Controller Magazin 6/2016 - page 49

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wendig, die das entsprechende Know-how vor-
aussetzen“, ergänzt Rösler.
Die gesammelten Daten dienen als Grundlage,
um zu ermitteln, welche Service Provider ge-
eignet sind, um die formulierten Anforderungen
an ein modernes WAN zu gewährleisten. Sind
die Zielvorgaben an ein globales WAN ausge-
richtet, kommen zwar nur noch ungefähr ein
Dutzend Service Provider in Frage, die regional
und international aufgestellt sind, aber auch
diese Anbieter besitzen ihre Stärken und
Schwächen und verfügen über ganz unter-
schiedliche Schwerpunkte. So ist der eine An-
bieter beispielsweise stark im Spanisch spre-
chenden Raum vertreten, während der andere
eine gewichtige Rolle auf den asiatischen
Märkten spielt. Daher muss jedes Unterneh-
men
im Rahmen der WAN-Optimierung mit
den für das Unternehmen passenden Ser-
vice Providern herausfinden
, inwiefern sie
den Anforderungen gerecht werden können
und welche regionalen Lösungen sie anbieten.
Bei dieser Leistungsspezifizierung sind neben
kommerziellen Parametern auch technische
Anforderungen wichtig. Diese muss der Provi-
der berücksichtigen, damit die eingekauften
Services beispielweise auch zu den im Unter-
nehmen vorhandenen Schnittstellen passen.
Zu diesen Anforderungen gehören unter ande-
rem auch die technischen Voraussetzungen für
den Internetzugang oder die Redundanz der
Standortanbindung.
Kostenfalle Future Pricing
vermeiden
Eine große Herausforderung im Rahmen der
WAN-Optimierung ist die
Bepreisung des
zukünftig zu erwartenden Bandbreitenbe-
darfs (Future Pricing)
. Selbst wenn ein Un-
ternehmen seinen zukünftigen Bedarf ermit-
teln kann, bleiben doch häufig die Kosten da-
für im Unklaren. Sie hängen unter anderem
vom Netzwerk des Service Providers und der
Tatsache ab, ob er sich von seinem Netzkno-
tenpunkt bis zum Unternehmensstandort bei-
spielsweise eine Leitung hinzumieten muss.
So kann der Provider heute möglicherweise
die Kosten für eine Bandbreite an einem
Standort in China von 10 Mbit/s beziffern, für
100 Mbit/s am selben Ort kann er das even-
tuell aber nicht, da für derartige Bandbreiten
das angemietete Netz ausgebaut werden
müsste. So können die Kosten plötzlich stei-
gen, wenn der Bandbreitenbedarf des Unter-
nehmens zunimmt. „Wir verfügen über spezi-
elle Mechanismen, um auch das Future Pri-
cing berücksichtigen zu können“, erklärt Re-
tis-Chef Rösler.
Seiner Erfahrung nach müssen Unternehmen
für diese Projektphasen rund sechs Monate
einkalkulieren. Nach dem Vertragsabschluss
mit einem, oder aber auch mehreren Service
Providern erfolgt die
Migrationsphase
, in der
jeder Unternehmensstandort die für ihn ver-
traglich vereinbarten Leistungen bestellt. Die
Migration wird global vom Unternehmen or-
chestriert, wobei standortspezifische techni-
sche Details wie etwa die Leitungszuführung
berücksichtigt werden müssen. „Der
Auf-
wand für die Migration
ist ebenfalls nicht zu
unterschätzen“, weiß Rösler. Diese Projekt-
phase kann in Abhängigkeit von der Projekt-
größe ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen.
Der Aufwand ist umso geringer, je eindeutiger
die ausgehandelten Verträge sind. Daher
muss bereits bei der Formulierung der Aus-
schreibung unmissverständlich klar sein, wel-
che Leistungen vom Service Provider erwartet
werden, um Mehrkosten oder Verzögerungen
durch Nachverhandlungen und Neulieferun-
gen zu vermeiden.
Hohe Sicherheitsstandards
müssen gegen moderne
(Hacker-)Angriffe schützen
Wird ein
Standort vom Weitverkehrsnetz
abgeschnitten
, kann es zu empfindlichen
Verzögerungen oder gar zu kompletten Pro-
duktionsausfällen kommen. Gründe hierfür
sind nicht nur in einer mangelhaften WAN-
Performance, sondern auch immer häufiger in
Angriffen auf Weitverkehrsnetze zu suchen.
Daher spielt insbesondere das Thema Sicher-
heit beim WAN eine große Rolle – gerade,
wenn es sich um ein globales Weitverkehrs-
netz handelt: Je größer das Netzwerk, desto
größer die Angriffsfläche. International tätige
Unternehmen erlassen deshalb
Sicherheits-
richtlinien
, die Verschlüsselungsstandards,
die Nutzung von VPNs (Virtual Private Net-
work) oder Firewalls definieren. Darüber hin-
aus wird in den Richtlinien der genaue Tätig-
keitsumfang des Service Providers beschrie-
ben, für den entsprechend geschultes Perso-
nal eingesetzt werden muss. Ebenso wird
festgehalten, welche
Sicherheits-Zertifizie-
rungen
erfüllt werden müssen. „Viele Unter-
nehmen binden des Weiteren ihre Cloud-
Dienste zentral an, um sicherstellen zu kön-
nen, dass einerseits die Performance jederzeit
gegeben ist und andererseits niemand illegal
auf geschäftskritische Datenströme zugreifen
kann“, ergänzt Thomas Rösler. Auf diese Wei-
se wird sowohl unter juristischen als auch un-
ter technischen Aspekten das WAN vor exter-
nen und internen Angriffen geschützt.
Wer sein WAN optimieren will oder muss,
operiert quasi an der Nervenbahn seines Un-
ternehmens. Daher ist eine umsichtige Pro-
jektplanung und -durchführung das A und O,
um das WAN fit für die künftigen Herausforde-
rungen zu machen. Ein flexibles und dynami-
sches Weitverkehrsnetz erleichtert Standort-
verlegungen, Anpassungen in Geschäftspro-
zesse, die Kommunikation verbessert sich und
Geschäftseinheiten lassen sich optimaler nut-
zen. So ist das WAN der Zukunft der Garant
für die Wettbewerbsfähigkeit eines jeden Un-
ternehmens.
Autor
Marc Hankmann
arbeitet seit 2002 als freier IT- und Medienjournalist mit Sitz in Müns-
ter. Über acht Jahre war der studierte Germanist in leitenden redakti-
onellen Positionen für B2C- und B2B-Medien tätig.
Weitere Informationen und Kontaktdaten unter:
CM November / Dezember 2016
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