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          Wenn wir uns die typische BWA aus der Be-
        
        
          triebswirtschaft ansehen, beginnt diese in der
        
        
          obersten Zeile mit dem Umsatz. Es folgen der
        
        
          Wareneinsatz, der Rohertrag, die Strukturkos-
        
        
          ten, wie Personal und Miete, das EBITDA, Ab-
        
        
          schreibungen und schließlich der EBIT.
        
        
          In der Regel wird, nachdem die BWA erstellt
        
        
          wurde, in monatlichen Meetings mit den ver-
        
        
          antwortlichen Ressortleitern über die Ergebnis-
        
        
          se bzw. deren Abweichungen gesprochen.
        
        
          Was in der Industrie gut funktionieren mag, ist
        
        
          im Einzelhandel etwas schwerer umzusetzen.
        
        
          Gemäß dem Fall, dass der Umsatz einer Filiale
        
        
          von einem Unternehmen zum Plan oder Vor-
        
        
          jahr verfehlt wurde, spielen sich der Verkaufs-
        
        
          leiter und der Einkaufsleiter meistens die
        
        
          Schuld für die negativen Abweichungen ge-
        
        
          genseitig zu. Aus dem Verkauf werden die Sät-
        
        
          ze laut wie „Ihr reduziert zu hoch“ oder „Ihr re-
        
        
          duziert die falschen Artikel“, während der Ein-
        
        
          kaufsleiter der Verkaufsleitung vorwirft, hoch
        
        
          reduzieren zu müssen, damit die Umsatzziele
        
        
          überhaupt erreicht werden, weil das Verkaufs-
        
        
          personal auf der Fläche zu wenig verkaufe.
        
        
          Hier ist die Geschäftsführung gefragt, den
        
        
          Konflikt der beiden zu lösen bzw. die Schwach-
        
        
          stellen der jeweiligen Filiale zu erkennen. In ei-
        
        
          nigen Fällen vertraut sie demjenigen, der die
        
        
          besseren Argumente oder auch Rhetorik her-
        
        
          vorbringt. Sollte die Geschäftsführung hier un-
        
        
          schlüssig sein, wird die BWA der Filiale heran-
        
        
          gezogen und der EBIT oder auch Jahresüber-
        
        
          schuss bzw. Jahresfehlbetrag analysiert. Bei
        
        
          negativen Ergebnissen kommt es dann nicht
        
        
          selten zu falschen Schlüssen wie z. B. Laden-
        
        
          umbau, weiteren Preisreduzierungen oder gar
        
        
          zur Schließung der Filiale. Bedauerlicherweise
        
        
          liefert die klassische BWA aus der Industrie
        
        
          nicht die Erkenntnisse, die für die Steuerung
        
        
          eines Filialgeschäfts hilfreich sein könnte, um
        
        
          zu erkennen, ob die Filiale erfolgreich war.
        
        
          
            Was der Einzelhandel vom
          
        
        
          
            E-Commerce aus dem
          
        
        
          
            Controlling lernen kann
          
        
        
          Damit ein Filialunternehmen mit einer BWA
        
        
          besser gesteuert werden kann, sollte es sich an
        
        
          der BWA eines E-Commerce Händlers orientie-
        
        
          ren. Im Online- und Versandhandel spielen die
        
        
          Kennzahlen wie die Retouren-Quote, SEK (Son-
        
        
          dereinzelkosten Vertrieb) Marketingkosten
        
        
          (Google AdWords, Retargeting, etc.) und Foto-
        
        
          kosten eine bedeutsame Rolle. Aus diesem
        
        
          Grund wird hier folgende BWA bzw. DBR ange-
        
        
          wandt (vgl. Abbildung 1).
        
        
          
            Deckungsbeitragsrechnung im Einzelhandel
          
        
        
          
            Wieso die klassische BWA für die Steuerung des Geschäfts im
          
        
        
          
            Einzelhandel nicht ausreicht
          
        
        
          von Kristoffer Ditz
        
        
          
            CM März / April 2018