Controller Magazin 3/2017 - page 33

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auch den
Zusammenhang zwischen Finan-
zierungsrisiko und Geschäftsrisiko:
Beide
sind in der realen Welt untrennbar miteinander
verbunden. Die Monte-Carlo-Simulation er-
laubt es, das Risiko quantitativ abzuschätzen,
was zu besser fundierten Entscheidungen
führen sollte. Denn die „gehebelte“, höhere
EK-Rendite muss zwangsläufig mit einem hö-
heren Risiko einhergehen. Der in den Szenari-
en ermittelte EK-Beitrag dient dazu, dieses Ri-
siko bis zu einer selbst definierten Grenze ab-
zufedern. Im Umkehrschluss bedeutet das,
dass das verfügbare Eigenkapital die Ober-
grenze der Risikotragfähigkeit darstellt und
damit die Obergrenze der zusätzlichen Ver-
schuldung. Dies hängt dann wiederum mit der
angestrebten Rating-Kategorie (i. S. d. Aus-
fallsrisikos) zusammen.
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Die in Abbildung 6 und 8 bei den Szenarien 2
und 3 ersichtliche hohe Verlusthäufigkeit ent-
steht in diesem Fallbeispiel primär durch die
positiven Korrelationen der Absatzmengen über
mehrere Jahre: Mehrjährige Marktentwicklun-
gen dominieren damit das Investitionsergebnis.
Neben einer Einschätzung der wahrscheinli-
chen Marktentwicklung vor Investitionsbeginn,
die aber schwierig ist, könnte das Management
auch überlegen, wie es seine Investitionen so
gestaltet, dass eher schrittweise Entscheidun-
gen getroffen werden müssen und nicht alles
am Beginn auf eine Karte gesetzt werden muss
(Realoptions-Ansatz).
Selbstverständlich hängen die Ergebnisse ganz
wesentlich von realistischen und plausiblen An-
nahmen ab. Der erste Schritt ist also, sich mit
der Realität und Fakten auseinanderzusetzen,
um typische Zusammenhänge und Randbedin-
schaften, liegt beim dritten Szenario bei etwa
70 %. Die angedachte positive Hebelwirkung
des Fremdkapitals ist also viel riskanter, als
man zunächst meinen mag; dieses Risiko ist in
der üblichen Art der Planung (Abbildung 4) gar
nicht ersichtlich.
Wesentliche Erkenntnisse
Der dargestellte Zusammenhang zwischen fi-
nanziellem und operativem Hebel verdeutlicht
mittlere EK-Rendite. Der benötigte EK-Beitrag
steigt weiter an (Abbildung 8).
Der Anstieg der Unsicherheit und des Risikos in
den drei Szenarien zeigt sich auch in den Histo-
grammen der simulierten Gewinne (Abbildung 3).
Die Verteilung verschiebt sich immer mehr nach
links, so dass sowohl die Wahrscheinlichkeit,
einen Verlust zu erleiden zunimmt als auch die
Höhe des Risikopuffers ansteigt. Die Wahr-
scheinlichkeit, mit der dargestellten Planung in
den einzelnen Jahren einen Gewinn zu erwirt-
Abb. 9: Histogramme für Gewinne im Jahr 5 der drei Szenarien
Abb. 10: Häufigkeit von Plan-Ist-Abweichung der Absatzmengen bei einem großen Automobilhersteller 1991-2005
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Autor
Prof. Dr. Robert Rieg
ist Professor für Controlling und Prodekan für Forschung der
Fakultät Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Aalen.
E-Mail:
CM Mai / Juni 2017
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