CONTROLLER Magazin 2/2018 - page 39

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in Westdeutschland. Die Unterschiede lassen sich also nicht allein mit
der allgemein höheren Erwerbstätigkeit von Frauen im Osten erklären.
Bei genauerer Betrachtung der Zahlen wird ersichtlich, dass insbesonde-
re in den höheren Alterskategorien erhebliche Unterschiede im Frauen-
anteil zwischen beiden Regionen bestehen (vgl. Abbildung 5). Während
im Controlling mehr als 60% der über 50-Jährigen im Osten Frauen sind,
beläuft sich deren Anteil in Westdeutschland lediglich auf knapp 35%.
Mit abnehmendem Alter nähern sich die Werte beider Regionen zwar
zunehmend an, der Anteil weiblicher Controller liegt aber selbst bei den
unter 30-Jährigen im Osten immer noch um 4 Prozentpunkte über dem
Vergleichswert im Westen.
Regionale Unterschiede im Verhältnis von Controllerinnen und Controllern
bestehen zudem im Hinblick auf die Unternehmensgröße und in Bezug auf
die Branche (vgl. Abbildungen 6 und 7). So ist der Trend zu mehr Control-
lerinnen bei großen Betrieben in den neuen Bundesländern deutlicher
ausgeprägt als in den alten. Außerdem liegt der Anteil weiblicher Control-
ler im Osten in den Bereichen „Bergbau, Energie, Wasser“, „Verkehr und
Lagerei“ sowie in der öffentlichen Verwaltung wesentlich über den ent-
sprechenden Werten im Westen (Unterschied etwa 15-20 Prozentpunkte).
Erstaunliche Ergebnisse liefert außerdem die regionale Differenzierung bei
Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen. Zum einen ist zu beobachten, dass
die Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Controllerinnen ver-
gleichsweise gering ausfallen. Ostdeutsche Controllerinnen üben ihre Tä-
tigkeit nur zu 5% seltener in Teilzeit aus als ihre westdeutschen Kollegin-
nen. Zum anderen fällt auf, dass männliche Controller in Ostdeutschland
ihrer Beschäftigung häufiger in Teilzeit nachgehen als ihre Pendants in den
alten Bundesländern (Unterschied 3 Prozentpunkte). Im Ergebnis führt dies
dazu, dass der Anteil von Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen im Control-
ling mit 15% im Westen und 16% im Osten kaum voneinander abweicht.
Fazit
Was gilt es also festzuhalten? Controlling ist ein Berufsfeld, welches im
Hinblick auf die Gleichstellung von Mann und Frau im Berufsleben schon
weit gekommen ist. Zumindest für die Zahl der Beschäftigten lässt sich
feststellen: In bestimmten Bereichen des Berufs ist die Parität zwischen
Männern und Frauen bereits heute erreicht bzw. wird zu Gunsten der
Frauen überschritten. Dies gilt insbesondere für die neuen Bundeslän-
der, in Branchen wie der öffentliche Verwaltung und dem Gesundheits-
und Sozialwesen, für jüngere Altersklassen sowie für Tätigkeiten im Ein-
stiegsbereich der beruflichen Karriere. Im Vergleich zu anderen Finanz-
und Managementberufen kann das Controlling zudem als Vorreiter be-
zeichnet werden, da der Frauenanteil im Controlling häufig deutlich über
dem der anderen Berufe liegt. Außerdem scheint der Trend für die kom-
menden Jahre klar. Insgesamt machen die Zahlen deutlich:
Das Con-
trolling ist bei weitem keine Männerdomäne (mehr)
. Dieses Bild
vom Controlling geht in vielen Fällen schlicht an der Realität vorbei.
Abschließend wollen wir an dieser Stelle noch zwei Anmerkungen
machen. Zum einen sei darauf hingewiesen, dass bei der Beurteilung
der Daten der BA zu beachten ist, dass diese lediglich Kopfzahlen
darstellen. Außer der dichotomen Unterscheidung danach, ob Beschäf-
tigte ihre Tätigkeit in Vollzeit oder Teilzeit ausüben, beinhalten die Daten
keine Informationen über die tatsächliche Arbeitszeit der einzelnen
Beschäftigten. In Anbetracht des hohen Anteils von Controllerinnen, die
ihre Tätigkeit in Teilzeit ausüben, kann der zunächst hoch erscheinende
Frauenanteil im Controlling darüber hinwegtäuschen, dass Controllerin-
nen de facto doch weniger paritätisch im Beruf eingebunden sind, als
es die Zahlen suggerieren. Informationen über Vollzeitäquivalente
würden genauere Aussagen über die Gleichstellung von Männern und
Frauen im Beruf ermöglichen. Diese sind aber – zumindest nach der
heutigen Erfassungsmethodik – nicht möglich. Zum anderen sind die
Beschäftigungsdaten der BA wenig bis kaum in der Lage, Einblicke in
die Charakteristika der Controller und Controllerinnen, deren Probleme
im Beruf sowie deren Erfolg zu ermöglichen. Ebenso sind Aussagen
zum Gehalt durch die Daten der BA nur begrenzt möglich. An dieser
Stelle sind fragebogenbasierte Erhebungen weiterhin unumgänglich.
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Fußnote
1
Diese Zahl umfasst die in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit im
Berufsfeld „Controlling“ ausgewiesenen sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigten. Darin nicht enthalten sind freiberuflich tätige und verbe-
amtete Controller.
CM März / April 2018
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