Controller Magazin 6/2018 - page 44

42
Sonder-Tipp 1:
Auf 3D-Effekte verzichten
Ein absoluter Grundsatz moderner Datenvi-
sualisierung ist das Verzichten auf 3D-Effek-
te. Diese benötigen nicht nur unnötig viel
Platz, sondern beeinträchtigen sogar die In-
formationsaufnahme, da sie die Zuordnung
der Werte untereinander sowie zum Koordi-
natensystem erschweren und somit unsere
Betrachtungsperspektive verzerren (vgl. Ab-
bildung 1 und in der online unter CM live zur
Verfügung gestellten Excel-Datei).
Sonder-Tipp 2:
Wahl der Visualisierungs-Form/des
Diagramms auf Basis der Daten
Ausgehend vom Datenbestand bzw. der ge-
wünschten Aussage ist die passende Visuali-
sierungs-Form zu wählen. Diagramme sind
dabei nicht besser als Tabellen – beide Visua-
lisierungs-Formen haben je nach Anwendung
unterschiedliche Stärken. Tabellen liefern ihre
Informationen in Ziffern und Zahlen als Text
und ermöglichen dabei eine höhere Genauig-
keit als eine Darstellung in Form von Diagram-
men und sind daher sehr gut geeignet, wenn
individuelle Werte nachgeschlagen werden
oder sehr genau sein müssen. Diagramme
eignen sich hingegen besser, wenn es um
komplexe Analysen mit mehreren Werten
geht. Je nach Fragestellung (geht es um die
Darstellung von Trends, dem Vergleich von
Werten oder Anteilen an einem Ganzen etc.)
gibt es meist einen passenden Diagramm-Typ.
Säulen und Linien-Diagramme eignen sich da-
bei sehr gut für Trendanalysen (Darstellung
der Entwicklung von Werten über eine Zeitrei-
he). Für sogenannte Strukturanalysen (Anteile
oder Rangfolge zu einem bestimmten Zeit-
punkt wie im Rahmen der Markt-Anteile im
Beispiel-Fall) eignen sich Balken-Diagramme
besser als die hierfür in der Praxis häufig ein-
gesetzten Kreis-Diagramme. Denn diese ver-
fügen über eine vergleichsweise geringe Infor-
mationsdichte – bei hohem Platzbedarf. Es ist
für das menschliche Auge zudem sehr schwie-
rig, quantitative Größen in den 2D-Flächen ei-
nes „Tortenstücks“ gut mit anderen verglei-
chen zu können. Balken-Diagramme sind da-
her meist die bessere Wahl, weil die Unter-
schiede zwischen den zu vergleichenden
Werten viel besser zu erkennen sind (vgl. auch
Abbildung 2 sowie online unter CM live).
Gerne werden auffällige Farben und Gestal-
tungselemente wie Muster verwendet, um die
Darstellung etwas „aufzupeppen“. 3D-und
Leucht-Effekte sowie Schattierungen mögen
zwar (je nach Geschmack) dekorativ sein, ent-
halten aber
keinerlei Informationsgehalt
,
verschwenden nur unnötig Tinte, benötigen
kostbaren Reporting-Platz
und lenken im
schlimmsten Fall sogar von dem Wesentli-
chen, den Daten und der zu vermittelnden Bot-
schaft, ab (siehe auch Sonder-Tipp 1). Chart-
junk wird für eine professionelle Gestaltung
von Diagrammen und Berichten im Controlling
daher
nicht benötigt
. Um es frei nach Tufte
zu sagen: Wenn Sie glauben, Ihre Darstellun-
gen wären langweilig und benötigen „Spezial-
Effekte“, dann haben Sie die falschen Daten
bzw. bringen nicht die richtige Aussage/Bot-
schaft/Erkenntnis an Ihre Adressaten. An die-
ser Stelle nicht ausführlich behandelt, aber
hierbei ebenfalls von großer Bedeutung, ist
zudem die Wahl der geeigneten Visualisie-
rungs-Form/des richtigen Diagramms (siehe
hierzu Sonder-Tipp 2).
der Bedeutung. Auch wenn dies vielleicht etwas
untypisch für einen Beitrag im Controller Maga-
zin ist, geht es vielmehr um die damit verbunde-
ne
Botschaft
: Die Daten stehen im Vordergrund
und durch Fokussierung bzw. bewusste Redu-
zierung auf das Wesentliche lassen sich (im Re-
gelfall) bessere Diagramme und Darstellungen
sowie Dashboards und Reports erstellen. Hierzu
sollten nicht daten-bezogene sowie redundante/
doppelte Elemente, soweit sinnvoll, weggelas-
sen werden. Das bedeutet: Auf jegliche Form
von Dekoration oder auch von Elementen, die
keine Daten repräsentieren und damit keinen
bedeutsamen Zweck erfüllen, ist zu verzichten.
Tufte
prägte hierfür den Begriff „Chartjunk“ (dt.
etwa: Datenmüll). Darunter lassen sich alle Ele-
mente einer Darstellung subsumieren, die für
das Verständnis der dargestellten Informationen
nicht von Bedeutung
sind. Möglichst vermie-
den werden sollten insbesondere (unnötige)
Muster, Hintergründe, Schatten, Rahmen, 3D-
Effekte sowie rein dekorative Elemente wie Bil-
der oder Ähnliches. Der Autor zählt hierzu auch
den zu großzügigen Einsatz von (insbesondere
kräftigen bzw. leuchtenden) Farben.
Autor
Dipl.-Kfm. Daniel Unrein
arbeitet als Senior-Controller bei der NORMA Group, einem im
MDAX gelisteten Industrieunternehmen, und ist Mitglied im
ICV. Er ist Verfasser des bei Vahlen erschienenen Fachbuchs
„Excel im Controlling“ und zahlreicher weiterer Fachbeiträge
mit den Schwerpunkten Controlling und IFRS sowie als Refe-
rent für Excel und Datenvisualisierung tätig.
E-Mail:
Abb. 1: Auf 3D-Darstellungen ist zu verzichten
Data-Ink ratio
1...,34,35,36,37,38,39,40,41,42,43 45,46,47,48,49,50,51,52,53,54,...116
Powered by FlippingBook