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haben einen Anteil von 42% (2010) bis 50%
(2009). Die Kombinationen machen zwischen
38% (2009) und 46% (2010) aus. Beide Kri-
terien zusammengenommen ergeben durch-
gängig 88%. Kombinationen kommen in sehr
unterschiedlicher Weise vor. Produkte und
Dienstleistungen sind immer Bestandteil, aber
entweder kombiniert mit geografischen Gebie-
ten, Teilkonzernen, Kundengruppen oder so-
gar als Triade mit insgesamt drei Kriterien, wo-
bei eines immer Produkte und Dienstleistun-
gen ist. Diese Kombinationen sind Controlling-
typisch, da unternehmensintern regelmäßig
kombinierte Auswertungen gefahren werden.
Dieser Kombinationsansatz spiegelt die kom-
plexe Struktur von Konzernunternehmen wi-
der, die als Matrix- oder Tensororganisationen
geführt werden. Hauptentscheidungsträger
sind häufig parallel für verschiedene Ausrich-
tungen zuständig, also z. B. für Produkte, Län-
der, Kunden und Teilkonzerne.
Die Kriterien Geografische Gebiete (z. B. nach
Ländern und Regionen), Teilkonzerne, Ver-
triebswege kommen im Untersuchungszeit-
raum jeweils bei nur einem oder zwei Unter-
nehmen vor. Teilkonzerne sind rechtlich selb-
ständige Einheiten, wie z. B. Covestro bei Bay-
er, die Postbank bei der Deutschen Bank oder
die Helios-Kliniken bei Fresenius. Das Kriteri-
um Teilkonzern tritt häufig in der Segmentbe-
richterstattung als Kombination mit Produkten
und Dienstleistungen auf. Das Abgrenzungs-
kriterium Kundengruppe kommt bei keinem
DAX-Unternehmen als alleiniges Merkmal vor,
sondern nur in Kombination mit anderen Krite-
rien. Darum wird es weiter oben nicht als
sechstes Abgrenzungskriterium ausgewiesen.
Interessant ist auch die Frage, ob Unternehmen
aufgrund eines modifizierten Management
Approach die Segmentkriterien im Untersu-
chungszeitraum geändert haben. Hierbei zeigt
sich, dass eine Reihe von Unternehmen ihre
Segmentberichterstattung einmal geändert
andere Extrembeispiel kommt von der Allianz-
Gruppe, welche in den Jahren 2012 bis 2014
jeweils 14 Segmente auswies. Dies ist den Be-
sonderheiten des Versicherungsgeschäfts ge-
schuldet, welches Produkte und Dienstleistun-
gen mit unterschiedlichen Regionen kombiniert.
Zusätzlich wies die Allianz noch weitere „Seg-
mente“ aus, die Konzernfunktionen zuzuordnen
sind, wie „Holding & Treasury“. Dieses Beispiel
zeigt, dass die Kombination von zwei oder mehr
Abgrenzungskriterien die Anzahl der zu berich-
tenden Segmente signifikant erhöht.
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Berichtete Segmente
Die DAX 30-Unternehmen berichten Segmente
in sehr unterschiedlicher Weise. Es wurden ins-
gesamt fünf Abgrenzungskriterien identifiziert:
·
Produkte und Dienstleistungen
·
Geografische Gebiete
·
Teilkonzerne
·
Vertriebswege
·
Kombination der o.a. Kriterien
Besonders häufig kommen die Abgrenzungen
Produkte und Dienstleistungen, sowie Kombi-
nationen vor. Produkte und Dienstleistungen
haupt nicht in das Bild einer differenzierten Seg-
mentberichterstattung passen. Ein Segment
allein erscheint zu undifferenziert, während
vierzehn Segmente bereits zu detailliert sein
mögen. Zwar schreibt der Standard weder eine
Unter- noch eine Obergrenze vor, aber er defi-
niert z. B. in IFRS 8.5 ein Geschäftssegment als
einen Unternehmensbestandteil und impliziert
damit, dass ein Unternehmen zumindest aus
mehr als einem Bestandteil besteht, da das
Segment eine Teilmenge des Gesamtunterneh-
mens ist. Eine Obergrenze wird in IFRS 8.19
ausdrücklich ausgeschlossen, wobei aber im
selben Satz eine praktische Obergrenze von
zehn Segmenten empfohlen wird. Ansonsten
würde die Segmentberichterstattung zu detail-
liert werden. Damit könnte man annehmen,
dass die praktisch zu berichtende Segmentan-
zahl zwischen zwei und zehn Segmenten liegen
sollte, was durch die empirischen Ergebnisse
bestätigt wird. SAP begründete seine Darstel-
lung als Ein-Segment-Unternehmen im Jahr
2014 damit, dass es aufgrund einer Strategie-
änderung als „nahtlose SAP-Organisation“ nur
noch einen einzigen Unternehmensbereich hatte.
Daher beurteilte der Hauptentscheidungsträger
bei SAP (Vorstand) die Ertragskraft des Unter-
nehmens auf einer „integrierten Basis“.
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Das
Abb. 3: Lageparameter der Segmentanzahl
Autoren
Prof. Dr. Jürgen Dahlhoff
lehrt Controlling, Kostenrechnung, Externes Rechnungswesen
und Finanzierung an der SRH Hochschule Hamm.
E-Mail:
Fabian Binke M.Sc.
hat im Herbst 2017 sein Masterstudium BWL an der SRH Hoch-
schule Hamm abgeschlossen. Seit dem Sommersemester
2018 hat er ein Jura-Studium aufgenommen.
E-Mail:
Ergebnissteuerung durch IFRS 8-Geschäftssegmente