Controller Magazin 6/2018 - page 46

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durch Entwicklung der International Business
Communication Standards
4
), finden sich immer
noch ausreichend Beispiele, die nicht den mo-
dernen Datenvisualisierungs-Grundsätzen ent-
sprechen und für die die Data-Ink ratio auch
heute noch relevant bleibt. Denn Darstellungen
in der Praxis sind selten zu minimal, also zu
sehr auf das Wesentliche reduziert, sondern
leiden meist doch eher an einer Überfrachtung
mit vielen unnötigen, nicht daten-bezogenen
Elementen. Zu fragen, was man an einer Dar-
stellung noch weglassen kann, wird daher in
vielen Fällen immer noch der erste und beste
Ansatzpunkt sein, diese zu verbessern. Eine
Orientierung an den Prinzipien der Data-Ink
ratio hilft, eine auf die Daten fokussierte Dar-
stellung mit klarer Botschaft zu erzielen.
Fußnoten
1
Tufte E: The Visual Display of Quantitative In-
formation (1983, 2001), S. 106-121.;
2
Vgl. für
eine ausführliche Umsetzung in Excel, Unrein
D.: Excel im Controlling: Die wichtigsten Metho-
den für ein effizientes Reporting. Vahlen Verlag:
2016, S. 241-270.;
3
Few S.: Sometimes We Must
Raise Our Voices, Visual Business Intelligence
Newsletter, January/February 2009,
perceptualedge.com/articles/visual_business_
intelligence/sometimes_we_must_raise_our_
voices.pdf;
4
tig sind und welche nicht – wie in Abbildung 4
am Beispiel-Fall gezeigt. Eine ähnliche Funk-
tion erfüllt beispielsweise Rot für eine hohe
(negative) Soll-Ist-Abweichung in einem be-
stimmten Monat, während die anderen Mo-
nate/Säulen grau formatiert sind.
Fazit
Auf unwesentliche oder redundante Darstel-
lungs-Elemente ist bei Visualisierungen weitge-
hend zu verzichten. Wesentlich sind die Daten
und die daraus zu gewinnenden Erkenntnisse.
Bessere Diagramme und Darstellungen können
daher durch Fokussierung auf die Daten im Sin-
ne einer hohen Data-Ink ratio erreicht werden.
Dies muss nicht so radikal sein, wie ursprüng-
lich von Tufte im Rahmen der Entwicklung die-
ser Kennzahl angedacht. Es kann durchaus
Sinn machen oder sogar angebracht sein, be-
stimmte Teilelemente einer Darstellung durch
zusätzlichen Kontext oder durch ergänzende
Formatierungen aufzuwerten. Die Data-Ink ra-
tio bietet aber auch heute noch (35 Jahre nach
ihrer Entwicklung) einen guten Ansatz-Punkt
für die Reporting-Praxis, Darstellungen, Dash-
boards und Diagramme auf unnötige Elemente
zu prüfen. Denn: Trotz der (unbestrittenen) Ver-
besserungen des Information Designs im be-
trieblichen Kontext in den letzten Jahren (auf-
bauend auf der Basis-Arbeit von Tufte bspw.
Hervorhebung
eines bestimmten Sachverhalts
in einer Darstellung eingesetzt werden. Diese
fungiert dann ähnlich einer
erhobenen Stim-
me
bei einem Vortrag, um die
Wichtigkeit ei-
ner bestimmten Information auch optisch
speziell hervorzuheben
.
3
In Abbildung 4 wird
der Umsatz des Unternehmens „Smartklickz“
mehrfach, also redundant, dargestellt: über
den Balken, die Achse (über die die Umsätze
der anderen Unternehmen erfasst werden kön-
nen) sowie die Beschriftung – diese allerdings
speziell nur für dieses Unternehmen. In Verbin-
dung mit einer ergänzenden textlichen Bot-
schaft (siehe Sonder-Tipp 4) sowie der farbli-
chen Hervorhebung (siehe Sonder-Tipp 5) wird
die Fokussierung auf das Unternehmen durch
diese Redundanz bewusst/besonders unter-
stützt (siehe auch online unter CM live). Durch
das Zusammenspiel von Botschaft und Her-
vorhebung im Diagramm sowie
grundsätzli-
cher Beachtung der Data-Ink ratio
kann
eine auf die Daten fokussierte, wahrneh-
mungsoptimierte Darstellung mit klarer Aus-
sage erzielt werden.
Sonder-Tipp 4:
Klare Botschaften statt einfacher Dia-
gramm-Titel
Besser als ein einfacher Titel wie „Marktan-
teile 2018“ ist ein konkreter und vollwertiger
Aussagesatz, der mehr als nur bloße Fest-
stellung ist, sondern etwas erklärt, ein-
schätzt oder empfiehlt. Steht dieser idealer-
weise in Bezug zu den Hervorhebungen im
Diagramm, hilft dies dabei, die Botschaft ei-
ner Darstellung noch besser zu vermitteln.
Der Empfänger erwartet meist mehr als nur
eine Problem-Diagnose, sondern idealer-
weise einen konkreten Vorschlag zur Prob-
lem-Beseitigung.
Sonder-Tipp 5: Bewusster Einsatz von
Farbe („get it right in black and white“)
Farbliche Hervorhebungen sind gut geeignet
Daten in den Fokus der Adressaten zu rücken.
Deshalb ist es aber wichtig, Farben sehr be-
wusst und dosiert (Mut zu schwarz und grau
in verschiedenen Abstufungen) einzusetzen.
Nur dann kann der Einsatz von leuchtenden
oder kräftigen Farben für bestimmte Teil-
elemente einer Darstellung für das Auge wie
eine Anleitung wirken und zeigen, welche Be-
standteile einer Darstellung besonders wich-
Abb. 4: Balken-Diagramm mit Botschaft und bewusster Redundanz
Data-Ink ratio
1...,36,37,38,39,40,41,42,43,44,45 47,48,49,50,51,52,53,54,55,56,...116
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