Controller Magazin 3/2017 - page 10

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rungen gekennzeichnet. Materialspezifische
Aufnahmen mindern dabei Beschädigungen
und erhöhen die Arbeitssicherheit. Anschlie-
ßend ist nach Seiketsu (
Arbeitsplatz sauber
halten
) jeder Mitarbeiter verantwortlich für
seinen eigenen Arbeitsbereich. Checklisten
und unterstützende Arbeitsanweisungen hel-
fen, die Reinigungsabläufe einzuhalten. Ab-
schließend werden nach Shitsuke (
Anordnung
zur Regel machen
) regelmäßige
5 S-Audits
von den Produktionsführungskräften durchge-
führt. Dadurch wird ein Umfeld geschaffen, in
dem gerne gearbeitet, die Effizienz erhöht und
die Fehlerquote reduziert wird.
Ebenfalls nach der 5 S-Philosophie werden die
Werkzeugwagen des Rüstteams einheitlich
bestückt und organisiert. So finden sich auch
andere Teammitglieder sofort zurecht. Die An-
ordnung erfolgt nach Zugriffshäufigkeit und
Größe. Zur Trennung mangelfreier und defekter
Materialien, wie beispielsweise Muttern, wer-
eingespart werden, wie im nächsten Abschnitt
erläutert wird.
Ordnung und Systematik am Arbeitsplatz
durch 5 S
Der 5 S-Ansatz ist eine systematische Vorge-
hensweise für Ordnung und Sauberkeit am Ar-
beitsplatz. Im ersten Schritt Seiri (
Aussortie-
ren
) werden alle nicht regelmäßig benötigten
Arbeitsgeräte entfernt. Ein besonderes Augen-
merk liegt dabei auf dem Material, das Mitar-
beiter direkt am Arbeitsplatz außerhalb der Be-
standsführung gelagert haben. So können
Suchzeiten und Materialbindungskosten ge-
senkt werden. Beim Seiton (
Aufräumen
) wer-
den definierte Lagerflächen eingerichtet. Provi-
sorien, wie zum Beispiel Lagerung auf Paletten
neben dem Arbeitsplatz, entfallen. Im nächsten
Schritt Seiso (
Anordnen
) erhalten alle Geräte
ihren festen Platz, oft durch visuelle Markie-
Phase 2 – Umwandlung der internen Aktivitäten
in externe Aktivitäten:
Gegenstand der zweiten Phase ist die Verände-
rung von Prozessschritten oder Maschinentei-
len, um weitere interne in externe Schritte zu
überführen. Der Maschinenstillstand wird ver-
kürzt, indem Rüstaktivitäten auf Vor- und Nach-
bereitung verlagert werden. Auch wenn die
grundsätzlichen Rüstzeiten zunächst bestehen
bleiben, beinhaltet diese Phase von SMED das
größte Potenzial.
Beispielhaft sei die
Einrichtung einer separa-
ten Vorbereitungszone für den Werkzeugein-
bau
genannt. Unabhängig vom konkreten Ferti-
gungsverlauf können dort Umbauten unter opti-
malen Bedingungen vorgenommen werden. Die
bessere Planbarkeit führt zum Abbau von Belas-
tungsspitzen mit den bekannten Folgen für Qua-
lität und Überstundenkonten. Gelingt es dem Un-
ternehmen darüber hinaus, die Werkzeuge auf
standardisierte Module zurückzuführen, können
diese anschließend direkt in die Maschinen ein-
geschoben werden.
Phase 3 – Verkürzung interner und externer
Aktivitäten:
In der dritten SMED-Stufe werden alle Aktivitä-
ten auf weitergehende Zeitsparpotenziale unter-
sucht. So führen etwa die Standardisierung von
Anschlussmaßen und die Substitution von
Schraubverbindungen durch innovative Befesti-
gungsmethoden zu Zeitgewinnen. Aufwändige
Justierungen können entfallen. Ein weiterer An-
satzpunkt ist die Arbeitsorganisation. Durch Par-
allelisierung der Rüstaktivitäten kann der Zeit-
aufwand günstigenfalls mehr als halbiert wer-
den. Gelingt die Durchführung des gesamten
Rüstvorgangs mit einem Handgriff, hat das Rüst-
system die höchste Entwicklungsstufe erreicht.
Abbildung 7 zeigt beispielhaft die Zeiteinspa-
rungen in den Phasen des SMED. Ein weiterer
beträchtlicher Anteil der Rüstzeit kann durch
eine verbesserte Arbeitsplatzgestaltung oder
optimierte Laufwege zur Materialbeschaffung
Autoren
Prof. Dr. Silke Griemert
lehrt an der Hochschule Koblenz, Fachbereich Wirtschafts-
wissenschaften, Lehrgebiet: Rechnungswesen, Controlling,
Industriebetriebslehre.
E-Mail:
Andreas Demmel
ist als Kategorie Manager für den Bereich der mineralischen
Rohstoffe bei der EHL AG tätig. Mit dem wissenschaftlichen
Fokus auf Procurement und Produktionsmanagement stu-
dierte er Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Koblenz
(M. Sc., B. Sc.).
E-Mail:
Dennis Kröber
arbeitet als Kategorie Manager von Transportwesen bei der
EHL AG. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der Hoch-
schule Koblenz (M. Sc., B. Sc.). Seine wissenschaftlichen
Schwerpunkte lagen im Bereich des Material Managements.
E-Mail:
Abb. 7: Zeitersparnis durch SMED
Rüstzeitoptimierung
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