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men nicht auf der Höhe der Zeit. Die Möglich-
keiten der Erschließung, Vernetzung und Analy-
se von Daten haben sich in den letzten Jahren
dramatisch verbessert. Um diese nutzen zu
können, ist der Aufbau entsprechender Kompe-
tenzen dringend erforderlich.
Treiber der Digitalen
Transformation
Wesentlicher Treiber der immer stärkeren Digi-
talisierung sind technologische Innovationen
hinsichtlich der Generierung und Vernetzung
neuer, digital verfügbarer Daten (Seufert/Hei-
nen/Muth 2014). Hierbei können – wie Abbil-
dung 2 visualisiert – verschiedene Phasen un-
terschieden werden.
Phase 1 – Internet der Menschen
Technologien im Umfeld Social Networking
führen, z. B. basierend auf neuen (mobilen) De-
vices, zu einem massiven Anschwellen der Da-
tenvolumina durch Generierung und Vernet-
zung des sog. „User Generated Content“. Dies
kann direkt erfolgen, z. B. durch aktive Nutzung
von Chat-, Foto- oder Videofunktionen. In im-
mer stärkerem Maße erfolgt dies aber auch in-
direkt, durch automatische Aufzeichnungen von
Position und Umgebungsbedingungen, bei-
spielsweise im Rahmen von Navigationsprofilen
oder Biotracking/Quantified Self mit Hilfe der
eingebauten Sensorik (z. B. Bewegungen, Tem-
peraturen, Puls, etc.).
Phase 2 – Internet der Dinge/Dienste
(Internet of Things/IoT)
Wesentlich umfangreichere Datenmengen wer-
den allerdings zusätzlich durch die gerade erst
am Anfang stehenden Entwicklungen im Be-
reich der Erfassung und Vernetzung von Ma-
schinendaten erwartet. Technologische Grund-
lage hierfür sind die sog. Cyber-physischen
Systeme (CPS). Sie erfassen unmittelbar physi-
kalische Daten aus der Umwelt mit Sensoren,
sind in der Lage weltweit verfügbare Daten und
Dienste zu verwenden, Daten auszuwerten, zu
vernetzen und zu speichern. Darüber hinaus
können sie wieder auf die physikalische Welt
einwirken. Zwar sind sie auch als Schnittstellen
im Rahmen der Mensch-Maschine-Kommuni-
kation einsetzbar, primäres Ziel ist jedoch die
direkte Kommunikation zwischen Geräten. Die-
se sog. Machine-to-Machine Kommunikation
soll es ermöglichen, Maschinendaten in Echtzeit
zu vernetzen und in Wertschöpfungsprozesse
zu integrieren. Schlagworte in diesem Kontext
sind z. B. Industrie 4.0 i. e. S. (Smart Factory),
vernetztes Zuhause (Smart Home), vernetzte
Energieerzeugung und Verteilung (Smart Grids)
oder vernetztes Automobil/Fahren.
Ökonomische Wirkungen der
Digitalen Transformation
Die Auswirkungen dieser zunehmenden Digitali-
sierung haben erhebliche ökonomische Auswir-
kungen, zum einen auf die Produkte und Dienst-
leistungen von Unternehmen, zum anderen aber
auch auf die Wertketten und Geschäftsmodelle.
Digitalisierung der Produkte/Services
Einerseits steigt in den eigentlichen Produkten
bzw. Dienstleistungen die Informationsintensi-
tät. Traditionelle physische Produkte werden
zunehmend durch Technologien, wie z. B. Sen-
sorik angereichert und vernetzt. Diese sog. smar-
ten Produkte (wie z. B. Smart-Phone, Smart-TV
aber auch Connected Car Dienste) können In-
formation generieren und verarbeiten. Häufig
sind sie jedoch auch nur eine Zwischenstufe zu
vollständig digitalen Produkten, die ehemals
physische oder smarte Produkte substituieren.
Zu beobachten ist dabei, dass die Umwandlung
ehemals physischer Produkte in digitale Pro-
dukte und Dienstleistungen immer schneller
neue Bereiche erfasst (z. B. Musik, Filme, Bü-
cher, Vermittlungsdienste, digitale Assistenten,
etc.). Treiber dieser Entwicklung sind kompara-
tive Vorteile digitaler Produkte im Vergleich zu
physischen Produkten. An dieser Stelle seien
beispielhaft skizziert:
·
Digitale Produkte können zeitlich schneller
verfügbar gemacht werden und weisen ge-
ringere Transaktionskosten auf (z. B. sinken
die Grenzkosten des Vertriebs bei bestehen-
der Infrastruktur dramatisch).
·
Digitale Produkte bieten umfangreiche Vor-
teile bei der Produktgestaltung (z. B. in der
Preisgestaltung, durch Veränderung einzel-
ner Produkteigenschaften, durch Bundling,
durch Zuschnitt auf die Zielgruppen oder
durch Gestaltung des Nutzungsumfangs).
·
Der Käufer digitaler Produkte erhält, tech-
nisch gesehen, lediglich Kopien (der Verkäu-
fer ist nach dem Verkauf immer noch im Be-
sitz der Information). Teilweise gehen die di-
gitalen Produkte gar nicht mehr in den Besitz
des Nutzers über, sondern werden – wie z. B.
bei Streaming Diensten – lediglich zur Verfü-
gung gestellt.
Abb. 2: Treiber der Digitalen Transformation (in Anlehnung an Bauernhansl 2014)
CM Juli / August 2017