Controller Magazin 6/2018 - page 29

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Unternehmen, die erstmalig diesen Standard
anwenden, sowohl Unternehmen, die an den
Kapitalmarkt wollen, als auch Unternehmen,
die ihre Bilanzierung für interne Zwecke auf
IFRS umstellen werden, sind
sehr flexibel in
der Darstellung
ihrer Segmente. Die Empirie
belegt die Vielfalt. Das Controlling kann sich
beim Aufbau einer Profit-Center-Rechnung und
des Berichtswesens daran an Beispiel nehmen.
Unternehmen, die den Standard bereits anwen-
den, können durch die Vielfalt der Segment-
berichterstattung
von anderen Lösungen ler-
nen
, und eventuell erkannte Defizite in der
eigenen Version der Darstellung abstellen. So
ist es beispielsweise möglich, die Segment-
berichterstattung aufgrund eines anderen Ma-
nagement Approach umzustellen, wie es insge-
samt sieben Unternehmen gemacht haben.
Weiterhin wurde auch in diversen Fällen die An-
zahl der Segmente angepasst.
Die Anwendungsvielfalt bestätigt professionell
geführte Controllingabteilungen, die diese He-
terogenität bereits in ihren Controlling-Syste-
men leben und
Auswertungen in jederlei
Ausrichtung abrufen
können.
Die empirischen Ergebnisse bestätigen die ein-
fache Wahrheit,
dass Unternehmen höchst
unterschiedlich geführt werden
. Das ist der
Bandbreite an unterschiedlichen Geschäftsmo-
dellen geschuldet. Die bereits 1962 von Alfred
Chandler postulierte Erkenntnis „Structure fol-
lows Strategy“ findet hier ihren Niederschlag
auch in der Segmentberichterstattung und dem
Management Approach. Es kann daher keine
Blaupause geben, wie die Segmentberichter-
stattung dargestellt werden soll.
Weiterhin zeigt die Untersuchung, dass
vier oder
fünf Segmente häufig ausreichend
sind, um
eine aussagekräftige Differenzierung eines Unter-
nehmens für die Außendarstellung aufzuzeigen.
Die Segmentberichterstattung nach IFRS 8, als
Teil des externen Rechnungswesens, lässt das
Rechnungswesen weniger undifferenziert wir-
ken,
kann jedoch der Aussagekraft eines
internen Controllingsystems nichts entge-
gensetzen
, welches weitaus feingliedriger für
Steuerungszwecke eines Unternehmens einge-
setzt wird. Intern sind daher die (Er-)Kenntnisse
Darüber hinaus ist es den Unternehmen über-
lassen, ob sie freiwillige Finanzkennzahlen ver-
öffentlichen möchten. Von dieser Regelung
wird unterschiedlich Gebrauch gemacht. Die
Bandbreite reicht von Unternehmen, die keine
freiwillige Kennzahl veröffentlichen bis zu einem
Unternehmen mit zehn Kennzahlen. Median
und Mittelwert liegen in den meisten Jahren bei
vier freiwilligen Kennzahlen.
Pflichtangaben
Die Untersuchung zeigt, dass alle Unternehmen
durchgängig alle Informationen veröffentlichen,
die gemäß IFRS 8.21 vorgeschrieben sind.
Segmentangaben
IFRS 8.20 fordert Informationen, anhand de-
rer ein Abschlussadressat die Geschäftstätig-
keiten des Unternehmens (Art und finanzielle
Auswirkungen) als auch dessen wirtschaft-
liches Umfeld beurteilen kann. IFRS 8.21 wird
spezifischer und fordert allgemeine Angaben
(z. B. nach IFRS 8.22 Organisationsgrundlage,
Art der Produkte und Dienstleistungen), finan-
zielle Information (z. B. segmentbezogene Um-
satzerlöse, Gewinne, Verluste, Vermögen und
Schulden), sowie Überleitungsrechnungen,
um eine Abstimmung von den Segmentzahlen
auf das Gesamtunternehmen zu erhalten.
Grundsätzlich sind natürlich eher mehr als
weniger Informationen interessant für den Ab-
schlussadressaten. Auch hier ist die Band-
breite der Angaben zwischen den DAX-Unter-
nehmen sehr unterschiedlich. Sie reicht von
drei bis zu sechsundzwanzig Angaben. Im
Mittel veröffentlichen die Unternehmen zwi-
schen 14,1 (2009) und 14,9 (2014) Segment-
angaben.
Relevanz des Standards für
das Controlling
Die empirische Untersuchung zeigt, dass die
Anwendungsvielfalt in der Praxis sehr groß ist.
Das ist begrüßenswert, da der Standard den
Unternehmen eine große Freiheit bei der prakti-
schen Umsetzung lässt. Folgende Erkenntnisse
lassen sich für das Controlling herleiten:
haben (z. B. von Produkte und Dienstleistungen
auf Kombinationen oder umgekehrt). Die Mehr-
heit der Unternehmen ist jedoch im gesamten
Zeitraum bei dem einmal gewählten Ansatz der
Segmentberichterstattung geblieben.
Sammelsegment
Zwischen 73 % und 81 % der untersuchten
DAX 30-Unternehmen weisen mindestens
einen Sammelposten aus, hinter dem sich die
nicht berichtspflichtigen Segmente verbergen,
wie das Sammelsegment, ein Segment, in dem
Konzernfunktionen zusammengefasst werden,
oder einen Bereich, der als „Nicht-Kernge-
schäft“ separat berichtet wird (IFRS 8.16). Die
Bezeichnungen lauten z. B. „Andere Geschäfts-
segmente“, „Sonstiges“, „Corporate“ oder
„Corporate und Sonstiges“.
Ergebnisgrößen
Unternehmen berichten unterschiedliche Er-
gebnisgrößen. Die Bandbreite umfasst den
Einzelausweis von Segmentergebnis, Seg-
mentbetriebsergebnis, EBT, EBIT oder Operati-
ves Ergebnis. Mehr als 50% der Unternehmen
veröffentlichen diverse Ergebnisgrößen paral-
lel. Die Tendenz ist seit Jahren steigend. Be-
richteten 2009 noch 54% der Unternehmen
verschiedene Ergebniszahlen, waren es 2016
bereits 65%. Werden mehrere Ergebniszahlen
veröffentlicht, handelt es sich um weitere Zah-
len wie adjusted EBIT, bereinigtes EBIT, EBIT
vor Sondereinflüssen, Bruttoergebnis, Betrieb-
liches Ergebnis und Jahresüberschuss. Die
Vielfalt im Bereich der Ergebnisgrößen ist rela-
tiv groß. Die bedeutendsten Ergebniszahlen
sind EBIT und EBITDA. Sie werden entweder
einzeln oder auch kombiniert von den Unter-
nehmen berichtet. Lediglich zwischen sieben
(27%) bis neun (35%) veröffentlichen andere
Ergebnisgrößen. Die mit Abstand häufigste
Kennzahl ist EBIT. Diese Zahl wird zwischen 15
(58%) und 17-mal (65%) ausgewiesen.
Freiwillige Kennzahlen
Nach IFRS 8.21 haben Unternehmen verpflich-
tend Gewinngrößen pro Segment anzugeben.
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