Controller Magazin 3/2017 - page 28

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Der Effekt, bei Investitionsprojekten durch den
Einsatz zusätzlichen Fremdkapitals die Eigen-
kapitalrendite zu erhöhen, ist nicht neu. Gren-
zen und Risiken dieser Hebelwirkung des
Fremdkapitals auf die Eigenkapitalrendite
(auch:
Leverage-Effekt
) scheinen allerdings
nicht immer verstanden zu werden. Nur so lässt
sich erklären, dass sich immer wieder auch
größere Unternehmen überschulden und in
Schieflage geraten.
1
Der Beitrag erläutert zunächst die Hebelwir-
kung und dann die Grenzen des Leverage-
Effekts anhand bekannter betriebswirtschaft-
licher Zusammenhänge. Anschließend wird
anhand eines anonymisierten
Praxisfalls das
Risiko des Leverage-Effekts aufgezeigt
und
wie man mittels Monte-Carlo-Simulation mit
wenig Aufwand eine Abschätzung des adäqua-
ten Eigenkapitalpuffers durchführen kann.
Leverage-Effekt:
Mehr Eigenkapital-Rendite durch
höhere Verschuldung
Angenommen, ein Unternehmen investiert in ein
zusätzliches Projekt mit einer prognostizierten
Rendite von 10% p. a. Finanziert das Unterneh-
men die Zusatzinvestition mit Fremdkapital
und
liegt der Zinssatz des Fremdkapitals unter-
halb der Projektrendite,
steigt die Rendite des
konstanten Eigenkapitals durch die Zusatzinves-
tition an. Es lässt sich leicht zeigen, dass gilt:
2
(1)
FK: Fremdkapital, hier inkl. Zusatzkapital-
bedarf 2 Mio. EUR
EK: Eigenkapital, hier konstant 2 Mio. EUR
FK/EK: Verschuldungsgrad (VG)
r
EK
: Eigenkapitalrendite
r
Projekt
: Rendite des zusätzlichen Investitions-
projekts
i: Fremdkapitalzinssatz
Angenommen, der Verschuldungsgrad (VG =
FK/EK) erhöht sich durch das Projekt auf 1,5
und das Fremdkapital ist mit 4% Zinssatz ver-
sehen, ergibt sich eine EK-Rendite von 19%.
Es ist offensichtlich, dass diese EK-Rendite
umso höher ist, je höher die Verschuldung
steigt und je geringer der FK-Zinssatz ist. Eine
beliebige Verschuldung zu geringen Zinskos-
ten ist aber in der Praxis nicht möglich, auch
wenn sich das so mancher Existenzgründer
wünschen würde. Mehrere Punkte stehen dem
entgegen.
Grenzen des Leverage-Effekts
Steigende EK-Renditeforderung durch hö-
here Verschuldung:
Zunächst muss man se-
hen, dass eine steigende Verschuldung die von
Investoren geforderte Rendite steigen lässt.
Grund: Das annahmegemäß konstante unter-
nehmerische Risiko
3
muss bei einer Verschul-
dung von einem geringeren Eigenkapital getra-
Hebelwirkung des Fremdkapitals
Grenzen und Risikoabschätzung mittels Monte-Carlo-Simulation
von Robert Rieg
Hebelwirkung des Fremdkapitals
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