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Überblick über die CSR-Richtlinie
Seitens des Gesetzgebers werden unterschied-
liche Möglichkeiten angeboten, der CSR-Richt-
linie zu entsprechen. Alternativ zu einer Dar-
stellung im Lagebericht zählt dazu auch die
Veröffentlichung eines gesonderten nichtfinan-
ziellen Berichts (z. B. Nachhaltigkeitsbericht),
der spätestens 6 Monate nach Bilanzstichtag
vorliegen muss.
Aber auch die sogenannte
integrierte Berichterstattung bzw. das In-
tegrated Reporting kann eine passende
Ausgestaltungsform sein
, die Anforderungen
der CSR-Richtlinie zu erfüllen.
Für Unternehmen stellt sich daher die Frage, wie
sie am besten und effizientesten mit den neuen
Anforderungen umgehen sollen. Dies hängt nach
Auffassung des Fachkreises wesentlich davon
ab, mit welcher grundlegenden Strategie das Un-
ternehmen mit den Themen einer nachhaltigen
Unternehmensführung umgeht oder umgehen
will. Die Verantwortung hierfür liegt beim Top-
Management, Stellung hierzu müssen aber nicht
nur die Unternehmen beziehen, die direkt von der
Richtlinie betroffen sind, sondern alle Unterneh-
men. Über die Wertschöpfungsketten werden
viele Anforderungen von Kunden an ihre Liefe-
ranten und Kooperationspartner gestellt, Nach-
weise für eine ihrerseits praktizierte nachhaltige
Unternehmensführung bereitzustellen.
Pragmatisch ... von der Bericht-
erstattung zur Steuerung
Aus Sicht des ICV ist Integrated Reporting we-
sentlich mehr, als nur der CSR-Richtlinie nach-
zukommen. Integrierte Berichterstattung ist
ein ganzheitliches Konzept, das die Verknüp-
fung der Finanz- mit der Nachhaltigkeitsbe-
richterstattung und dem internen Steuerungs-
system anstrebt. Nachhaltigkeitsaspekte wer-
den integraler Bestandteil der Unternehmens-
steuerung. Daher sollten sich Unternehmen
über ihre Berichtspflicht hinaus mit dem The-
ma integrierte Berichterstattung beschäftigen
(vgl. ICV, 2015, S. 27 ff).
Vorteile einer integrierten Berichterstattung
Nach der erfolgreichen Zusammenführung
der Datenerfassungssysteme birgt eine frei-
willige, integrierte Berichterstattung zahlrei-
che Vorteile im Vergleich zu einer separaten
Berichterstattung:
·
Effizienzvorteile:
Vermeidung kosten-
und aufwandsintensiver Parallelsysteme,
hohe Konsistenz aller relevanten Daten,
Förderung der Akzeptanz bei den Mitarbei-
tern aus unterschiedlichen Geschäftsberei-
chen, integriertes Management und damit
die Verankerung eines integrierten Den-
kens im Unternehmen (vgl. Pütter, Isensee
& Koch, 2014).
·
Effektivitätsvorteile für eine zielgerich-
tete Unternehmenssteuerung:
rechtzeiti-
ges Erkennen von Handlungsbedarf, Einlei-
tung von Gegensteuerungsmaßnahmen,
Frühzeitige Identifikation von Chancen und
Risiken.
·
Nachvollziehbarkeit und Glaubwürdig-
keit in der Kommunikation:
nachvoll-
ziehbare Erläuterungen, wie Gewinne er-
wirtschaftet und verwendet werden, glaub-
würdige Kommunikation nicht-finanzieller
Informationen.
·
Gestiegener Informationsbedarf der Sta-
keholder und Shareholder:
transparente
Kommunikation der gesellschaftlichen Wir-
kung des Unternehmens, ganzheitliche und
umfassende Transparenz zusätzlich zur Un-
ternehmensleistung, umfassende Kommuni-
kation der Nachhaltigkeitsprinzipien.
·
Mittelbare Betroffenheit:
Auswirkungen
auf kleine und mittlere Unternehmen auf-
grund von Lieferbeziehungen, Identifikation
von Risiken in der Wertschöpfungskette bei
kleineren Zulieferern bzw. Kunden, verein-
heitlichte Datenerhebungsprozesse für finan-
zielle sowie nicht-finanzielle Kenngrößen,
um auf Anfragen schnell und angemessen
reagieren zu können.
Was versteht man unter
„integrierte Berichterstattung“?
„Integrated Reporting“ ist ein ganzheitliches
Konzept, das die Verknüpfung der Finanz- mit
der Nachhaltigkeitsberichterstattung mit dem
internen Steuerungssystem anstrebt (IIRC,
2013). Eine integrierte Berichterstattung er-
fordert eine Verankerung in das routinemäßi-
ge Planungs- und Steuerungssystem des Un-
ternehmens, sodass vollintegrierte unterneh-
merische Entscheidungen unter Berücksichti-
gung von ökonomischen, ökologischen und
sozialen Aspekten ermöglicht werden. Der Fo-
kus liegt auf den wesentlichen Einflussfakto-
ren und deren Ursache-Wirkungszusammen-
hängen im gesamten Wertschöpfungspro-
zess. Ziel ist es, die spezifischen Beziehungen
zwischen finanziellen und nicht-finanziellen
Treibern nachvollziehbar herauszuarbeiten.
Damit entsteht ein ganzheitliches mehrdimen-
sionales Bild betrieblichen Handelns. Gleich-
zeitig ergeben sich wertvolle Impulse zur Ver-
besserung der externen Berichterstattung
und zur systematischen Sicherung der gesell-
schaftlichen Akzeptanz des unternehmeri-
schen Handelns („licence to operate“
1
). Im
Kern einer integrierten Berichterstattung
steht ein integriertes Denken und Handeln.
Das weitverbreitete Missverständnis, eine in-
tegrierte Berichterstattung sei lediglich ein
externes Reportingthema, sollte damit ausge-
räumt sein.
Abb. 1: Integriertes Steuerungssystem
CM Juli / August 2017