Controller Magazin 6/2018 - page 26

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systeme bieten diverse Gesamt- und Teilsich-
ten, z. B. konsolidiert auf Unternehmensgrup-
penebene, auf einzelne Tochtergesellschaften,
auf Produkte, auf Branchen, auf Kunden oder
auf Länder. Eine Unternehmensführung will je
nach Aufgabenstellung über alle Sichten verfü-
gen, die dann vom Controlling bereitgestellt
werden. Der Standard begnügt sich de facto
mit einer (Haupt-) Perspektive. Eine umfangrei-
chere Darstellung wäre zudem nicht im Inter-
esse des Unternehmens, da auch die Konkur-
renz die Geschäftsberichte liest.
Der Standard IFRS 8 im Detail
IFRS 8 Geschäftssegmente war für kapital-
marktorientierte Unternehmen erstmals mit der
Berichtsperiode beginnend am 01.01.2009
anzuwenden (IFRS 8.35). Dieser Standard lös-
te den bis dato geltenden Standard IAS 14
Segmentberichterstattung ab (IFRS 8.37).
Nach IFRS 8.5 ist ein Geschäftssegment ein
Unternehmensbestandteil, für den gesonderte
Umsatz-, Ergebnis- und sonstige Finanzzahlen
(z. B. Vermögen und Schulden) vorliegen. Die
Abgrenzung von Segmenten wird gemäß IFRS
8.5 – 10 vorgenommen. Danach ist ein Ge-
schäftssegment ein Unternehmensbestand-
teil, dessen Geschäftstätigkeiten Umsatzerlö-
se generieren und Aufwendungen verursa-
chen können (IFRS 8.5a), dessen Betriebs-
ergebnisse von einer verantwortlichen
Unternehmensinstanz überprüft werden, be-
zogen auf die Ressourcenallokation und Be-
wertung der Ertragskraft (IFRS 8.5b), und für
den separate Finanzinformationen vorliegen
(IFRS 8.5c). Aus Gründen der Übersichtlichkeit
wird nicht jedes identifizierte Segment berich-
tet. IFRS 8.12 erlaubt die Zusammenfassung
verschiedener Segmente, sofern sie vergleich-
bare wirtschaftliche Merkmale aufweisen und
zusammenfassbar sind, z. B. hinsichtlich der
Art der Produkte und Dienstleistungen oder
der Art der Gruppe der Kunden. In IFRS 8.13 -
15 werden quantitative Schwellenwerte defi-
niert. Ein wichtiger Schwellenwert besagt,
dass mindestens 75 % der externen Um-
satzerlöse auf die identifizierten und aggre-
gierten Segmente entfallen müssen. IFRS
8.20 – 24 beschreiben die zu veröffentlichen-
den Segmentangaben, wie allgemeine Infor-
mationen (IFRS 8.21a), finanzielle Segment-
fahren, wie das Management seine operativen
Einheiten steuert und ihnen Ressourcen zuord-
net. Dieser Ansatz wird als „Management Ap-
proach“ bezeichnet und zielt darauf ab, dass
Hauptentscheidungsträger („chief operating
decision maker“) Beurteilungen und Entschei-
dungen zu Segmenten auf Basis der ihnen zur
Verfügung stehenden internen Berichtssysteme
treffen. Hauptentscheidungsträger sind bei-
spielsweise Vorstände einer Gesellschaft oder
geschäftsführende Direktoren, Generalbevoll-
mächtigte oder sonstige Personen mit weitrei-
chenden Entscheidungsbefugnissen.
