Controller Magazin 6/2018 - page 39

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Die Märkte, in denen sich Unternehmen im Zeit-
alter der Globalisierung bewegen, sind heute
weitaus dynamischer und komplexer als noch
vor zwanzig Jahren. Entscheider sind gefordert,
wirksame Systeme für ein erfolgreiches Ma-
nagement zu etablieren. Zur vorausschauenden
Unternehmensplanung sind präzise Einschät-
zungen zukünftiger Geschäftsabläufe geradezu
essentiell. Business-Intelligence-Technologien
stellen ein Mittel dar, um Ungewissheiten und
die Unsicherheit in der Planung auf ein Mini-
mum zu reduzieren.
Private Unternehmen wie auch öffentliche Insti-
tutionen sind heute mehr denn je starken Ver-
änderungen des Marktes unterworfen. Die Un-
sicherheit, ob sich das bestehende Geschäft in
den zukünftigen Jahren ähnlich entwickeln wird
wie in der Vergangenheit, wächst stetig. Krisen
und politische Instabilität gefährden den Absatz
in bestehenden Märkten. Nicht zu unterschät-
zen ist der disruptive Charakter der Digitalisie-
rung mit ihrer Kraft, neue Märkte zu schaffen
und zugleich etablierte Geschäftsmodelle zu
untergraben. Diese und weitere Faktoren haben
direkten Einfluss auf die Unternehmenspla-
nung, welche als eine Kernaufgabe des Ma-
nagements mögliche Ereignisszenarien der Zu-
kunft antizipieren soll. Ziel eines Unternehmens
muss es sein, die Unsicherheit in der Unterneh-
mensplanung zu reduzieren sowie voraus-
schauende Prognosen zu treffen. Diese liefern
erste Näherungswerte, aus denen sich ableiten
lässt, wie sich Absatz oder Preis bestimmter
Produkte im nächsten Jahr entwickeln, wie sich
Umsatz oder Einkaufskonditionen verändern
und auf welche Ressourcen besonderes Augen-
merk gelegt werden muss.
Mit Planung die Zukunft antizipieren
Planung und Predictive Analytics können als
Teilbereiche von Business Intelligence verstan-
den werden – dem Sammelbegriff für Metho-
den und Prozesse zur Erhebung, Speicherung
und systematischen Auswertung elektronischer
Daten. Planung bedeutet nichts anderes, als
Unsicherheiten zu minimieren und die Zukunft
so realitätsnah wie möglich zu antizipieren.
„Planung 4.0“ als Begriff zielt in diesem Kon-
text darauf ab, die Sicherheit und Konkretisier-
barkeit der Unternehmensplanung durch den
Einsatz von datengetriebenen Analyseverfah-
ren noch weiter zu erhöhen. Anhand eines
konkreten Kundenbeispiels wird das Problem
der Unsicherheit deutlich: Ein deutscher mit-
telständischer Maschinenbauer mit 300 Mio. €
Jahresumsatz vertreibt seine Produkte welt-
weit. Hauptabsatzmärkte sind China, Russ-
land, Türkei und die USA – Länder, die (wenn
auch in unterschiedlicher Ausprägung) von po-
litischer Instabilität geprägt sind, teilweise so-
gar im direkten Umfeld lokaler Konfliktgebiete
liegen. Die Investitionsbereitschaft solcher
Länder und der dort ansässigen Unternehmen
ist stark reduziert – sei es aufgrund von sin-
kendem Wirtschaftswachstum und abneh-
menden Devisenbeständen oder Abschottung.
Dies erschwert dem Maschinenbauer eine ge-
naue Absatzplanung.
Anforderungen an ein modernes
Planungsmodell
Diese Unsicherheit erfordert es, bisherige Pla-
nungen zu überdenken und umzustrukturie-
ren. Das idealtypische, einperiodige Planungs-
modell muss um weitere Szenarien ergänzt
werden, um wirtschaftlich auf Absatzeinbrü-
che und damit sinkende Preise reagieren zu
können. Man betrachtet beispielsweise die
Nachfragekurve nach gewissen Artikeln über
die letzten Jahre unter Berücksichtigung von
Saisonalitäten. Interne und externe Faktoren
wirken sich auf das Produktionsprogramm aus
(dessen Planung wiederum einen Teilaspekt
der gesamten Unternehmensplanung darstellt)
ebenso wie auf die Planung des Erfolges und
damit unmittelbar auf die zur Verfügung ste-
hende Liquidität. Ein Etappenziel ist somit die
Integration der interdependenten Teilplanun-
gen zu einer automatisiert integrierten Unter-
nehmensplanung, die eine konsistente Szena-
rienbildung über alle Teilbereiche hinweg er-
möglicht. Diese Form der Planungsmodelle gilt
heute als State-of-the-Art bei der Unterneh-
CM November / Dezember 2018
Planung 4.0 im
Unternehmensalltag
von Hans W. Krefeld und Julian Hans
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