75
          
        
        
          ·
        
        
          sich verschlechterndes Image
        
        
          ·
        
        
          Zerstörung wesentlicher Anlagen
        
        
          ·
        
        
          Verlust von Daten
        
        
          ·
        
        
          Baustelle vorm Ladengeschäft
        
        
          ·
        
        
          Pandemie
        
        
          ·
        
        
          Hochwasser bedroht das Gelände
        
        
          ·
        
        
          Angriffe durch ‚pressure groups‘
        
        
          ·
        
        
          fehlende Nachfolgeregelung im
        
        
          Familienunternehmen
        
        
          ·
        
        
          Abwanderung von Hauptkunden
        
        
          Dabei sind die Ursachen der Störungen teils
        
        
          hausgemacht, teils werden sie durch externe
        
        
          Ereignisse wie Naturkatastrophen oder feind-
        
        
          liche Akte ausgelöst – in jedem Fall aber in ih-
        
        
          rem Schadensausmaß verstärkt, wenn durch
        
        
          Managementversäumnisse keine vorbeugen-
        
        
          den Maßnahmen eingeleitet bzw. Systeme ein-
        
        
          gerichtet wurden.
        
        
          11
        
        
          Im Gegensatz zum Risikomanagement gilt bei
        
        
          einer Störung nicht das Kalkül aus Schadens-
        
        
          ausmaß mal Wahrscheinlichkeit, sondern
        
        
          beim
        
        
          BCM sind die Dimensionen Ausmaß mal
        
        
          Dauer maßgeblich
        
        
          . Die Wahrscheinlichkeit
        
        
          bleibt zunächst außen vor: Sobald eine Störung
        
        
          mit desaströsem Ausgang identifiziert ist und
        
        
          deren Wahrscheinlichkeit auch nur minimal
        
        
          größer als Null ist (also besteht!), muss sie ak-
        
        
          tiv angegangen, also weiterhin untersucht, be-
        
        
          wertet und durch geeignete Maßnahmen abge-
        
        
          federt werden: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein
        
        
          Flugzeug auf einen Atomreaktor stürzt, wird als
        
        
          verschwindend gering angesehen. Trotz eines
        
        
          enormen Schadens würde das Produkt aus bei-
        
        
          den Faktoren immer noch relativ niedrig sein –
        
        
          trotzdem müssen hier Pläne für den Fall des
        
        
          Falles und zur Gefahrendreduzierung entwickelt
        
        
          werden, wie es BCM auch für andere Großstö-
        
        
          rungen vornimmt.
        
        
          
            Objekt von BCM
          
        
        
          BCM dient dem Schutz geschäftskritischer Pro-
        
        
          zesse. Das stimmt, kann aber ergänzt werden.
        
        
          Demnach untersucht BCM:
        
        
          ·
        
        
          Prozesse
        
        
          (geschäftskritische); eine fatale
        
        
          Störung kann nicht nur Hauptprozesse
        
        
          betreffen (z. B. Beschaffung, Produktion,
        
        
          Absatz), sondern auch Unterstützungs-
        
        
          prozesse (z. B. Unternehmensführung,
        
        
          Personalentwicklung, F+E, IT, Logistik,
        
        
          Unternehmenskommunikation)
        
        
          ·
        
        
          Potenziale
        
        
          (z. B. Rohstoffsicherung,
        
        
          Marktzugang, Anlagevermögen, Image,
        
        
          Produktentwicklungen)
        
        
          ·
        
        
          (Schlüssel-)
        
        
          Personen
        
        
          (z. B. Vorstand,
        
        
          Entwickler, ggf. Kundenbetreuer, Einkäufer)
        
        
          ·
        
        
          Produkte
        
        
          /Programme (z. B. umsatz- oder
        
        
          renditestarke)
        
        
          ·
        
        
          Partner
        
        
          (z. B. Lieferanten, Vorlieferanten,
        
        
          Kunden, Kreditgeber, Märkte)
        
        
          ·
        
        
          Systeme
        
        
          und Strukturen (z. B. Hardware,
        
        
          Vertrauensbeziehungen)
        
        
          Tatsächlich sind mit einem Wegfall von essenzi-
        
        
          eller Infrastruktur, von Schlüsselpersonen oder
        
        
          von Lieferanten letztlich immer Prozesse be-
        
        
          droht oder direkt unterbrochen. Trotzdem hilft
        
        
          es, mögliche Störungen auch an wegfallenden
        
        
          oder gefährdeten Potenzialen, Personen usw.
        
        
          festzumachen, um wesentliche Störungen nicht
        
        
          zu übersehen. In jedem Fall gilt es, die aufge-
        
        
          führten Objekte zu identifizieren und – bei zuer-
        
        
          kanntem Großschaden – sie durch geeignete
        
        
          Kontinuitätsstrategien abzusichern, z. B. im Sin-
        
        
          ne von Kompensation durch Ersatzprodukte,
        
        
          Ersatzpersonen, Ersatzpotenziale, Ersatzpro-
        
        
          zesse oder Ersatzpartner (vgl. hierzu Teil 2
        
        
          dieses Beitrags im nächsten Heft).
        
        
          
            Stoßrichtungen
          
        
        
          Einerseits sollen
        
        
          konkrete Abwehrmaßnah-
        
        
          men
        
        
          entwickelt (z. B. Rohstoffsicherung durch
        
        
          Zweitlieferanten) und Infrastrukturen für ange-
        
        
          spannte Situationen (z. B. alternativer Produkti-
        
        
          onsstandort; Krisenstab) geschaffen werden,
        
        
          womit sich das Unternehmen proaktiv auf
        
        
          Großstörungen vorbereitet. Andererseits soll
        
        
          ein
        
        
          Bewusstsein geschaffen
        
        
          werden
        
        
          für
        
        
          auch scheinbar unwahrscheinliche Störungen
        
        
          mit hoher destruktiver Kraft. Gleichzeitig er-
        
        
          folgt ein Stabilisieren von Prozessen, Bezie-
        
        
          hungen und Ressourcen und wird insgesamt
        
        
          die Resilienz erhöht. Denn widerstandsfähige
        
        
          Unternehmen sind weniger anfällig und kön-
        
        
          nen Störungen und deren Auswirkungen deut-
        
        
          lich mindern oder sogar ganz abfedern (vgl.
        
        
          Abbildung 1).
        
        
          
            Abb. 3: Badewannenmodell einer Störung
          
        
        
          
            CM März / April 2015