Brückenschlag zum Controlling
Dieser Rechnungslegungsstandard schlägt
eine Brücke zum Controlling durch Nutzung in-
terner aus dem Controlling stammender Infor-
mationen. Der übliche Informationsweg ist der,
dass das Controlling Informationen aus dem
externen Rechnungswesen im internen Re-
porting verwendet. Durch den Standard IFRS
8 wird der Informationsfluss umgekehrt. Der
externe Adressat erhält Einblicke in das inter-
ne Reporting. Das ermöglicht nicht nur Aktio-
nären, Analysten und potentiellen Investoren
interessante Einsichten in die interne Steue-
rung eines Konzerns, sondern auch externen
Controllern. Weiterhin erfährt der Leser dieser
Informationen, wie bedeutend einzelne Seg-
mente für den Konzern sind, wie hoch ihr Bei-
trag zum Gesamtgewinn ist und ob die Ge-
schäfte im Periodenvergleich wachsen, stabil
oder eher volatil sind. Zusätzlich werden An-
gaben über die diesen Segmenten zugeordne-
ten Aktiva gemacht – und gegebenenfalls, in-
wieweit dort investiert wird.
Im Controlling ist die differenzierte Berichter-
stattung nach unterschiedlichen Kriterien die
Regel. Moderne Controllingsysteme – entwe-
der als Teil einer ERP-Lösung oder als separa-
tes Planungs- und Reportingsystem –, geben
Auskunft über Auftragseingänge, Umsätze, De-
ckungsbeiträge, Kosten, Bilanzzahlen, Cash
Flows und weitere Informationen mehr. Über
OLAP-Datenwürfel können Daten multi-dimen-
sional modelliert und nach verschiedenen Pers-
pektiven mit unterschiedlichem Detaillierungs-
grad vergangenheits- und zukunftsorientiert
abgefragt werden. Gut aufgesetzte Controlling-
Unternehmen zur Implementierung der IFRS-
Rechnungslegung befragt worden.
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Davon ga-
ben 69% an, dass sie die IFRS für das interne
Rechnungswesen nutzen. 48% der befragten
Unternehmen bekundeten, dass die IFRS nutz-
bringend für Managementzwecke sind. 25%
waren der Überzeugung, dass die IFRS die Art
und Weise, wie ein Unternehmen geführt wird,
verändert haben. Das bestätigt auch empi-
risch den Konvergenzerfolg von externem und
internem Rechnungswesen. Mit der Konver-
genz sind signifikante Kosten- und Zeiteinspa-
rungen verbunden, sowie ein besseres Ver-
ständnis beim (in Teilen fachfremden) Ma-
nagement, das sich nicht mit komplizierten
Abgrenzungsrechnungen und Abstimmbrü-
cken auseinandersetzen will.
Der Rechnungslegungsstandard
IFRS 8 Geschäftssegmente:
Einblicke in die Ergebnissteuerung
von DAX-Unternehmen
Der Jahresabschluss einer Kapitalgesellschaft
hat seit jeher die Aufgabe, die tatsächliche Ver-
mögens-, Ertrags- und Finanzlage derselben
abzubilden (s. z. B. § 264 (2) HGB, IAS 1.9 Dar-
stellung des Abschlusses). Ob das jedoch tat-
sächlich durch Sichtung und Analyse einer Bi-
lanz und GuV in wünschenswertem Ausmaß
gelingt, darf angesichts der hochaggregierten
Zahlen angezweifelt werden. Tatsächlich setzt
sich der Erfolg eines Unternehmens durch Akti-
vitäten in unterschiedlichen Produktfeldern,
Branchen, Ländern und Geschäftsbereichen
zusammen. Die Teilerfolge fallen unterschied-
lich aus. Ein insgesamt profitabler Konzern
kann auch über erfolglose Segmente verfügen,
wie andererseits eine relativ erfolglose Unter-
nehmensgruppe in Teilbereichen sehr profitabel
sein kann. Diese Differenzierungen sind aus
dem Jahresabschluss nicht ersichtlich, da in
der Vergangenheit eine Erfolgsaufspaltung
nicht zwingend erfolgt ist, höchstens auf frei-
williger Basis. Daher ist eine vorgeschriebene
Teilerfolgsrechnung wie die Segmentberichter-
stattung eine willkommene Zusatzinformation.
Sie disaggregiert Bilanz und GuV in diverse
Segmente, die es einem Bilanzleser ermögli-
chen sollen, detailliertere Informationen über
Erfolgsquellen und Vermögensallokation zu er-
halten. Hierdurch soll der externe Adressat er-
Ergebnissteuerung durch IFRS 8-Geschäftssegmente
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