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Wunsch geboren, ein Stückergebnis ausweisen zu können. Das tatsäch-
liche Stückergebnis aber war von Anfang an vorhanden. Um den DB I von
15 bzw. 10 zu ermitteln, war die Umlage nicht erforderlich. Im Gegenteil:
Die Umlage hat den Blick von der richtigen Zahl weggelenkt und den Leser
des Berichts in die Irre geführt.
Umlagen machen Arbeit
Das Beispiel war zu Darstellungszwecken simpel gehalten. Nur eine Größe
änderte sich. Trotzdem erzeugt der Schlüssel Umsatz eine Information, die
nicht zeigt, was real passiert ist.
Wenn argumentiert wird, die Umlage
sei eine einfache und preiswerte Variante der Kostenverteilung,
muss entgegnet werden: Die Umlage macht Arbeit. In diesem Ar-
beitsprozess wird eine richtige Zahl durch eine falsche Zahl er-
setzt.
Hinzu kommt, dass sich in der Praxis zahlreiche Faktoren gleich-
zeitig ändern: Materialpreise und -mengen, Verkaufspreise und der Sor-
timentsmix. Wer behält da noch die Übersicht? Ist das mit Umlagen über-
haupt möglich? Man mag angesichts der Versuchung zur (scheinbaren)
Vereinfachung kaum glauben, dass zu Analysezwecken sämtliche Umlagen
wieder rückgängig gemacht werden. Und wenn dies geschieht: Warum
wurden sie dann überhaupt erst eingeführt?
Leider wird eine umsatzabhängige Umlage nicht nur auf Artikelebene
eingesetzt, sondern auch für die Kostenverteilung zwischen Pro-
duktgruppen, Sparten, Gesellschaften und Ländern. Und je mehr Um-
lagen vorhanden sind, umso unübersichtlicher wird, was ökonomisch
wirklich passiert.
Auch bei steuerrechtlich motivierten Umlagen
z. B. im Rahmen der Dienstleistungsverrechnung ist daher Vor-
sicht geboten. Sie bilden lediglich den fiskalischen Willen zur
Steuererzielung ab – über eine betriebswirtschaftliche Richtig-
keit treffen sie keine Aussage.
Umlagen setzen falsche Anreize
Oft wird die Umlage damit begründet, dass ein indirekter, d. h. schlecht
messbarer Bezug zur Inanspruchnahme von internen Leistungen beste-
he. Diese Kosten müssten vom Empfänger der Leistung gedeckt werden.
Die Idee stimmt – aber die Umlage ist der falsche Weg. Die Idee passt
vielmehr zur ILV, denn dort wird für die in Anspruch genommene Menge
gezahlt.
Der interne Kunde kann die Höhe der Kosten durch eine
Verringerung oder Steigerung der Leistungsmenge steuern.
Daraus folgt zwingend, dass der Verrechnungspreis innerhalb der Pe-
riode nicht angepasst werden darf.
Das Ziel heißt hier Planungssicherheit
für den abnehmenden Bereich. Andernfalls wird jeglicher Motivationseffekt
zur sparsamen Verwendung der Leistung konterkariert. Zugleich würde ein
wichtiges Steuerungssignal für das Angebot dieser Leistung unterdrückt.
Nachträgliche Preisanpassungen sind eine perfide Form der Umlage.
Schon gar nicht sollte Artikel A aufgrund dieser Rechnung aus dem Sor-
timent genommen werden. Es gehen sofort 6.000 Euro DB I verloren.
Auch die Hoffnung, die 200 Stück Absatz auf Artikel B übertragen zu
können, hat keine sichere Grundlage. Selbst wenn es gelingen sollte, die
Absatzmenge auf B zu übertragen, so geht damit doch ein Margenverlust
von fünf Euro je Stück einher. Mit anderen Worten: Es gehen 2.000 Euro
Ergebnisbeitrag verloren. Damit wäre der DB II aufgezehrt.
Man kann also festhalten, dass diese Rechnungen weder eine relative
Vorteilhaftigkeit ermitteln noch Hinweise zur Sortimentsgestaltung ge-
ben. Wofür ist die Rechnung dann gut? Noch schlimmer wird es, wenn
man sich ansieht, wie die Umlage auf Basis des Schlüssels Umsatz eine
Preisänderung abbildet. Beispielhaft wird von einem Preisrückgang bei
Artikel B um 10% ausgegangen. Der Sachverhalt ist eigentlich einfach:
Die Marge bei B wird schlechter und das Ergebnis sinkt. Auf Artikel A darf
dies keinen Einfluss haben. Was aber zeigt die Umlage?
Die Umlage wirkt zugleich auf den nicht beteiligten Artikel A. Sie ver-
schlechtert dort das Ergebnis, was klar einer Ursache-Wirkungs-Bezie-
hung widerspricht. Mengen und Preise von A sind unverändert. Darum
hat sich bei Artikel A auch der DB I (6.000 Euro) nicht verändert.
Die
Umlage erzeugt ein Zerrbild der Wirklichkeit.
Die Zahl -494 ist reine
Fiktion. Genau genommen waren in den beiden davor gemachten Rech-
nungen auch -250 und 2.000 erfundene Größen. Sie waren aus dem
Abb. 3: Irreführende Umlage nach Umsatz
Abb. 4: Umlage und Preisänderung (Artikel B -10%)
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Macht Transfer-Pricing die ILV überflüssig?