Controller Magazin 6/2018 - page 33

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nicht gelebt, was die Planung schon im Keim er-
sticken lässt. Dadurch fließen potenzielle Chan-
cen/Risiken (nachfolgend verstehen sich Risiken
als potenzielle Planabweichungen, wobei es sich
bei Chancen um eine positive und bei Risiken
i. e. S. um eine negative handelt) nur bedingt in
die Planung ein. Es bleiben gewisse Ereignisse,
welche zu Planabweichungen führen können,
unberücksichtigt. Dem Management wird nicht
bewusst, in welchem Umfang Planabweichun-
gen auftreten können – Scheingenauigkeiten
entstehen – Fehlentscheidungen sind vorpro-
grammiert.
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Dies zeigt wiederum, dass das Con-
trolling um Risikomanagementwerkzeuge erwei-
tert werden müsste. Infolgedessen benötigen
Unternehmen eine zweckmäßige Planung, wel-
che die Zukunft und deren Unsicherheit, ein-
schließlich Chancen/Risiken, besser abbildet
und dem Management eine erwartungsgetreue,
risikobewusste Entscheidungsgrundlage bietet.
Integration von Risikomanagement
und Unternehmensplanung
Ein Ansatz besteht in der Integration von Unter-
nehmensplanung und Risikomanagement.
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Denn Risikomanagement setzt sich mit den Ri-
siken respektive der Unsicherheit auseinander
und kann somit die Planung beim Umgang mit
der Unsicherheit unterstützen. Bisher wird das
Risikomanagement oftmals erst nach der Plan-
fertigstellung eingesetzt. Der Risikoumgang
wird nicht in der Planung berücksichtigt und
verwässert im Nachgang die Planwerte. Die
Gegenüberstellung der beiden klassischen
Prozesse lässt schon Überschneidungen und
Ansatzpunkte erkennen (vgl. Abbildung 1).
Neben der funktionellen Abbildung verlangen
auch normrechtliche Aspekte eine Integration
der beiden Funktionen, was sich bspw. in den
Grundsätzen ordnungsgemäßer Planung oder
dem IDW-Praxishinweis Planungsplausibilisie-
rung
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zeigt.
Die risikoadjustierte Planung
In der Unternehmenspraxis finden sich diverse
methodische Ansätze, wie ein Unternehmen
das Risikomanagement mit der Unternehmens-
planung verbinden kann. Heutzutage sollte
mindestens eine qualitative Beschreibung der
Chancen/Risiken
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in der Planung aufgeführt
werden. State-of-the-Art ist eine stochasti-
sche, vor allem eine simulationsbasierte Pla-
nung (vgl. Abbildung 2). Diese Planung lässt
sich als
risikoadjustierte Planung
aufbauen
und verzahnt das Risikomanagement mit der
Unternehmensplanung. Zudem ist sie konform
mit normrechtlichen Vorgaben.
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Damit ein Un-
ternehmen eine risikoadjustierte Planung
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auf-
bauen kann, können folgende Prozessschritte
genutzt werden:
Vorbereitung
In einem ersten Schritt legt das Unternehmen
die Grundstruktur der Planung fest.
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Hierbei
sind vorläufige Planwerte und unsichere Plan-
annahmen zu definieren. Denn aus den unsi-
cheren Planannahmen ergeben sich potenzielle
Chancen/Risiken, und diese fördern Intranspa-
renz in der Planung.
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Der Planer klärt mit dem
Risikomanagement, ob Kenntnisse über die un-
sicheren Annahmen bestehen, oder ob neue
Risiken identifiziert wurden, die durch das Risi-
komanagement näher betrachtet werden sol-
len. Optional kann das Risikomanagement
Planannahmen hinterfragen, ob sie bspw. zu
den Risikomanagement-Annahmen passen
oder das Risikoinventar erweitern.
Risikoidentifikation
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Zugleich überlegt das Risikomanagement,
welche (weiteren) Umstände auf die Plan-
Abb. 1: Planungsprozess vs. Risikomanagement-Prozess
Abb. 2: Verschiedene Reifegrade des Planungsprozesses
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