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          diese Begriffe nicht einheitlich und eindeutig
        
        
          definiert und werden oft sogar synonym ge-
        
        
          braucht. In mehreren Arbeitsgruppen wurde
        
        
          der Versuch unternommen, die Begriffe prag-
        
        
          matisch voneinander abzugrenzen: Ein
        
        
          Unter-
        
        
          nehmensimage
        
        
          bezeichnet die Vorstellung,
        
        
          die ein Individuum von einem Unternehmen
        
        
          hat. Die damit verbundenen Attribute reflektie-
        
        
          ren den momentanen Status der Information,
        
        
          Bewertung und Emotion einer Person im Hin-
        
        
          blick auf das Unternehmen. (Unternehmens)
        
        
          Reputation
        
        
          bezeichnet die kollektive Wahr-
        
        
          nehmung und Bewertung einer Organisation
        
        
          durch interne und externe Interessengruppen.
        
        
          Sie entsteht durch die Aggregation von Images
        
        
          als Ergebnis des Austauschs persönlicher wie
        
        
          vermittelter Erfahrungen zwischen der Organi-
        
        
          sation, deren Stakeholdern und Dritten (z. B.
        
        
          Journalisten, Finanzanalysten oder Wettbe-
        
        
          werber) im Zeitverlauf. Die
        
        
          Unternehmens-
        
        
          marke
        
        
          ist das von der Organisation selbst de-
        
        
          finierte Soll-Bild ihrer selbst.
        
        
          Die Marke wird auf- und ausgebaut, um die
        
        
          gewählte Strategie zur Erfüllung des Unter-
        
        
          nehmenszwecks erfolgreich umsetzen zu
        
        
          können. Sie basiert auf dem strategischen
        
        
          Konzept der Corporate Identity, das durch den
        
        
          gesteuerten Einsatz der drei Elemente Corpo-
        
        
          rate Design, Corporate Behaviour (werteba-
        
        
          siertes Handlungskonzept für das angestrebte
        
        
          Verhalten gegenüber den Stakeholdergrup-
        
        
          pen) und Corporate Communication (Konzept
        
        
          der angestrebten Unternehmenskommunika-
        
        
          tion) bewirken soll, dass Selbstbild des Unter-
        
        
          nehmens und Fremdbild der Stakeholder
        
        
          möglichst übereinstimmen.
        
        
          Mit diesen Begriffen und Verständnissen lässt
        
        
          sich für jedes Unternehmen ein Kommunika-
        
        
          tions-Controlling entwickeln, das Kommunika-
        
        
          tionsprozesse mit messbaren Zielen im Sinne
        
        
          des Unternehmens aufbauen, pflegen und er-
        
        
          halten möchte.
        
        
          
            Zweck von Kommunikation
          
        
        
          Doch wozu ist systematische Kommunikations-
        
        
          arbeit jenseits von Marketing und Werbung
        
        
          überhaupt notwendig und nützlich? Ist Unter-
        
        
          nehmenskommunikation nicht nur etwas für
        
        
          DAX-Unternehmen?
        
        
          Mittelständische Unternehmen erkennen zu-
        
        
          nehmend, dass sie in Zeiten von Internet, Soci-
        
        
          al Media und Fachkräftemangel ihre Informati-
        
        
          onsstrategie professionalisieren müssen. Die
        
        
          Studie Mittelstandskommunikation 2015 der
        
        
          Universität Leipzig (Prof. Ansgar Zerfaß) und
        
        
          der PR-Beratung Fink & Fuchs mit mehr als
        
        
          750 mittelständischen Unternehmen und grö-
        
        
          ßeren, inhabergeführten Unternehmen, lieferte
        
        
          hierzu interessante Ergebnisse:
        
        
          2
        
        
          ·
        
        
          77 Prozent der befragten Unternehmen
        
        
          schreiben der Kommunikation eine hohe
        
        
          Bedeutung zu, doch 40 Prozent verfügen
        
        
          weder über eine eigene Kommunikations-
        
        
          abteilung noch über ein Budget für diese
        
        
          Aufgabe.
        
        
          ·
        
        
          Kommunikation ist meist marktorientiert
        
        
          und zielt auf Bekanntheitssteigerung und
        
        
          Abverkauf.
        
        
          ·
        
        
          Eine große Mehrheit der befragten mittel-
        
        
          ständischen Unternehmen ist international
        
        
          tätig (rund 70 Prozent), von diesen Unter-
        
        
          nehmen betreiben nur etwa 50 Prozent
        
        
          Kommunikationsarbeit im Ausland.
        
