Controller Magazin 6/2016 - page 72

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Maße wie beide Ansprüche durchgesetzt wer-
den können, wird ein Unternehmen wertvoll. Ein
Controller, der diesen Transformationsprozess
als Co-Pilot in Partnerschaft zum Management
begleiten will, muss etwas vom Geschäft ver-
stehen. Der Fokus auf das Geschäft wiederum
hat Konsequenzen für das „Umgehen mit Geld
und Preis“. Im Vordergrund steht dann das wei-
te Feld der Geschäftsbeziehungen. Steuern ist
auf diesem Feld gleichbedeutend mit Führen
von Menschen. Das Rechnen verliert dem-
gegenüber seinen „eigenständigen“ Zweck,
sofern es nicht in die Führung mit messbaren
Zielen eingebunden wird.
Fußnoten
1
Ursprünglich wurde die Betriebswirtschaft
deshalb auch als „Güterlehre“ bezeichnet.
2
Der sogenannte „Schmetterlingseffekt“ geht
auf einen 1972 gehaltenen Vortrag des ameri-
kanischen Meteorologen und „Vater der Chaos-
theorie“ Edward N. Lorenz zurück. Er besagt,
dass in komplexen, nichtlinearen Systemen bei
bestimmten Grenz-Situationen kleine Verände-
rungen der Ausgangsbedingungen (eben der
„Flügelschlag eines Schmetterlings“) zu erheb-
lichen Veränderungen in der Entwicklung von
Prozessen führen können. Allerdings kann es
nicht exakt vorhergesagt werden, wann und wo
eine solche Grenz-Situation entsteht.
3
Vgl. Vieregge, R. et.al. (2014): „Controlling
und Qualität - Thesen zur nachhaltigen Steue-
rung wirtschaftlicher Exzellenz“, Schriftenreihe
des Internationalen Controller Vereins (ICV),
Haufe.
4
Vgl. Schmidt, W. et. a. (2015): Moderne Wer-
torientierung, Leitfaden des ICV, Haufe.
5
Alvin Roth hat das in mehreren Beispielen ein-
drucksvoll beschrieben; Roth, A. E. (2016): Wer
kriegt was – und warum, Siedler, S. 27 ff.
6
Diesen Zusammenhang hat Georg Simmel als
„Preisgesetz“ bezeichnet; Simmel, G. (2009,
Erstauflage 1900): Philosophie des Geldes,
Anaconda, S. 184.
7
Vgl. Kamiske, G.F. (2010): Effizienz und Qualität:
Systematisch zum Erfolg, Symposion, S. 47 ff.
8
In diesem Zusammenhang wird auch von
„Marktdesign“ und „Matching“ gesprochen;
vgl. Roth, A. E., a.a.O.
9
Vgl. Türcke, C. (2015): Mehr!: Philosophie des
Geldes, C.H. Beck.
Leider hat das Prinzip einen Haken, einen „stra-
tegischen Sündenfall“ – die
Prolongation von
Schulden.
Der Kredit ist ein zyklisches Instru-
ment. Wenn er fristgerecht beglichen werden
kann, bleibt er ein Wachstum und Innovationen
förderndes Instrument. Das setzt jedoch voraus,
dass Unternehmen in der Lage sind, das aus
Kredit zugeflossene Geld – die Geldschöpfung –
in ausreichende Wertschöpfung umzuwandeln.
Es stellt sich auch hier wieder die Frage,
wie
wertvoll das verfügbare Geld für uns wird.
Die Relation zum erforderlichen Schuldendienst
erhält in diesem Kontext die Funktion eines
Grenzwertes. Denn wenn der Schuldendienst
nicht oder nicht in ausreichendem Maße ge-
lingt,
werden neue Kredite erforderlich, um
die alten Kredite tilgen zu können
. Diese
Prolongation hat dann mit der Vorfinanzierung
neuer Geschäfte nichts mehr zu tun – es öffnet
sich eine „Kreditfalle“. Um das zu verhindern,
benötigt das Controlling wirkungsvolle
Frühin-
dikatoren im Rahmen eines Risikomanage-
ments wirtschaftlich relevanter Geschäfts-
beziehungen
(siehe Abbildung 4).
Fazit
Geld ist ein Anspruch auf Kaufkraft. Preis ist ein
Anspruch auf Wert. Erst wenn und in dem
Auch hier scheint die Verbindung zum Geld
nicht auf den ersten Blick gegeben. Im Gegen-
teil: Wenn wir Geld nur als Recheneinheit nut-
zen, spielen die Regeln der Geschäftsbeziehun-
gen keine Rolle. Damit aber verlieren die Cont-
roller sehr viel von dem aus dem Auge, was
Geld erst wertvoll werden lässt.
3) Als letzter aber wichtiger Aspekt in diesem
Kontext muss der Kredit einbezogen werden.
Unternehmen werden vorfinanziert. Sie be-
nötigen Kredit – im ursprünglichen Sinne des
Wortes (Glaubwürdigkeit) wie auch im prak-
tischen Sinne als Darlehen (Fremdkapital)
oder Einlage (Eigenkapital).
Mit jedem Kredit wird eine bestimmte Geld-
summe auf ein Konto gebucht, über das ent-
sprechend bevollmächtigte Geschäftsführer
oder Prokuristen verfügen können. Die
Be-
reitstellung von Geld durch einen Kredit-
vorgang
wird auch als
„Geldschöpfung“
bezeichnet. Das ist ein schönes Wort für die
Umschreibung von Schulden
. Denn jeder
Geldschöpfung folgt der Schuldendienst:
Kredite müssen – mit mehr oder weniger
Zinsen – zurückgezahlt werden. Diese Ver-
pflichtungen nicht nur tragen zu können,
sondern die „Schuld“ umzuwandeln in einen
Gewinn: Das gehört zu den emotional am
stärksten besetzten Erfolgsfaktoren jedes
unternehmerischen Handelns.
Abb. 4: Geldschöpfung und Wertschöpfung
PreisGeld – mehr als eine Recheneinheit
1...,62,63,64,65,66,67,68,69,70,71 73,74,75,76,77,78,79,80,81,82,...106
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