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liche Praxis verbessert werden kann.
Leider
hat sich die Forschung in den letzten Jah-
ren von einem
solchen Anwendungsbezug
zunehmend entfernt
. Wir halten diese Ent-
wicklung für problematisch. Schon aus Eigen-
nutz heraus sollte sich die Wissenschaft mit
der Praxis auseinandersetzen. Der Blick in die
Empirie kann theoretische Erkenntnisse bestä-
tigen oder im umgekehrten Fall ein Lernen
durch unerwartete Befunde anstoßen. Dies
geschah in den letzten Jahren z. B. sehr um-
fangreich unter der Perspektive der Verhaltens-
orientierung. Die Praxis kann darüber hinaus
Anregungen für die Entwicklungen von neuen
theoretischen Erkenntnissen liefern. So kam
etwa der Anstoß der Entwicklung der Prozess-
kostenrechnung von Mängeln der Kostenrech-
nung in der Praxis, und auch die Balanced
Scorecard ist in enger Interaktion mit der Praxis
entstanden.
Umgekehrt kann die Wissenschaft auch
der Praxis helfen, indem sie praktische
Handlungsanweisungen liefert
(„Eine enge
Verknüpfung von strategischer und operativer
Planung verbessert die Planungsgüte“) oder
der Praxis neue Perspektiven auf ein Problem
anbietet. Auch hierfür ist die Verhaltensorien-
tierung ein gutes Beispiel. Statt eines homo oe-
conomicus einen „normalen Menschen“ vor
Augen zu haben, führt zu ganz anderen Prob-
lemformulierungen und Problemlösungen.
In diesem Sinne sehen und verstehen wir das
WHU Controller Panel. Es hilft uns, theoretische
Zusammenhänge zu überprüfen; es hilft der
Praxis, Probleme neu zu sehen, Ursache-Wir-
kungs-Beziehungen zu erkennen und durch
den Vergleich mit anderen Unternehmen
(Benchmarking) die eigene Position besser ein-
schätzen zu können.
Das WHU Controller Panel als
Quelle empirischer Erkenntnis
Wir wollen im Folgenden einige ausgewählte
empirische Erkenntnisse präsentieren, die wir
aus dem Panel gewonnen haben, solche, die
wir erwartet hatten, aber auch solche, die für
uns unerwartet waren.
Erwartete und unerwartete Ergebnisse
Unser erstes Beispiel stammt aus dem
Be-
richtswesen
. Wir haben zu drei Terminen ge-
fragt, wie dieses „technisch“ realisiert wird und
wie sich diese Realisierung verändern wird. Die
folgende Abbildung 1 zeigt ein wenig überra-
schendes Ergebnis. Entsprechend den ganz
erheblich gestiegenen Möglichkeiten der IT
geht der Trend in Richtung eines vollständigen
CM Mai / Juni 2017
Abb. 1: Form der Verfügbarkeit von Controlling-Informationen für das Management (vgl. Schäffer/Weber 2015, S. 204, durch Daten aus 2015 erweitert)
Abb. 2: Erwartete Entwicklung der individuellen Zugriffsmöglichkeit auf Controlling-Informationen durch Manager in Unternehmen,
die eine vollständige Informationsauswahl bereits realisiert haben (WHU Controller Panel 2012)