        
          Bei der Gewinnung neuer Fachkräfte stehen
        
        
          mittelständische Unternehmen oft vor dem Pro-
        
        
          blem der fehlenden überregionalen Bekanntheit
        
        
          und Reputation. Können Stellen nicht adäquat
        
        
          besetzt werden, entgeht u. U. Umsatz.
        
        
          Viele Unternehmen haben erkannt, dass sie als
        
        
          Arbeitgeber bekannter werden müssen und in-
        
        
          vestieren bewusst in die eigene Marke als Arbeit-
        
        
          geber (Employer Branding), doch nur die aller-
        
        
          wenigsten denken darüber als strategische Un-
        
        
          ternehmensaufgabe nach. Nur 26,1% der in der
        
        
          Studie befragten Mittelständler haben eine ein-
        
        
          deutige Strategie für Arbeitgeberkommunikation
        
        
          und Employer Branding. Rund ein Viertel der be-
        
        
          fragten Unternehmen hat nach eigener Aus-
        
        
          kunft überhaupt kein klares Profil als Arbeitge-
        
        
          ber und ebenso viele vermitteln ihre Vorteile
        
        
          nicht an potenzielle Mitarbeiter.
        
        
          Das ist generell eine Aufgabe für ein HR-
        
        
          Marketing und eine HR-Kommunikation. In
        
        
          vielen Unternehmen, die Employer Branding
        
        
          betreiben, erhält der Personalbereich Unter-
        
        
          stützung durch das klassische Marketing.
        
        
          Generell ist in vielen Unternehmen zu beob-
        
        
          achten, dass Unternehmenskommunikation
        
        
          und Marketing unter einer Führungskraft ver-
        
        
          einigt werden. Dies ist wichtig, denn letztlich
        
        
          geht es um eine intergierte Unternehmens-
        
        
          kommunikation.
        
        
          
            Controlling von Kommunikation
          
        
        
          
            und Marketing
          
        
        
          Controller können bei der effizienten Steuerung
        
        
          von Unternehmenskommunikation wichtige
        
        
          Partner sein. Denn durch Aufbau und Pflege
        
        
          der Beziehungen zu wichtigen Stakeholdern
        
        
          leisten Kommunikation und Marketing einen
        
        
          entscheidenden Beitrag zur Wertschöpfung.
        
        
          Dabei ist es nicht so wichtig zu wissen,
        
        
          wieviel die einzelne Maßnahme gebracht
        
        
          hat, sondern ob mit den Maßnahmen der
        
        
          richtige Beitrag zur Stakeholderbindung
        
        
          geleistet wurde.
        
        
          Dafür sind die Mitarbeiter
        
        
          der beiden Fachbereiche ausgebildet. Meist
        
        
          fehlt es jedoch an Know How, wie die notwen-
        
        
          digen Prozesse effizient durchzuführen sind,
        
        
          fehlt ein betriebswirtschaftliches Grundver-
        
        
          ständnis, werden viele Maßnahmen nicht auf
        
        
          messbare Ziele ausgerichtet. Controllern fehlt
        
        
          jedoch meist das Wissen um die Gestaltung
        
        
          von Kommunikationsarbeit. Durch den Control-
        
        
          ling-Dialog können beide Seiten zusammen
        
        
          den Wertschöpfungsbeitrag von Kommunikati-
        
        
          on und Marketing optimieren. Das Starter Kit
        
        
          Kommunikationscontrolling liefert für die Im-
        
        
          plementierung einer systematischen Steue-
        
        
          rung wichtige Anhaltspunkte.
        
        
          
            Fußnoten
          
        
        
          1
        
        
          Starter Kit Kommunikations-Controlling.
        
        
          2
        
        
          Pressemitteilung Fink & Fuchs.
        
        
          
            Literatur
          
        
        
          Buchele, Pollmann, Schmidt : Starter Kit Kom-
        
        
          munikationscontrolling, Haufe, 2016.
        
        
          Stobbe et. Al. : Grundmodell für Kommunika-
        
        
          tion, ICV, 2010.
        
        
          Zerfaß, Fink & Fuchs: Studie Mittelstands-
        
        
          kommunikation, zuletzt abgerufen 15.07.2016
        
        
        
        
          
            Kommunikations-Controlling