Controller Magazin 6/2016 - page 63

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In Fall 3 gemäß obiger Abbildung würden durch
den Verbrauch der Rohstoffe bzw. Zukaufteile
keine Wertverluste entstehen oder sogar nega-
tive, wenn bei ihrer Vernichtung Kosten anfallen
würden. Eventuell kann mit dem Lieferanten
darüber gesprochen werden, welcher Betrag
(Penalty) bezahlt werden muss, um aus der Ab-
nahmeverpflichtung herauszukommen (Fall 6).
Dies kann insbesondere dann teuer werden,
wenn der Lieferant auf Basis einer vereinbarten
Mindestabnahmemenge kalkuliert hat. Bei-
spielsweise gelten in der Automobilindustrie die
Preise der Zukaufsteile häufig für solche Min-
deststückzahlen, wenn die Lieferanten hohe In-
vestitionen in Entwicklung und Produktionsaus-
rüstung getätigt haben, um die Anforderungen
zu erfüllen. Sie bestehen dann zu Recht auf der
Amortisation bisher nicht gedeckter Fixkosten.
Personalkosten
Ebenfalls eine wichtige Rolle für die Höhe der
Kosten können die Personalkosten spielen. Ins-
besondere die Personalkosten in der Produkti-
on sind zu beachten. Es muss ermittelt werden,
welche Bearbeitungszeiten mit welcher Mitar-
beiterqualifikation eingesetzt werden müssen,
um das Produkt fertig zu produzieren. Teilweise
wird argumentiert, dass diese Produktionskos-
ten nicht relevant seien, weil die Mitarbeiter
sowieso anwesend wären. Diese Aussage ist
meistens falsch und gilt hauptsächlich für
schlecht geführte Unternehmen. Denn mit
Gleitzeit, Jahresarbeitszeitmodellen, Leiharbeit,
Überstunden usw. kann die Anzahl der Mitar-
beiterstunden weitgehend an die benötigten
Arbeitsstunden angepasst werden. Somit sind
Personalkosten in der Produktion, die für die
Herstellung der demnächst auslaufenden Pro-
dukte benötigt werden, meistens relevant. Per-
sonalkosten in Vertrieb und Verwaltung können
ebenfalls in Teilen entscheidungsrelevant sein,
Eindeutig für das Unternehmen sind die Situati-
onen 1 und 4, in denen die Rohstoffe bzw. Zu-
kaufteile ohne Einschränkung alternativ einge-
setzt werden können. Ein Beispiel dafür wäre,
dass sie auch in andere Endprodukte eingehen.
Werden diese Inputfaktoren verwendet, müssen
sie nachbestellt werden, so dass Wiederbe-
schaffungskosten (WBK) anfallen. Wenn sie be-
reits im Lager sind, kann es sein, dass sie wei-
terverkauft werden, so dass ggf. Transaktions-
und Frachtkosten anfallen können. Somit gelten
in Situation 1 die Wiederbeschaffungskosten als
die relevanten Kosten, in Situation 4 die WBK
abzüglich der Kosten des alternativen Einsatzes.
Niedrigere Kosten entstehen in den Situationen
2 und 5, weil der Wert in der alternativen Ver-
wendung geringer ist. Als Beispiel sei ein Bio-
Fruchtkonzentrat angeführt, welches anstelle
eines normalen günstigeren Konzentrates ein-
gesetzt werden kann. Ggf. sollte in Situation 5
ermittelt werden, ob die Vertragsstrafen (Pe-
nalties) bei Nichtabnahme geringer sind als der
Wert bei alternativer Verwendung. Im Beispiel
der Bio-Fruchtkonzentrate möge der Einkaufs-
preis bei 5 €/kg liegen. Der Lieferant sei bereit,
auf die Erfüllung des Vertrages zu verzichten,
wenn er 1 €/kg erhält. Wenn dann die Kosten
für das normale Konzentrat 2 €/kg betragen,
so ist eine Stornierung günstiger, weil die Pe-
nalties mit 1 €/kg weniger schlimm sind als ein
Einsatz als Standardkonzentrat mit 3 €/kg Ver-
lust. Der Vorteil liegt bei 2 €/kg.Die relevanten
Kosten sind somit deutlich niedriger. Über-
haupt nicht relevant sind die Kosten solcher
Rohstoffe in den Situationen 3 und 6. Für sie
sind folgende 2 Bedingungen erfüllt:
·
Es gibt für sie keine andere Verwendung
innerhalb und außerhalb des Unternehmens
und
·
sie sind bereits im Lager oder
ein verbindlicher Vertrag liegt vor.
Nettoumsatz der Periode von gerundet 6.764 €
zur Periodenmitte zu berechnen.
Im Weiteren sind für 3 alternative Angebots-
preise die Rabatte und Mengen angegeben.
Nach der hier beschriebenen Vorgehensweise
werden auch für die Alternativen die Kalkulatio-
nen durchgeführt. Als Ergebnis der Untersu-
chungen erhält man eine Tabelle, aus der die
Nettoumsätze in Abhängigkeit der geplanten
Preise und damit verbunden der Mengen her-
vorgehen. In einem ersten Schritt muss geprüft
werden, ob die Nettoumsätze mit höheren
Mengen steigen. Wenn dies nicht der Fall ist,
kann der höhere Preis nur dann akzeptabel
sein, wenn ansonsten Vernichtungskosten an-
fallen, was weiter unten im Detail besprochen
wird. Zur Optimierung (hier: Maximierung der
Deckungsbeiträge) reichen die Nettoumsätze
noch nicht aus. Es fehlen noch die mengenab-
hängigen Kosteninformationen.
Ermittlung der
relevanten Kosten
Üblicherweise besteht die Philosophie der De-
ckungsbeitragsmaximierung darin, nur die vari-
ablen Kosten zu berücksichtigen. Dies gilt in
der Ausverkaufssituation nicht immer. Es gibt
durchaus Kostenarten, die eigentlich variabel
sind, die aber trotzdem nicht mehr entschei-
dungsrelevant sind. Ggf. kann es sich um sunk
cost handeln. Auf die wichtigsten Kostenarten
soll im Folgenden eingegangen werden:
Rohstoff- und Zukaufteilekosten
Die Rohstoffkosten werden häufig als ty-
pischste Vertreter der variablen Kosten aufge-
führt, weil die Produktion des Endproduktes
notwendigerweise einen erhöhten Rohstoff-
verbrauch nach sich zieht, der zu entspre-
chenden Kosten führt. Allerdings gibt es Fälle,
in denen Rohstoffkosten nicht als variabel zu
betrachten sind. Zusätzliche Kosten können
dann entfallen, wenn die Rohstoffe oder Zu-
kaufteile bereits auf Lager liegen oder wenn
ein verpflichtender Vertrag unterschrieben
wurde. Neben der Frage der Beschaffungsver-
pflichtung muss auch noch berücksichtigt
werden, ob Rohstoffe weitervermarktet wer-
den können (vgl. Abbildung 3).
Abb. 3: Relevanter Wert von einsetzbaren Rahstoffen und Zukaufteilen
CM November / Dezember 2016
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