Controller Magazin 6/2016 - page 53

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gen konnte, scheint der Druck in Europa größer
zu sein. Wie bei der Nachhaltigkeit üblich, wäre
eine weltweite Zusammenarbeit mit identi-
schen Reportinganforderungen im Sinne von
vergleichbaren Berichten für Investoren und
weitere Stakeholder das große Ziel. Ob dies
durch reine Marktmechanismen erreicht wer-
den kann, erscheint allerdings fraglich. Stan-
dardisierte Berichtsinhalte und Berichtsumfän-
ge würden hierbei zu geringeren Transaktions-
kosten aufseiten der Stakeholder führen. Um
diesen Anforderungen begegnen zu können,
sollte der Einbezug von Stakeholdern wei-
ter verbessert werden
. Nur auf partner-
schaftlicher Basis ist eine für alle tragbare Lö-
sung möglich, die die wirklichen Herausforde-
rungen an die Zukunft abdecken kann: beim
Reporting, wie auch bei der Nachhaltigkeit im
Sinne für eine bessere Zukunft der heutigen
Generationen, wie einer gesicherten Zukunft
der zukünftigen Generationen.
Es bleibt zu
hoffen, dass Kriege und Krisen den Blick
auf die wahren Herausforderungen der
Menschheit nicht trüben.
Literatur
Grober, U. : Die Entdeckung der Nachhaltig-
keit. Kulturgeschichte eines Begriffs, München,
2010.
World Commission on Environment and Deve-
lopment : Report of the World Commission on
Environment and Development: Our Common
Future, 1987.
KPMG : The KPMG Survey of Corporate Res-
ponsibility Reporting, 2013.
BSR : Understanding and Preventing Green-
wash: A Business Guide, 2009.
Öberseder, M., Schlegelmilch, B. B., Murphy,
P. E. : CSR practices and consumer percep-
tions, Journal of Business Research, 66, 2013,
1839-1851.
nehmen bei diesem Thema. Dies führt im Er-
gebnis zu einem gesteigerten Interesse der Un-
ternehmen, die Maßnahmen im Unternehmen
zu erhöhen, da sie wissentlich unter Beobach-
tung des Marktes stehen.
Dennoch scheint das sogenannte
Greenwa-
shing ein wachsendes Problem darzustel-
len
. Greenwasher erweisen wirklich nachhalti-
gen und transparenten Unternehmen den soge-
nannten „Bärendienst“. Stakeholder werden
durch aufgedeckte Fälle misstrauisch, was Un-
ternehmen und Initiativen bei der Einführung
und Durchführung von Maßnahmen hemmt.
Beim Greenwashing zählt es für Unternehmen,
lediglich als nachhaltig zu wirken, ohne An-
strengungen im Hintergrund hierfür zu un-
ternehmen
. Diese Unternehmen wollen ge-
genüber den Stakeholdern ein positives Image
aufbauen und die weiteren genannten positiven
Auswirkungen mitnehmen – ohne mehr zu in-
vestieren als in einen Hochglanzprospekt. In
der nahen Zukunft muss geprüft werden, ob
der Druck durch Stakeholder und der drohen-
den Regulatorik im Bereich des Reportings aus-
reicht. Einige Länder wie Frankreich gehen mit
dem Grenelle II-Akt bereits vorweg und schrei-
ben ein Mindestmaß an Integration nachhalti-
ger Aspekte vor. Die EU wird den Versuch star-
ten, dies für den europäischen Raum zu verein-
heitlichen. Dies ist zu begrüßen, da verschiede-
ne Anforderungen in diesem Wirtschaftsraum
auch bei diesem Thema wenig zielführend er-
scheinen. Durch das bereits heute
qualitativ
bessere Reporting in Europa im Vergleich
zu den USA
, welches diese Untersuchung zei-
men. Dies mag ggf. nur eine Frage der Darstel-
lung sein,
kann aber auch aus einem man-
gelnden Interesse der Stakeholder resul-
tieren. Dennoch wird dieser Punkt in Zu-
kunft einiger Veränderung unterliegen
, da
mit den G4-Richtlinien hier durch die Unterneh-
men mehr Leistung im Reporting zu erbringen
sein wird. Mit 86% liegt die Anzahl der berich-
tenden Unternehmen deutlich vor Deutschland.
Hier sind es gerade einmal 68% der Unterneh-
men, die in 2013 einen Bericht veröffentlichten.
Bei der Qualität des Reportings schneiden
europäische Unternehmen im Vergleich zu
US-Unternehmen deutlich besser ab, wobei
Deutschland hierbei im oberen Mittelfeld liegt.
Diese Ergebnisse stehen, wenngleich unabhän-
gig von Indizes, grundsätzlich im Einklang mit
den Ergebnissen dieser Analyse.
Die auf Basis dieser Daten ausgewählten und
durchgeführten statistischen Testverfahren be-
stätigen das Vorliegen signifikanter Unterschie-
de zwischen den Zeitpunkten und zwischen
den Indizes. Nicht nur innerhalb eines Index
liegt eine starke Signifikanz zwischen den Jah-
ren vor, sondern auch zwischen den Indizes. Ob
dies ausschließlich auf kulturelle Unterschiede
zwischen Deutschland und den USA zurückzu-
führen ist, vermag diese Analyse nicht zu klä-
ren.
Die Berichterstattung könnte auch als
selbsterfüllende Prophezeiung bezeichnet
werden. Je mehr ein Unternehmen im Re-
porting von sich preisgibt, desto mehr Inte-
resse wird bei der Öffentlichkeit, bspw. den
kritischen NGO’s geweckt.
Sie sind wieder-
um einer der identifizierten Treiber der Unter-
Autoren
Prof. Dr. Thomas Kümpel
lehrt Unternehmensrechnung und Controlling an der FOM
Hochschule für Oekonomie & Management in Essen.
E-Mail:
Volker Adolph, Master of Arts
Studium Finance und Accounting an der FOM Hochschule Düs-
seldorf. Er hat die Analyse im Rahmen der Anfertigung seiner
Masterarbeit durchgeführt und ist bei der NRW.BANK in Düs-
seldorf im Bereichscontrolling IT tätig.
E-Mail:
CM November / Dezember 2016
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