Controller Magazin 6/2018 - page 55

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eingesetzt. Für eine (theoretisch) repräsentati-
ve Durchschnittsperiode sind die Aufwendun-
gen und Erlöse der Investition zu bestimmen.
Durch die Betrachtung der Durchschnittsperi-
ode bezeichnet man diese Verfahren auch als
einperiodisch. Unterschiede der jeweiligen
Parameter im Zeitverlauf werden nicht weiter
berücksichtigt. Dadurch sind die statischen
Methoden übersichtlich in der Anwendung;
finanzmathematische Kenntnisse sind nicht
weiter nötig. Es wird daher auch von ‚praxis-
orientierten Pauschalverfahren‘ oder ‚Prakti-
kerverfahren‘ gesprochen.
Die in der Praxis wichtigsten statischen Ver-
fahren sind in Abbildung 1 aufgelistet. Die
Häufigkeitsangabe entspricht dem Mittelwert
(Median) aller untersuchten Studien von 1970
bis 2014.
Dynamische Verfahren
Im Rahmen der dynamischen Verfahren wird
die Nutzungsdauer oder Laufzeit einer Investi-
tion ausdrücklich berücksichtigt. Statt einer
Durchschnittsperiode werden hier alle Perio-
den mit ihren jeweiligen investitionsbezoge-
nen Einzahlungen und Auszahlungen mög-
lichst exakt geschätzt und bewertet. Durch die
Diskontierung der Zahlungsströme auf einen
Bezugszeitpunkt findet der Zeitwert des Gel-
des eine adäquate Berücksichtigung. In der
Regel wird der Auszahlungszeitpunkt beim Er-
werb der Investition hierfür genutzt. Da die
jährlich erwarteten Cashflows die Berech-
nungsgrundlage bilden, bezeichnet man diese
Verfahren als dynamisch. Einige Studien wei-
sen darauf hin, dass die dynamischen Verfah-
ren zuerst in angelsächsischen Staaten und
erst später in der DACH-Region Anwendung
gefunden haben. Die beiden wichtigsten
dynamischen Verfahren sind in Abbildung 2
dargestellt. Die Häufigkeitsangabe entspricht
dem Mittelwert (Median) aller untersuchten
Studien von 1970 bis 2014.
Anwendung der Verfahren
Durchschnittlich werden zwei Verfahren einge-
setzt, um ein Investitionsvorhaben zu bewer-
ten. Über alle Studien zwischen 1973 und
2005 liegt der Median bei 2,18 (arith. Mittel
2,41).
Ein Trend zu mehr oder weniger Ver-
fahren ist nicht erkennbar.
Zudem weisen
Studien darauf hin, dass es einen Zusammen-
hang zwischen der Unternehmensgröße und
dem Umfang des Methodensets zu geben
scheint. Größere Unternehmen verwenden
demnach tendenziell mehr Verfahren als kleine
Unternehmen. Im Tenor entspricht der Einsatz
der Methoden auch ihrer allgemeinen Bekannt-
heit.
2
Abbildung 3 veranschaulicht die durch-
schnittliche Anwendungshäufigkeit der einzel-
nen Investitionsrechenverfahren im gesamten
Betrachtungszeitraum. Nicht jedes Verfahren
war auch Bestandteil jeder Studie, sodass die
Zahl der zugrundeliegenden Erhebungen un-
terschiedlich ausfällt. Nur die dynamischen
Verfahren wurden in allen 35 Studien betrach-
tet. Für alle anderen Verfahren liegt n > 17.
Die Abbildung 3 zeigt, dass die Amortisations-
rechnung die größte Verwendung aufweist, ge-
Abb. 1: Auswahl wichtiger statischer Verfahren
Abb. 2: Auswahl wichtiger dynamischer Verfahren
Autoren
Prof. Dr. Ralf Jürgen Ostendorf
ist Professor für Finance and Business Management am Fach-
bereich Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Nieder-
rhein. Die Schwerpunkte seiner Forschungs-, Lehr- und Seminar-
tätigkeiten liegen in den Bereichen Rechnungslegung, allge-
meine BWL, Investition und Finanzierung.
E-Mail:
Victor Mays, B.Sc.
ist Produktionstechnologe und wissenschaftlicher Assistent
bei Prof. Ostendorf am Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen
der Hochschule Niederrhein.
E-Mail:
CM November / Dezember 2018
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