ten
        
        
          zum richtigen Zeitpunkt unter geeigneten
        
        
          organisatorischen Voraussetzungen im klang-
        
        
          und stimmungsvollen Konzerthaus.
        
        
          Biel:
        
        
          Können wir das Bild eines Orchesters
        
        
          auch auf die Unternehmen übertragen?
        
        
          Dr. Kottbauer:
        
        
          Im Unternehmen sind viele
        
        
          „Musiker“ am harmonischen Dreiklang der Ent-
        
        
          scheidungsfindung beteiligt. Ein hervorragen-
        
        
          der „Dirigent“ kann eventuell auch unter
        
        
          schlechten Bedingungen (z. B. schlechte „Inst-
        
        
          rumente“, nicht so fähige „Musiker“, keine gu-
        
        
          ten Räumlichkeiten …) ein akzeptables Konzert
        
        
          zustande bringen. Wie gut aber könnte das
        
        
          Konzert sein, wenn die Harmonie umfänglich
        
        
          perfekt wäre? Die Kunst ist es, ständig und im-
        
        
          mer weiter, iterativ an der Harmonie des Drei-
        
        
          klangs zu arbeiten – die Perfektion ist dann
        
        
          vielleicht die Vision.
        
        
          miterlebt
        
        
          und so seine Meinung festigen kann.
        
        
          Deswegen ist der Prozess der Entscheidungs-
        
        
          findung so wesentlich, dieser soll die Menschen
        
        
          involvieren.
        
        
          Biel:
        
        
          Für gute Entscheidungen braucht man
        
        
          also mehr als BWL-Wissen?
        
        
          Dr. Kottbauer:
        
        
          Ja, die Betriebswirtschaft reicht
        
        
          aus meiner Sicht ganz und gar nicht aus, um in
        
        
          den Unternehmen gut entscheiden zu können,
        
        
          es braucht eben diesen
        
        
          Dreiklang von Werk-
        
        
          zeugen, Strukturen und den Menschen
        
        
          mit
        
        
          den passenden Fähigkeiten (siehe Abbildung 1).
        
        
          Biel:
        
        
          Ihre Antwort stößt die nächste Frage an.
        
        
          Eine Entscheidung ist, allgemein betrachtet, die
        
        
          Wahl einer von mindestens zwei möglichen
        
        
          Richtungen des Handelns oder Reagierens. Ge-
        
        
          rade in den Unternehmen ist das Treffen von
        
        
          Entscheidungen in der Regel nicht banal. Wo-
        
        
          rauf kommt es an, dass richtig entschieden
        
        
          wird?
        
        
          Was können
        
        
          und was sollten
        
        
          Controller
        
        
          und was die Manager zur optimalen Vorbe-
        
        
          reitung
        
        
          von Entscheidungen tun? Gibt es spe-
        
        
          zifische Voraussetzungen und Rahmenbedin-
        
        
          gungen von Entscheidungen?
        
        
          Dr. Kottbauer:
        
        
          Wie in den letzten Antworten
        
        
          bereits aufgezeigt, können die
        
        
          Controller
        
        
          schon allein durch die
        
        
          zur Verfügungsstel-
        
        
          lung der ausreichenden Informationen
        
        
          ei-
        
        
          nen sehr großen Anteil zur richtigen Entschei-
        
        
          dungsfindung beitragen. Dem zugrunde liegt
        
        
          die
        
        
          Etablierung der richtigen betriebswirt-
        
        
          Risiko vermindern
        
        
          bzw. bewusst machen. Es
        
        
          braucht also die
        
        
          geeigneten Prozesse
        
        
          , die
        
        
          geeigneten Organisationsstrukturen und
        
        
          die definierten Verantwortlichkeiten
        
        
          .
        
        
          Biel:
        
        
          Bis jetzt haben wir überwiegend formale
        
        
          Anforderungen diskutiert, aber weniger inhalt-
        
        
          liche und substanzielle Kriterien betrachtet.
        
        
          Dr. Kottbauer:
        
        
          Das ist ein wichtiger Aspekt.
        
        
          Die Entscheidungsbeteiligten müssen natürlich
        
        
          auch das
        
        
          Know-how
        
        
          bzw. die
        
        
          Erfahrung
        
        
          mit-
        
        
          bringen, um mit den vorhandenen Informa-
        
        
          tionen richtig umgehen zu können und die rich-
        
        
          tigen Entscheidungen abzuleiten.
        
        
          Biel:
        
        
          Was fehlt noch, wenn formal und inhaltlich
        
        
          richtig entschieden wird?
        
        
          Dr. Kottbauer:
        
        
          Am Ende zählt nicht allein die
        
        
          richtige Entscheidung, sondern
        
        
          am Ende zählt
        
        
          die erfolgreiche Umsetzung
        
        
          der möglichst
        
        
          richtigen Entscheidung. Umgesetzt wird von
        
        
          den Menschen, und nur, wenn diese dazu be-
        
        
          reit und
        
        
          motiviert
        
        
          sind, wird sich der Erfolg im
        
        
          hohen Maß einstellen.
        
        
          Biel:
        
        
          Also Betroffene zu Beteiligten machen?
        
        
          Dr. Kottbauer:
        
        
          Die Menschen wollen immer
        
        
          lieber das umsetzen, was sie selbst (mit-)ent-
        
        
          schieden haben. Dabei geht es nicht nur dar-
        
        
          um, dass man hinter der eigenen Entscheidung
        
        
          leichter stehen kann, sondern auch darum,
        
        
          dass man den
        
        
          Prozess der Meinungsbildung
        
        
          
            Abb. 2: Der Entscheidungsprozess
          
        
        
          
            Entscheidungen und Entscheidungsverhalten