CONTROLLER Magazin 2/2018 - page 80

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Hier wird nach dem Bestellumsatz der stornier-
te Umsatz abgezogen und es ergibt sich der
Versandumsatz. Danach folgen die Retouren,
die je nach Geschäftsmodell bis zu 50% aus-
machen können, und es folgt der Warenum-
satz. Nach den Wareneinsatzkosten kommen
wir zum Rohertrag. Nach Abzug der SEK, wie
z. B. Fracht, folgt der DB I. Nun werden die Mar-
ketingkosten z. B. für Google Adwords, Gut-
scheinanbieter, etc. abgezogen, und es ergibt
sich der DB II. Zum Abschluss werden die Foto-
kosten angegeben, die z. B. im Modehandel
rund 35 Euro pro Artikel ausmachen können.
Erst jetzt folgen die Strukturkosten, wie z. B.
Miete für das Verwaltungsbüro und Personal-
aufwand. Wenn beim eCommerce-Händler die
klassische BWA angewandt werden würde, lie-
ße sich gar nicht erkennen, in welchem Bereich
ein negativer DB vorliegt, um spezifische Maß-
nahmen zu ergreifen (vgl. Abbildung 2 und 3).
Die Deckungsbeitragsrechnung (Abbildung 2),
welche gewöhnlich in der Industrie oder im
Großhandel verwendet wird, zeigt erst im
EBITDA einen Verlust auf. In der zweiten De-
ckungsbeitragsrechnung (Abbildung 3) lässt
sich erkennen, dass bereits ein negativer De-
ckungsbeitrag im operativen Geschäft, hier
DB II, vorliegt. In einem ähnlichen Stil sollte
sich auch der Einzelhandel orientieren und die
BWA entsprechend auf sein Kerngeschäft zu-
schneiden.
Wie die BWA für den Einzelhandel
aufgebaut sein sollte
Aus der Sportschau kennen wir den typischen
Satz des Kommentators, wenn ein Gegentor bei
einer Mannschaft fällt und die Entstehung in
der Wiederholung gezeigt wird – „Da stimmt
die Zuordnung nicht“. Für die Lösung im Einzel-
handel kommen wir damit zum Responsible
Accounting und Decision Accounting.
In dem Beispiel mit der Filiale ist zu klären,
welche Kennzahlen Einkauf bzw. Verkauf be-
einflussen können. Liegen diese Erkenntnisse
vor, können auch die Verantwortlichkeiten
festgelegt und entsprechende Maßnahmen
eingeleitet werden.
Praxistipp: Deckungsbeitragsrechnung nach
Beeinflussbarkeit sortieren
In der Regel hat die Verkaufsleitung die Haupt-
verantwortung für den Umsatz und das Ver-
kaufspersonal. Der Einkauf ist verantwortlich
für den Umsatz und den Rohertrag bzw. die
Rohertragsmarge, da hier die Preisreduzierun-
gen der Artikel bestimmt und die Einkaufsprei-
se bzw. Eingangsspannen mit den Lieferanten
ausgehandelt werden. Damit die entsprechen-
den Verantwortlichkeiten und Einflüsse fest-
gelegt werden können, bietet sich der BWA-
Aufbau in Abbildung 4 an.
In diesem Beispiel wird nach dem Umsatz der
Aufwand für das Verkaufspersonal abgezogen
und es folgt der DB I. Für diesen DB I hat die
Verkaufsleitung die Verantwortung. Nach dem
DB I wird der Wareneinsatz subtrahiert und es
ergibt sich der DB II. Der Rohertrag wird wie-
derum auf den Umsatz bezogen (Umsatz –
Wareneinsatz).
Autor
Kristoffer Ditz
ist Leiter der Hanseatic Business School und verfügt über mehr-
jährige Erfahrung im Controlling. An der Hochschule Fresenius ist
er als freiberuflicher Dozent tätig. Seine Schwerpunkte sind das
Ein- und Verkaufscontrolling sowie Online-Controlling.
E-Mail:
Abb. 1: DBR als Steuerungsinstrument
Abb. 2: DBR in Industrie und Großhandel
Abb. 3: DBR mit Deckungsbeitrag II und III
Abb. 4: DBR mit DB I und II
Deckungsbeitragsrechnung im Einzelhandel
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