Controller Magazin 6/2018 - page 56

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folgt von der Kostenvergleichsrechnung und
dem internen Zinsfuß. Zur Gewinnvergleichs-
rechnung wird am seltensten gegriffen, obwohl
diese nur eine geringfügige Erweiterung der
Kostenvergleichsrechnung darstellt. Bei dieser
Betrachtung bleiben zeitliche Entwicklungen je-
doch unerkannt. Zudem erfüllen nicht alle Zeit-
reihen die Anforderungen einer Normalvertei-
lungsapproximation, nach der wenigstens 30
Einzelmesswerte vorliegen müssen.
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(Erste)
qualitative Betrachtungen und Tendenzaussa-
gen sind dennoch zulässig.
Die Auswertung der einzelnen Zeitreihenverläu-
fe zeigt, dass
zwischen 1970 und 2014 in
Summe der Einsatz der Investitionsrech-
nungsverfahren gestiegen
ist. Auch wenn
die Amortisationsrechnung durchschnittlich am
häufigsten angewendet wird, ist ihr Einsatz im
Zeitverlauf leicht abnehmend.
Zunehmend ist
hingegen die Anwendung der beiden dyna-
mischen Verfahren
. Mögliche Ursachen kön-
nen eine gesteigerte Datenverfügbarkeit und
Leistungsfähigkeit der betrieblichen EDV-Sys-
teme sein. Bereits 1986 vermuteten die Auto-
ren Broer/Däumler ähnliche Zusammenhänge.
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Weitere Studien weisen darauf hin, dass die
Auswahl und Anwendungshäufigkeit der Me-
thoden auch im Zusammenhang mit der Unter-
nehmensgröße stehen kann. So wenden größe-
re Unternehmen die dynamischen Verfahren
vermehrt an. Kleinere Betriebe bleiben eher bei
den statischen Verfahren.
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Bei der Betrachtung der einzelnen Zeitreihen im
politischen und gesellschaftshistorischen Kon-
text lassen sich Indizien gewinnen, dass insbe-
sondere größere konjunkturelle Vorfälle Auswir-
kungen auf die Anwendungshäufigkeit einzelner
Verfahren haben könnten. Vor allem die dynami-
schen Verfahren und die Amortisationsrech-
nung zeigen deutliche qualitative Verringerun-
gen der Anwendungshäufigkeit in rezessiven
Zeiten. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der zu-
grundeliegenden Studien kann eine quantitative
Auswertung jedoch nicht redlich erfolgen.
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Dass es zu Tiefpunkten in konjunkturell
schlechten Zeiten kommt, in denen beispiels-
weise über Zinssenkungen die Investitions-
quote erhöht werden soll, ist zunächst überra-
schend. Entsprechende wirtschaftspolitische
Maßnahmen sollten im Rahmen der betriebli-
chen Planungsprozesse statt zu einer Abnahme
zu einer Zunahme von Investitionen führen. So-
weit diese Maßnahmen aber im Erhebungsmo-
ment noch nicht greifen, kann die verringerte
Investitionstätigkeit in diesen konjunkturellen
Phasen eine Erklärung für eine Abnahme der
Berechnungen sein. Auch ein für diese Phasen
typischer Personalabbau könnte dazu führen,
dass weniger Investitionsrechenverfahren ein-
gesetzt werden.
Auffallend ist zudem, dass die beiden letzten
Studien von PwC im Jahr 2010 und Osten-
dorf/Herzog im Jahr 2014 in beinahe jedem
Verfahren unter dem Durchschnitt des ge-
samten Betrachtungszeitraums liegen. Die
Ausnahme für beide Studien stellt die Gewinn-
vergleichsrechnung dar. Hier liegt die PWC-
Studie sechs Prozentpunkte und die Erhebung
von Ostendorf/Herzog drei Prozentpunkte
über dem Durchschnitt. Zusätzlich liegt die
PwC-Studie bei der Kapitalwertmethode über
dem Durchschnitt.
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Dies indiziert,
dass die Anwendung der In-
vestitionsrechnungsverfahren – entgegen
des langfristigen Trends – aktuell wieder
rückläufig ist.
Die expansive Geldpolitik der
EZB kann als ein möglicher Erklärungsansatz
herangezogen werden. Diese Form der Geld-
politik kann bewirken, dass Fremdkapitalkos-
ten sinken. Das finanzielle Risiko einer (An-
schluss-) Finanzierung wird dadurch reduziert.
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Inwieweit diese Hypothese zutreffend ist, be-
darf der weiteren empirischen Überprüfung.
Eventuell mit einer besonderen Fragestellung
hinsichtlich dieses Aspekts.
Methodik und Eignung
der Verfahren
Wie zuvor beschrieben kommen die Amortisati-
onsrechnung, die Kostenvergleichsrechnung
und der interne Zinsfuß in Unternehmen am
häufigsten zum Einsatz. Daher werden diese
drei Verfahren im Folgenden näher diskutiert.
Abb. 3: Vergleich der Verfahren mit Median und arith. Mittel
n = 18
n = 25
n = 17
n = 26
n = 35
n = 35
Investitionsrechnungsverfahren
1...,46,47,48,49,50,51,52,53,54,55 57,58,59,60,61,62,63,64,65,66,...116
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