CONTROLLER Magazin 2/2018 - page 33

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Das Thema Gender hat in den letzten Jahren
immer mehr an Bedeutung gewonnen und wird
von manchen Autoren sogar als einer der
Megatrends unserer Zeit bezeichnet (vgl. z. B.
Welpe 2014). Langjährige Debatten um die Ein-
führung einer Frauenquote für Aufsichtsräte
und Vorstände in deutschen Großunternehmen
oder Maßnahmen zur Beseitigung der Lohnun-
terschiede zwischen Männern und Frauen – um
nur einige Beispiele zu nennen – haben einen
breiten Raum im öffentlichen Diskurs einge-
nommen und nicht zuletzt zur Einführung neuer
gesetzlicher Regelungen geführt.
Leitgedanke
Die verstärkte Beachtung der ungleichen Be-
handlung von Männern und Frauen im Ar-
beitsleben und das Ziel, diese schrittweise zu
beseitigen, beruhen u. a. auf der Idee des Gen-
der Mainstreaming – ein Leitgedanke, der von
der Europäischen Union im Jahr 1996 formu-
liert und im Jahr 1999 durch den Amsterda-
mer Vertrag verpflichtend für die Mitglieds-
staaten eingeführt wurde. Seitdem hat eine
Vielzahl von Maßnahmen dafür gesorgt, dass
der Anteil von Frauen im Erwerbsleben auch in
Deutschland deutlich zugenommen hat und
die geschlechtsspezifische Diskriminierung
von Frauen zurückgegangen ist.
Gender-Controlling
Das Controlling ist nicht unbeeinflusst von die-
sen politischen Entwicklungen und ihren Aus-
wirkungen auf dem Arbeitsmarkt geblieben.
So ist das Controlling weit weniger män-
nerdominiert, als man intuitiv vermuten
mag:
Bereits im Jahr 2013 waren 44 % der
Controller in Deutschland Frauen (vgl. Grun-
wald-Delitz et al. 2014). Und auch im Tätig-
keitsspektrum des Controllings hat das Gen-
der-Mainstreaming Spuren hinterlassen. Mit
Hilfe von Gender-Controlling haben einzelne
Institutionen bereits vor Jahren begonnen, die
Gleichstellungsperspektive und damit Gleich-
stellungsziele in ihren routinemäßigen Pla-
nungs- und Steuerungsprozess zu integrieren
und den Erfolg bei Gleichstellungszielen syste-
matisch zu kontrollieren (vgl. z. B. Angst 2008;
Buckermann-Grömm et al. 2002).
Angesichts der Bedeutung des Themas ver-
wundert es, dass es nur wenige empirische Er-
kenntnisse über die Gendersituation in den
Controllerbereichen gibt. Das Ziel der wenigen
bislang existierenden Studien bestand vor allem
darin, Unterschiede zwischen männlichen und
weiblichen Controllern herauszuarbeiten. So
zeigt eine Untersuchung aus dem Jahr 1985,
dass weibliche Management Accountants in
den USA durchschnittlich über weniger Berufs-
erfahrung verfügen und geringere Gehälter er-
halten, sich diese aber im Vergleich zu ihren
männlichen Kollegen als genauso erfolgreich
einschätzen (vgl. Keys 1985). Die Studie zeigt
zudem, dass keine Unterschiede in Bezug auf
Karriere, Familie und Privatleben in Abhängig-
keit vom Geschlecht eines Controllers festge-
stellt werden können.
CM März / April 2018
Das Controlling ist (fast) keine Männerdomäne!
von Utz Schäffer, Jürgen Weber und Stefan Grunwald-Delitz
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