Controller Magazin 4/2017 - page 40

38
Die Planung im Unternehmen beschränkt sich
häufig auf den leistungserbringenden Bereich,
der Finanzbereich wird oft vernachlässigt. Hier
wird entweder pauschal geplant oder mit zwei-
felhaften Prämissen gearbeitet. Bei vielen Un-
ternehmen ist der Ergebnisbeitrag aus dem Fi-
nanzbereich auch verhältnismäßig klein, sodass
diese Nachlässigkeiten unter Umständen ak-
zeptiert werden können. Bewegt ein Unterneh-
men jedoch größere Beträge im Finanzbereich,
sollte dieser genauer geplant werden. Schnell
stößt man dabei auf das Problem: Mit welchen
Zinssätzen soll geplant werden? Eine Lösung ist
das Planen mit Forward-Zinssätzen.
Wer plant, braucht eine Glaskugel oder belast-
bare Prämissen – zu dieser Erkenntnis kommt
man innerhalb von Minuten, wenn man sich als
Controller dem Thema Planung nähert. Im
schwierigen Fall – ohne Glaskugel –
versu-
chen wir Controller, den großen Gesamt-
plan in handlichere Stücke zu zerlegen
. Wir
erstellen einen eigenen Absatzplan für die Um-
satzerlöse, leiten daraus auch gleich einen Teil
der Sachkostenplanung ab, planen Personal-
zahlen und -kosten und schätzen die Höhe der
Verwaltungskosten.
Bei manchen Unternehmen wird
auch der Fi-
nanzbereich detailliert geplant
. Finanzer-
gebnisse setzen sich normalerweise
aus ei-
nem Cashflow und einem Zinssatz zusam-
men
. Nun ist es schon schwer, eine belastbare
Prognose für einen Cashflow zu ermitteln,
aber das ist als Kernproblem der Planung
meistens schon gelöst, wenn der Finanzbe-
reich geplant wird. Bleibt noch eine unsichere
Variable – der Zinssatz. Hier gibt es wie meis-
tens eine bequeme, schnelle und ungenaue
Lösung (schätzen) und eine genauere aber
aufwändigere (rechnen). Eventuell kann die
schnelle Lösung zufrieden stellen, weil die
Auswirkungen des Finanzbereichs auf das
Jahresergebnis überschaubar bleiben. Bezieht
das Unternehmen jedoch einen wesentlichen
Ergebnisbeitrag aus seinen Kapitalanlagen
oder stehen größere Finanzierungen an, sollte
der Controller den Zinssatz genauer planen.
Auswahl der Zinskurve
Woher sollen wir heute wissen, zu welchem
Zinssatz sich eine in drei Jahren fällige Anlage
wieder am Kapitalmarkt anlegen lässt? Oder zu
welchen Konditionen das Unternehmen in zwei
Jahren einen zehnjährigen Kredit aufnehmen
kann? Die Antworten darauf liefern
Forward-
Rates
. So werden die Zinssätze für Finanzge-
schäfte in der Zukunft genannt, die auch am
Kapitalmarkt gehandelt werden. Die Sätze kön-
nen von den üblichen Datenanbietern wie Reu-
ters oder Bloomberg bezogen werden; doch
diese Zugänge sind teuer und es werden auch
nicht immer genau die Zinssätze gehandelt, die
man gerade für die Planung braucht. Aber das
ist kein großes Problem.
Forward-Sätze kön-
nen nämlich aus einfach verfügbaren Da-
ten berechnet werden.
In die Zukunft sehen
Die Planung mit Forward-Zinsen
von Florian Bliefert
In die Zukunft sehen
1...,30,31,32,33,34,35,36,37,38,39 41,42,43,44,45,46,47,48,49,50,...116
Powered by FlippingBook