Controller Magazin 6/2018 - page 57

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ebenfalls als vorteilhaft zu betrachten. Diese
geforderte Mindestverzinsung ist unterneh-
mensintern festzulegen. Im einfachsten Fall
kann dies der Zinssatz sein, der zur Kapitalbe-
schaffung benötigt wird.
Entgegen der beiden anderen genannten Me-
thoden betrachtet das Verfahren des internen
Zinsfußes jede Planperiode individuell. Dadurch
kann Abweichungen im zeitlichen Anfall und in
der Höhe einzelner Zahlungsströme adäquat
Rechnung getragen werden. Da die Zahlungs-
ströme diskontiert werden, ist auch der Zeit-
wert des Geldes angemessen berücksichtigt.
Der interne Zinsfuß bietet sich an, wenn der Ka-
pitaleinsatz und/oder die Laufzeit der zu prü-
fenden Investitionen voneinander abweichen. In
diesen Fällen verliert das Verfahren des Kapi-
talwerts, der den gesamten Erfolg in einer ab-
soluten Zahl ausweist, seine Aussagekraft.
Weiterhin können unterschiedliche Investitions-
alternativen, beispielsweise neben Produkti-
onsmaschinen auch Immobilien und Finanzan-
lagen, verglichen werden. Durch die perioden-
gerechte Betrachtung und den Ausweis einer
Rendite lassen sich diese Alternativen mit dem
internen Zinsfuß besonders gut vergleichen.
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Voraussetzungen des internen Zinsfußes sind fi-
nanzmathematische Kenntnisse oder eine ent-
sprechende Software. Sind diese nicht vorhan-
den, kann jedoch auch die Rentabilitätsrech-
nung eingesetzt werden. Dieses Verfahren ver-
langt als statische Methode keine besonderen
mathematischen Fähigkeiten und verfolgt den-
noch einen ähnlichen Ansatz wie der interne
Zinsfuß. Es wird auch eine Verzinsung, bezie-
hungsweise Rendite, ermittelt. Steht die Wahl
des Verfahrens frei, sollte aber eher dem inter-
nen Zinsfuß Vorzug gegeben werden, da dieses
Verfahren durch die periodengerechte Betrach-
tung eine höhere Schärfe und Eignung aufweist
als die statische Rentabilitätsrechnung.
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Bei vielen unterschiedlichen Zahlungsströmen
muss zur Bestimmung des internen Zinsfußes
eine Gleichung höheren Grades (n > 4) gelöst
werden, für die es keine allgemeine Lösung
gibt.
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Aus diesem Grund existieren verschiede-
ne Annäherungsmethoden für den internen
Zinsfuß. Die gebräuchlichste ist die lineare In-
terpolation, bei der sich dem internen Zinsfuß
nung einen Zeitraum oder Zeitpunkt; und keine
monetären Ergebnisse. Zu einer vollständigen
Betrachtung der Wirtschaftlichkeit kommt es
nicht.
Wegen der hier genannten Gründe kann die
Amortisationszeit nur einen Teil der Investiti-
onsbewertung abdecken. Zwar kann das Ver-
fahren eine Einschätzung zum Investitionsrisiko
geben. Dennoch sollte das Verfahren nie allei-
ne, sondern stets in Kombination mit wenigs-
tens einem weiteren Investitionsrechnungsver-
fahren angewendet werden.
Kostenvergleichsrechnung
Dieses Verfahren ist eines der intuitivsten. Ent-
sprechend dem Namen werden nur Kosten mit-
einander verglichen. Per Definition sind Investi-
tionen jedoch grundsätzlich mit Kosten behaf-
tet. Aus diesem Grund ist die Kostenvergleichs-
rechnung nur geeignet, um eine Auswahl
zwischen mehreren Alternativen zu treffen, da
sonst der Referenzwert fehlt. Neben den Kos-
ten zum Unterhalt einer Investition sind auch
zwingend die Kapitalkosten aus Abschreibun-
gen und (kalkulatorischen) Zinsen zu berück-
sichtigen. Die Kostenvergleichsrechnung be-
rücksichtigt keine Erfolgsdimension, bzw. un-
terstellt allen Alternativen gleich hohe Erlöse.
Dadurch können beispielsweise auch Unter-
schiede in der Qualität und Menge der Erzeug-
nisse verschiedener Investitionsalternativen
nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Aufgrund des begrenzten Betrachtungshori-
zonts sollte die Kostenvergleichsrechnung nur
eingesetzt werden, um einen ersten groben
Überblick über die mögliche Vorteilhaftigkeit
verschiedener Alternativen zu gewinnen.
Interner Zinsfuß
In diesem Verfahren wird der Zinssatz gesucht,
bei dem der Kapitalwert genau 0,- € beträgt.
Daher wird der interne Zinsfuß mitunter als Va-
riation der Kapitalwertmethode verstanden. Bei
mehreren Alternativen ist jene auszuwählen,
welche den höchsten Zins aufweist. Liegt der
Zinssatz einer einzelnen Alternative über der
geforderten Mindestverzinsung, so ist diese
Amortisationsrechnung
Im Gegensatz zu den anderen statischen Ver-
fahren basiert die Amortisationsrechnung auf
Zahlungsgrößen statt auf den buchhalteri-
schen Größen. In der Theorie werden die zu-
künftigen Einzahlungsüberschüsse aus der In-
vestition zugrunde gelegt. Häufig sind diese
Daten in der Praxis aber nicht in ausreichender
Schärfe für ein bestimmtes Investitionsobjekt
vorhanden. Daher erfolgt die Ermittlung der
Amortisationszeit in der Regel über den Ge-
winn, dem die geplanten Regelabschreibungen
hinzugefügt werden.
Liegen mehrere Investitionsalternativen vor, so
ist die mit der geringsten Amortisationszeit zu
präferieren. Bei nur einer Investitionsmöglich-
keit ist diese lohnend, wenn sie sich innerhalb
der gewünschten Zeit amortisiert hat. Hinter
dieser Entscheidungsregel steht die Überle-
gung, das Unternehmen möglichst schnell ge-
gen einen Kapitalverlust abzusichern. Sicher-
heits- und Liquiditätsaspekte stehen im Zent-
rum dieses Gedankens. Prinzipiell kann die
Amortisationszeit in einer statischen und einer
dynamischen Variante berechnet werden. Bei
der statischen Variante werden die Zahlungs-
ströme in Form der Durchschnittsperiode be-
trachtet. Bei der dynamischen Version wird jede
Periode individuell betrachtet. Beiden Formen
ist der Vorteil gemein, dass durch die Betrach-
tung der Zahlungsströme bereits wichtige Da-
ten für die Finanzplanung geliefert werden.
In der statischen Variante unterliegen die In-
und Output-Parameter jedoch einer gewissen
Unschärfe, da individuelle Aspekte zukünftiger
Perioden konzeptionell nicht berücksichtigt
werden. Die Summe des Rückflusses kann in
beiden Verfahren nur geschätzt werden und
stellt damit einen Unsicherheitsfaktor dar. Fehl-
einschätzungen können in der dynamischen
Amortisationsrechnung zu größeren Abwei-
chungen führen als bei der statischen Variante.
Weiterhin kann die Amortisationsrechnung
prinzipiell dazu verleiten, kurzfristige Investitio-
nen langfristigen vorzuziehen. Der Grund liegt
darin, dass alle Zeiträume nach dem Amortisa-
tionszeitpunkt – und deren ökonomische Kon-
sequenzen – von diesem Verfahren nicht weiter
berücksichtigt werden. Im Gegensatz zu ande-
ren Verfahren ermittelt die Amortisationsrech-
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