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die Datenerhebung und die Auswertung der
Daten mit der strategischen Relevanz begrün-
det werden. Dies ist vor allem für den internen
Stakeholderdialog und die Zusammenarbeit der
unterschiedlichen Abteilungen und Fachberei-
che entscheidend.
Externe Prüfung
Kennzahlen, die in eine externe Publikation auf-
genommen werden, sollten auch extern geprüft
werden. Rein rechtlich ist dies allerdings nicht
notwendig, da der Aufsichtsrat für die inhaltli-
che Prüfung der nicht-finanziellen Kennzahlen
zuständig ist. Für große, börsennotierte Unter-
nehmen, die im Augenmerk von Investoren
sind, hat die externe Prüfung jedoch mittlerwei-
le einen quasi-verpflichtenden Charakter.
Unterscheidung in hinreichende und
ausreichende Sicherheit
Für die Lageberichterstattung ist die externe
Prüfung verpflichtend. Zudem ist sie teilweise
für Ratings notwendig.
Die notwendige Prü-
fungsart unterscheidet sich je nach ge-
wählter Publikation und Teil des Berichts
.
Unterschieden werden
hinreichende Sicher-
heit („Reasonable Assurance“) und ausrei-
chende
Sicherheit („Limited Assurance“).
Mit der hinreichenden Sicherheit, die für we-
sentliche Steuerungskennzahlen erteilt wird,
bestätigt der Prüfer, dass die Darstellung des
Unternehmens zutreffend ist, d. h. Zahlenwerte
und Entwicklung der Kennzahlen die tatsächli-
chen Ergebnisse aller Geschäftsvorfälle im Be-
richtsjahr widerspiegeln. Sehr hohe Prüfungs-
sicherheit wird vom Gesetzgeber gefordert
(BilRUG, HGB). Mit der ausreichenden Sicher-
heit attestiert der Prüfer, dass ihm keine Sach-
verhalte bekannt geworden sind, wonach we-
sentliche Belange nicht mit den Kriterien des
angewandten Berichtsstandards, z. B. GRI 4.0,
übereinstimmen. In der Praxis bedeutet die Er-
langung der hinreichenden Sicherheit einen
nicht unerheblichen Mehraufwand gegenüber
der eingeschränkten Sicherheit. Der Standard
im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstat-
tung ist derzeit noch die eingeschränkte Si-
cherheit. Soll aber im Rahmen des Lageberich-
tes etwas publiziert werden, so ist zumindest
Herausforderung Nachhaltigkeitskennzahlen
Die Verfügbarkeit von Daten für Nachhaltig-
keitskennzahlen ist intern und extern eine große
Herausforderung. So kann es in Unternehmen
erforderlich sein, Daten erstmals zu erheben.
Herausforderungen in diesem Zusammenhang
sind einerseits die Komplexität der Kennzahlen,
u. a. beim CO
2
-Emissionsreporting, anderer-
seits die Quellen. Da die Nachhaltigkeitsexper-
ten meist für den nicht-finanziellen Kennzahlen-
bereich verantwortlich sind, ist eine enge Ko-
operation zwischen Controlling und Nachhaltig-
keitsmanagement erforderlich. Um geeignete
Quellen für Informationen zur Bildung von Kenn-
zahlen zu identifizieren, kann ein höherer Such-,
Einarbeitungs- und damit auch Zeitaufwand ent-
stehen. Änderungen an den Datenquellen kön-
nen ebenfalls nur in Zusammenarbeit mit den
relevanten Fachabteilungen durchgeführt wer-
den. Auch die Verfügbarkeit und Auswahl von
externen Referenzdaten, wie z. B. Verbrauchs-
oder Emissionsfaktoren, erfordern oft eine inten-
sivere Kommunikation. Bereits existierende Ver-
zeichnisse wie z. B. das GLEC-Framework für die
Logistik
2
sind meist noch nicht vollständig und
nicht für alle Branchen verfügbar.
Weniger kann zu Anfang mehr sein
Ein zu großer Umfang der Datenerhebung kann
bei neuen Nachhaltigkeitsindikatoren zum
„Show-Stopper“ werden. Ein Start mit wenigen
aber qualitativ guten Daten und die Definition
einer Roadmap, die die Weiterentwicklung von
Umfang und Tiefe der Kennzahlenerhebung in
den kommenden Berichtsperioden beschreibt,
können jedoch den Grundstein für mehr Trans-
parenz in den wesentlichen Handlungsfeldern
legen. Kennzahlendefinitionen, Datenerhe-
bungsprozesse, die Roadmap sowie Manage-
mentansätze sollten stets schriftlich dokumen-
tiert und zentral abgelegt werden. So können
sie in zukünftige Entscheidungen einbezogen
werden.
Um Diskussionen über benötigte Ressourcen
bzw. anfallende Kosten und über die Bedeutung
der Datenerhebung vorzubeugen, sollten die
Ziele des Integrated Reportings bereits in der
Strategie des Unternehmens verankert und
vom Vorstand unterstützt werden. Somit kann
Granularität, auf der eine Kennzahl verlässliche
Daten liefern muss. So ist für die externe Kom-
munikation in der Regel eine Kennzahl nur auf
sehr hohem Aggregationsniveau zu verwenden.
Für die interne Steuerung kann es nötig sein,
sehr feingliedrig zu werden.
Vor dem Hintergrund einer integrierten Be-
richterstattung besteht die Herausforderung
darin, auch Kennzahlen für Aspekte aus den
Bereichen Umwelt und Soziales einzusetzen.
Diese sind für Unternehmen oftmals deutlich
schwerer zu erfassen als finanzielle Daten.
Aber unterscheiden sich finanzielle und nicht-
finanzielle Kennzahlen tatsächlich grundle-
gend? Finanzkennzahlen sind verlässlich, weil
der Gesamtprozess von der Erhebung bis zur
Auswertung hohen Standards entspricht.
Jede Kennzahl ist klar definiert, indem bei-
spielsweise die Datengrundlage, Berech-
nungsparameter, Aktualisierungsfrequenz
und Verantwortlichkeiten festgelegt sind. Die-
se Anforderungen müssen auf die sozialen
und ökologischen Bereiche übertragen wer-
den. Hier kommt dem Controller als Spezialist
für die Gestaltung und Pflege von Berichts-
systemen eine entscheidende Rolle zu.
Auch
bei sozialen Belangen wie der Mitarbei-
terzufriedenheit oder bei Beschwerden
betroffener Stakeholder ist klar zu defi-
nieren, wie Daten zu erfassen sind und
wie daraus Schlüsselindikatoren abgelei-
tet werden,
z. B. der Mitarbeiterzufrieden-
heits-Index. Zusammenfassend lässt sich
feststellen, dass Finanz- und Nachhaltigkeits-
kennzahlen sich nicht grundsätzlich unter-
scheiden. In den meisten Unternehmen ist be-
reits eine Kennzahlenbasis vorhanden, die
nach hohen Standards definiert und erhoben
wird. Diese hohen Standards können eben-
falls auf nicht-finanzielle Kennzahlen ange-
wendet werden.
Datenerhebung
Für die interne Datenerhebung und den Aufbau
von Datenerhebungsprozessen wird eine enge
Kooperation zwischen dem Nachhaltigkeits-
und dem Finanzbereich empfohlen. Es können
sich zudem Synergien bei bereits aufgebauten
Berichtsprozessen, Berichtslinien und Daten-
bank-Systemen ergeben.
Integrated Reporting