Controller Magazin 6/2018 - page 32

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Für viele Unternehmen ist eine der größten un-
ternehmerischen Herausforderungen die wach-
sende Unsicherheit, welche sich durch ein vola-
tiles Umfeld ausdrückt. Damit gehen auch ver-
mehrt Chancen und Risiken einher, die es zu
managen gilt.
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In Anbetracht dessen besteht
eine zentrale Geschäftsführer- und Controller-
funktion in der bestmöglichen Beherrschung
dieser Unsicherheit. Denn wer sich nicht mit der
Unsicherheit auseinandersetzt, trifft falsche
Entscheidungen, gefährdet die Unternehmens-
existenz und steuert sich selbst in ein persönli-
ches Haftungsrisiko.
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Da vor allem Unternehmer
dazu neigen, Chancen überzubewerten und Ri-
siken zu vernachlässigen, braucht es ein ad-
äquates Controlling und eine „ordentliche“ Ent-
scheidungsgrundlage, insbesondere weil nie-
mand die Zukunft vorhersagen kann. Daher be-
nötigt ein Geschäftsführer resp. Controller eine
ordnungsgemäße, erwartungsgetreue Ent-
scheidungsvorbereitung. Dies sollten sowohl
die Unternehmensplanung als auch das Risiko-
management gewährleisten, was allerdings
derzeit in der Praxis oftmals nicht funktioniert.
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Fatale klassische Planerstellung
Indessen sind klassische Planungen auf das vo-
latile Umfeld nicht angemessen ausgerichtet; sie
spiegeln die gegenwärtige Unsicherheit nur un-
zureichend wider, die naturgemäß in zukunfts-
gerichteten Informationen enthalten ist. Bei der
Planerstellung nutzen Unternehmen fast aus-
schließlich vergangene Ist-Werte als Grundlage,
schreiben diese fort und adjustieren sie mit klei-
neren Anpassungen, z. B. um aktuelle Preise. In
den wenigsten Fällen können historische Werte
jedoch eins zu eins in die Zukunft übertragen
werden. Demnach bilden diese Planwerte die
Realität nicht erwartungsgetreu ab, Chancen/
Risiken werden vernachlässigt und eine man-
gelnde Entscheidungsvorbereitung ist die Folge.
Darüber hinaus planen Unternehmen oftmals
nur einwertig. Planer legen je Planposition nur
einen Planwert zugrunde
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– lediglich den am
wahrscheinlichsten eintreffenden Wert.
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Oder
sogar nur einen Zielwert, was einer „Wunsch-
vorstellung“ nahe kommt, aber weniger mit
Chancen und Risiken zu tun hat. Das bedeutet,
dass die Planer eine Annahme/Einschätzung fa-
vorisieren und diese der Planung unterstellen.
Demgegenüber sind die meisten Planungspara-
meter unsicher, es bestehen stets Spielräume
bei den Einschätzungen. Folgerichtig ist es fast
unmöglich, einwertige Planwerte „genau“ zu
erreichen. Die Ist-Werte streuen i. d. R. um den
Planwert. Dadurch entsteht schon im Vorfeld ein
Misstrauen gegenüber der Planung – sie wird
Risikoadjustierte Unternehmensplanung
Integration von Unternehmensplanung und Risikomanagement
von Benjamin Schilling
Risikoadjustierte Unternehmensplanung
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