Controller Magazin 1/2018 - page 30

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Entscheidungen, da man mehr Wissen und
Erfahrung hat, vor allem aber darf sich nie-
mand über Konsequenzen beschweren, die
selbst so (mit-)herbeigeführt worden sind.
Biel:
Mir ist eine Neuerscheinung zur Rezensi-
on zugegangen. Sie verspricht die
„effektive
Nutzung fortschrittlicher Algorithmen
in der
Unternehmenssteuerung“. Die Digitalisierung
erreicht zunehmend auch das Controlling. Wie-
weit werden wir es in der Zukunft verstärkt mit
automatisierten Abläufen zu tun haben? Wie
stark verändert sich der Automatisierungsgrad
von Entscheidungen?
Dr. Kottbauer:
Im 2016 erschienen Dream
Car-Bericht des Internationalen ControllerVer-
eins zu Business Analytics („Der Weg zur daten-
getriebenen Unternehmenssteuerung“) (ICV,
2016) prognostiziert das Autorenteam, dass im
Jahr 2026 der Großteil der Entscheidungen im
Unternehmen automatisiert ablaufen werde
(siehe Abbildung 3). Auch wenn die Umsetzung
langsamer als angekündigt sein wird, der Ent-
wicklung werden wir uns nicht verwehren kön-
nen. Ob tatsächlich auch taktische und vor al-
lem strategische Entscheidungen großteils au-
tomatisiert werden, daran habe ich noch meine
Zweifel. Eine
Entscheidungsunterstützung
sehe ich sehr wohl in allen Kategorien in einem
hoch automatisierten Zustand
.
Biel:
Lassen Sie uns bitte diesen wichtigen As-
pekt etwas vertiefen. Im Zuge der Digitalisie-
rung ist vermehrt von
MINT
die Rede (Fach der
vier Unterrichtsbereiche Mathematik, Informa-
tik, Naturwissenschaften und Technik). Können
sein und bewusst eingegangen werden.
Wenn man z. B. ein neues Produkt auf den
Markt bringt und selbst schätzt man das
Flop-Risiko mit 50 % ein, dann darf im
Nachhinein bei einem Flop nicht von einer
Fehlentscheidung gesprochen werden, denn
man hat ja mit einer Wahrscheinlichkeit ei-
nes Flops von 50 % gerechnet. Diese Art
des Denkens ist aber auch eine Kulturfrage
und muss erst erlernt werden.
·
Eine andere Angst ist, dass die
Entschei-
dung von bedeutenden Personen nicht
mitgetragen wird oder man die Konse-
quenzen bei einer Nichterreichung der
Ziele fürchtet
. Meine Erfahrung ist, dass
man dieser Angst am besten in der Form be-
gegnet, dass man die wesentlichen Perso-
nen in die Entscheidungsfindung mit einbin-
det. Gemeinsam trifft man oft die besseren
Biel:
Lassen Sie uns bitte diesen Aspekt vertie-
fen. Sowohl im privaten als auch im betriebli-
chen Bereich kennen wir die sprichwörtliche
„Angst vor Entscheidungen“
. Wie können
wir damit umgehen?
Dr. Kottbauer:
Arbeitet man heraus, wovor
man Angst hat, so kann man der Angst be-
wusst begegnen und diese verringern. Ich will
das mal an zwei Beispielen festmachen:
·
Die
größte Angst
ist wohl die vor einer
fal-
schen Entscheidung
. Folgt man, wie zuvor
beschrieben, bei der Entscheidungsfindung
einem definierten Prozess und analysiert da-
bei, welche
potenziellen Risiken
mit der
Entscheidung einhergehen, braucht man
zumindest keine Angst vor dem Unge-
wissen
haben. Das Risiko, das die Ent-
scheidung mit sich bringt, soll dann bekannt
Autoren
Dr. Markus Kottbauer
ist Gründer und Geschäftsführer der Strategie- und Management-
beratung aquma GmbH. Seit 2002 ist er Trainer der CA controller
akademie und Dozent an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich. Von
2013 bis 2016 leitete er den Verlag für ControllingWissen und war
Herausgeber des Controller Magazins.
E-Mail:
Fachjournalist (DFJS) Dipl.-BW Alfred Biel
ist Autor, Interviewer und Rezensent verschiedener Medien, mit
reichhaltiger Erfahrung aus verantwortlichen Konzern-Tätigkei-
ten und Aufgaben in mittelständischen Unternehmen. Betriebs-
wirtschaftliches und journalistisches Studium. Ehrenmitglied
des Deutschen Fachjournalisten Verbandes (DFJV) und des In-
ternationalen Controller Vereins (ICV).
E-Mail:
Entscheidungen und Entscheidungsverhalten
Abb. 3: Der Anstieg des Automatisierungsgrades von Entscheidungen laut Dream Car-Bericht zu Business Analytics (ICV, 2016, S. 58)
1...,20,21,22,23,24,25,26,27,28,29 31,32,33,34,35,36,37,38,39,40,...116
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