27
          
        
        
          gen werden. Die von Investoren geforderte
        
        
          Rendite muss daher gegenüber einem unver-
        
        
          schuldeten oder weniger verschuldeten Unter-
        
        
          nehmen erhöht werden. Dieser von Modigliani
        
        
          und Miller formulierte Zusammenhang ergibt
        
        
          eine Korrekturformel:
        
        
          4
        
        
          (2)
        
        
          Übertragen auf den Leverage-Effekt heißt das,
        
        
          eine steigende Verschuldung führt zu einer
        
        
          höheren Renditeforderung des Eigenkapi-
        
        
          tals, die dem Anstieg der Rendite durch die
        
        
          zusätzliche Investition entgegenläuft
        
        
          . Inso-
        
        
          fern ist die Zielgröße des Leverage-Effekts
        
        
          nicht die durch eine Zusatzinvestition erzielbare
        
        
          Rendite, sondern die Differenz zwischen der
        
        
          durch den Leverage-Effekt induzierten EK-Ren-
        
        
          dite und der geforderten EK-Rendite.
        
        
          Steigende Fremdkapitalzinssätze bei stei-
        
        
          gender Verschuldung:
        
        
          Es deutet sich schon
        
        
          an, dass die Zinssätze für zusätzliches Fremd-
        
        
          kapital nicht konstant sein werden, sondern mit
        
        
          zunehmender Verschuldung und damit einher-
        
        
          gehender schlechterer Bonität steigen dürften.
        
        
          Die Kurve der Zinssätze dürfte dabei exponen-
        
        
          tiell ansteigen, da die Ausfallwahrscheinlichkeit
        
        
          mit höherer Verschuldung überproportional zu-
        
        
          nimmt.
        
        
          5
        
        
          Das begründet sich auch durch die An-
        
        
          forderungen der verschiedenen Regulierungen
        
        
          an die Kreditvergabe durch Banken, die die Bo-
        
        
          nität bzw. das Rating eines Unternehmens mit-
        
        
          berücksichtigen müssen.
        
        
          Schließlich steigt
        
        
          mit zunehmender Verschuldung das Insol-
        
        
          venzrisiko an
        
        
          , da bei schlechterem Geschäfts-
        
        
          verlauf oder anderen unvorhergesehenen Er-
        
        
          eignissen die Rückflüsse aus der Geschäftstä-
        
        
          tigkeit sinken. Im Gegensatz zur Eigenfinanzie-
        
        
          rung bleibt die Zinslast jedoch bestehen.
        
        
          Abnehmende Grenzrate zusätzlicher Inves-
        
        
          titionsprojekte:
        
        
          Es ist nicht plausibel davon
        
        
          auszugehen, dass es beliebig viele Investitions-
        
        
          alternativen mit hohen Projektrenditen gibt.
        
        
          Eher kann man davon ausgehen, dass inner-
        
        
          halb desselben Marktes oder derselben Bran-
        
        
          che die Zahl an Alternativen begrenzt ist und
        
        
          sich die erwarteten Renditen eher abnehmend
        
        
          reihen lassen. Daraus ergibt sich eine
        
        
          abneh-
        
        
          mende Grenzrate der Zusatzinvestitionen
        
        
          .
        
        
          6
        
        
          Hier zeigt sich auch der Zusammenhang zwi-
        
        
          schen finanziellem und operativem Hebel: Der
        
        
          operative Hebel beschreibt den Grad der Wirt-
        
        
          schaftlichkeit (bspw. Deckungsbeitrag pro
        
        
          Stück) „gehebelt“ mit der Absatzmenge. Bei-
        
        
          des führt über den Abzug von Fixkosten zum
        
        
          EBIT. Setzt man den EBIT in Bezug zur Investi-
        
        
          tion, erhält man die Rendite.
        
        
          7
        
        
          Auf diesen Zu-
        
        
          sammenhang wird im unten stehenden Fall-
        
        
          beispiel eingegangen.
        
        
          Fasst man diese Effekte zusammen, ergibt
        
        
          sich ein Punkt, ab dem sich weitere fremd-
        
        
          finanzierte Investitionen nicht mehr lohnen.
        
        
          Dies ist dann erreicht, wenn die durch den Le-
        
        
          verage-Effekt induzierte EK-Rendite (Formel 1)
        
        
          unter die Renditeforderung der Eigentümer
        
        
          (Formel 2) sinkt. Abbildung 1 zeigt diesen Zu-
        
        
          sammenhang beispielhaft auf.
        
        
          Steigende Verschuldung als negatives Si-
        
        
          gnal:
        
        
          Ein weiterer Aspekt ist die Signalwirkung
        
        
          der Verschuldung auf Eigentümer und Investo-
        
        
          ren. So mag eine zunehmende Verschuldung
        
        
          auch darin begründet sein, dass ein Unterneh-
        
        
          men zu geringe Profite erzielt und damit eine
        
        
          zu geringe Innenfinanzierungskraft aufweist.
        
        
          Steigende Verschuldung kann damit ein Signal
        
        
          für zunehmende Probleme sein, was die Auf-
        
        
          nahme weiteren Fremd- und Eigenkapitals er-
        
        
          schweren wird.
        
        
          8
        
        
          Verschuldungshöhe wird durch das für die
        
        
          Risikodeckung verfügbare Eigenkapital be-
        
        
          grenzt:
        
        
          Fremdkapitalgeber sind in der Regel
        
        
          nicht bereit, unternehmerische Risiken abzude-
        
        
          cken. Sie verweisen zu Recht auf die Eigenka-
        
        
          pitalgeber, die von Gewinnen profitieren und
        
        
          dafür auch für Verluste geradestehen sollten.
        
        
          Die mit der Verschuldung zunehmenden Risi-
        
        
          ken müssen daher durch entsprechendes Ei-
        
        
          genkapital abgedeckt werden. Da Eigenkapital
        
        
          nicht beliebig zur Verfügung stehen wird, be-
        
        
          grenzt es im Umkehrschluss auch die Höhe der
        
        
          noch tragbaren Verschuldung.
        
        
          9
        
        
          In der Fachliteratur finden sich Vorschläge, die
        
        
          aus Unternehmenssicht optimale Verschuldung
        
        
          zu berechnen.
        
        
          10
        
        
          Dabei muss man jedoch be-
        
        
          rücksichtigen, dass viele Informationen nur
        
        
          schwer einschätzbar und unsicher sind. Die ak-
        
        
          tuelle Finanzlage und Kapitalstruktur ist auch
        
        
          nur eine Momentaufnahme und man muss
        
        
          auch die Dynamik des Unternehmens und sei-
        
        
          ner Umwelt mit beachten. Es wundert dann
        
        
          
            Abb. 1: Idealisierte Entwicklung wichtiger Kenngrößen des Leverage-Effekts bei zunehmender Verschuldung
          
        
        
          
            CM Mai / Juni 2017