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          Die Interview-Reihe des Controller Magazins ist
        
        
          eine dialogische Gesprächsform zur Herausar-
        
        
          beitung und Vermittlung fachlicher Erkenntnisse
        
        
          und praktischer Erfahrungen, aber auch von
        
        
          Meinungen und Einschätzungen zu control-
        
        
          lingrelevanten Themen und Fragen. Dabei wer-
        
        
          den neben klassischen Themen auch innovative
        
        
          Überlegungen und alternative Ansätze aufge-
        
        
          griffen. Die vorliegende Ausgabe befasst sich
        
        
          mit verschiedenen Aspekten der Marken-The-
        
        
          matik und hinterfragt diese kritisch.
        
        
          
            Gängiges Marken-Verständnis
          
        
        
          Biel:
        
        
          Vielen Dank, dass Sie sich für dieses
        
        
          Interview zur Verfügung stellen. Welche Mög-
        
        
          lichkeiten schaffen sich Unternehmen mit
        
        
          einer „starken Marke“? Wo liegen die Vorteile?
        
        
          Welche Rolle spielen z. B. das höhere Preisni-
        
        
          veau, die stärkere Kundenbindung oder die
        
        
          deutlichere Differenzierung gegenüber dem
        
        
          Wettbewerb? Tragen nach Ihren Beobachtun-
        
        
          gen Marken zur langfristigen Gewinnmaximie-
        
        
          rung durch Stärkung der eigenen Wettbe-
        
        
          werbsposition bei?
        
        
          Harder:
        
        
          Ob B-to-B oder B-to-C – stets ist es
        
        
          für Unternehmen ein fundamental anderes Ar-
        
        
          beiten als Marke. Als Marke ist man bekannt.
        
        
          Beim Gegenüber ist eine konkrete Vorstellung
        
        
          gespeichert.
        
        
          Sie verschafft Aufmerksam-
        
        
          keit, öffnet Türen wie von alleine
        
        
          , schenkt
        
        
          Verständnis und Vertrauen fürs eigene Wirken.
        
        
          Biel:
        
        
          Kann man sagen, Markenunternehmen
        
        
          haben beim Kunden einen anderen Status?
        
        
          Was folgt daraus?
        
        
          Harder:
        
        
          Hinter diesem ganz anderen Status
        
        
          stehen auf Kunden ausgerichtete Konsequenz,
        
        
          Differenzierung und Klarheit bei Leistung und
        
        
          Verhalten während Jahren oder meist gar Jahr-
        
        
          zehnten. Wer sich dies erarbeitet hat, profitiert
        
        
          zum einen von einer umfassend höheren Effizi-
        
        
          enz. Er hat seine
        
        
          Erfolgslogik gefunden
        
        
          , kann
        
        
          sich entsprechend fokussieren und kann in sei-
        
        
          nem Wirken nach außen immer schon von einer
        
        
          ganz anderen Vorbefassung ausgehen. Und da-
        
        
          mit verbunden verfügt er zudem über eine ganz
        
        
          andere Verankerung und Wettbewerbsposition.
        
        
          Biel:
        
        
          Heißt diese „Verankerung und Wettbe-
        
        
          werbsposition“, immer höhere Preise und damit
        
        
          höhere Gewinne zu erzielen?
        
        
          Harder:
        
        
          Nicht unbedingt. Aber richtig ge-
        
        
          macht führt es zu mehr
        
        
          Berechenbarkeit und
        
        
          Stabilität
        
        
          der Einnahmen – ob beim Discoun-
        
        
          ter, der Luxusmarke oder dem Spitzentechno-
        
        
          logieunternehmen.
        
        
          Biel:
        
        
          Wechseln wir die Perspektive und fragen
        
        
          uns: Was bietet eine Marke den Konsumenten?
        
        
          Stehen bei den Konsumenten eher rationale
        
        
          Aspekte, etwa Orientierungs- und Unterschei-
        
        
          dungshilfen, im Vordergrund oder doch stärker
        
        
          emotionale Momente, etwa des Vertrauens und
        
        
          Zutrauens?
        
        
          Wüthrich:
        
        
          Im Kern einer Marke stehen Leistun-
        
        
          gen, die
        
        
          die Bedürfnisse ihrer Kundschaft
        
        
          treffen
        
        
          und erfüllen wie keine andere. Reali-
        
        
          siert ein Anbieter diese Differenz über längere
        
        
          Zeit und kann sie im Markt zur Geltung bringen,
        
        
          entsteht spezifisches und konkretes Vertrauen
        
        
          – für Leistungen, dahinterstehende Kompetenz,
        
        
          Verhalten im umfassenden Sinne (z. B. Pricing,
        
        
          Service, Nachhaltigkeit etc.). Dann greifen Kon-
        
        
          sumenten am Gestell oder im Internet quasi
        
        
          blind zu, ordern Hersteller beim Lieferanten un-
        
        
          kompliziert und ohne Hintergedanken. Die oben
        
        
          angesprochene Effizienz findet sich deshalb
        
        
          auch auf dieser Seite – statt suchen wissen,
        
        
          was man erwarten, worauf man aufbauen, wo-
        
        
          rauf man sich auch freuen kann.
        
        
          Biel:
        
        
          Damit greift eine deutliche Emotionalisie-
        
        
          rung?
        
        
          Wüthrich:
        
        
          Gerne wird
        
        
          Marke mit Emotionen
        
        
          gleichgesetzt.
        
        
          In unserem Buch „Marken für
        
        
          
            Marken – was steckt dahinter?
          
        
        
          
            Interview mit Thomas Harder und Nicolas
          
        
        
          
            Wüthrich, Swiss Brand Experts
          
        
        
          von Alfred Biel
        
        
          
            Marken – was steckt dahinter?