Controller Magazin 6/2016 - page 50

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Das öffentliche Interesse an Nachhaltigkeit
nimmt seit Jahren stetig zu. Kaum ein Begriff
wird in der öffentlichen Wahrnehmung mittler-
weile häufiger in den Medien verwendet. Das
Wort ist
zu einem Modebegriff geworden
,
der in vielen wirtschaftlichen und politischen
Zusammenhängen angewendet wird. Doch
nicht immer scheint die Bedeutung klar defi-
niert zu sein. Eine Einheitlichkeit ist bislang
nicht erkennbar, wohl aber vielfach Best-Prac-
tice-Ableitungen. Eine häufig verwendete Defi-
nition stellt sicherlich die durch die sogenannte
Brundtland-Kommission erarbeite Definition
aus dem Bericht „Our Common Future“ in den
1980er Jahren dar:
„Sustainable development is development
that meets the needs of the present with-
out compromising the ability of future ge-
nerations to meet their own needs.“
Das Gütesiegel eines nachhaltigen bzw. ver-
antwortungsvollen Unternehmens wird zuneh-
mend wichtiger. Investoren und Kunden bezie-
hen bei Entscheidungen für eine Investition
bzw. für ein Produkt nach aktuellen Erkennt-
nissen immer häufiger auch den Umgang mit
dem Thema
Corporate Social Responsibili-
ty (CSR)
ein. Im Folgenden werden Nachhal-
tigkeit und CSR synonym verwendet. Die Ab-
grenzung zwischen diesen Bereichen ist kaum
mehr trennscharf möglich und wird auch in
der Literatur immer häufiger nicht mehr ge-
trennt. Basis für ein modernes Verständnis
von CSR sollte nicht eine philantropische
Sichtweise sein, sondern die in den Unterneh-
menskern und somit
in die Wertschöpfung
eingebundene Sicht auf alle Themenfel-
der.
In diesem Zusammenhang wird häufig
vom sogenannten Dreiklang aus sozialen,
ökonomischen und ökologischen Themen ge-
sprochen. Nachhaltigkeit und CSR sind in die-
ser Sichtweise nah beieinander und von den
Konzepten schwer abzugrenzen. Die Men-
schen werden ihre Produktauswahl zukünftig
nicht mehr nur nach dem Preis, sondern auch
nach Genuss, Wohlbefinden und ethischen
Aspekten ausrichten. Die
Produkte und Un-
ternehmen benötigen sozusagen Charak-
ter.
Der Umgang mit Nachhaltigkeit wird zum
Verkaufsargument, nicht nur für den Absatz
von Produkten, sondern auch für die Unter-
nehmensfinanzierung. Durch nachhaltiges
Wirtschaften können neue Investorengruppen
hinzugewonnen werden. Die Thematik ist
auch deshalb für Unternehmen schwer zu be-
arbeiten, da ihnen unterschiedliche Stakehol-
der mit jeweils unterschiedlichen Vorstellun-
gen bzw. Interessen gegenüberstehen. Alle
Interessen zu berücksichtigen kann ggf. un-
möglich sein.
Abbildung 1 illustriert hierzu die wichtigsten
Anspruchsgruppen und das Spannungsverhält-
nis, in denen die Unternehmen bei ihren Aktivi-
täten und somit auch bei ihrer Berichterstat-
tung stehen. Während Umweltschutzorganisati-
onen gemäß ihrem Ziel bei den Aktivitäten der
Unternehmen auf den Umweltschutz abstellen,
stellen Menschenrechtsorganisationen eher auf
Abb. 1: Anspruchsgruppen im Spannungsverhältnis
Verbesserung der
Nachhaltigkeitsberichterstattung
in Unternehmen
von Thomas Kümpel und Volker Adolph
Nachhaltigkeitsberichterstattung
1...,40,41,42,43,44,45,46,47,48,49 51,52,53,54,55,56,57,58,59,60,...106
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