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          sen. Beide müssen verantwortlich sein für die
        
        
          übergreifende „Gesundheit“ und den geschäft-
        
        
          lichen Erfolg der Outsourcing-Beziehung.
        
        
          Eine Vielzahl weiterer Hilfsmittel kann helfen, die
        
        
          Zusammenarbeit effektiver und effizienter zu
        
        
          machen. Das Spektrum reicht von partnerschaft-
        
        
          lichen Grundregeln der Zusammenarbeit, über
        
        
          Team- und vertrauensbildende Maßnahmen (z. B.
        
        
          gemeinsame Breakouts, Beziehungsworkshops)
        
        
          bis hin zu gemeinsamer Incentivierung. Wie groß
        
        
          der jeweilige Handlungsbedarf ist und was
        
        
          genau zu tun ist, kann nur in Abhängigkeit von
        
        
          der konkreten Bedingungslage unternehmens-
        
        
          spezifisch bestimmt bzw. entwickelt werden.
        
        
          Wichtig ist jedoch, dass man den Beziehungs-
        
        
          Aspekt bewusst adressiert. Eine bloße Be-
        
        
          schränkung auf die „technische“ Ebene mit
        
        
          Organisation und Prozessbeschreibung garan-
        
        
          tiert kaum den Erfolg – eher das Gegenteil.
        
        
          Outsourcing weist erhebliche Potenziale zur
        
        
          Schaffung von Wettbewerbsvorteilen auf.
        
        
          Gleichzeitig ist es jedoch auch mit erheblichen
        
        
          Risiken verbunden. Eine naive Vorgehensweise
        
        
          im Sinne eines „run my mess for less“ wird in
        
        
          einer solchen Konstellation nur in Ausnahme-
        
        
          fällen zum Erfolg führen. Um die Potenziale zu
        
        
          nutzen, ist ein systematischer Prozess erfor-
        
        
          derlich. Die vier Kernelemente hierzu sind in
        
        
          Abbildung 4 nochmals zusammengefasst.
        
        
          
            Buchtipp
          
        
        
          Rathnow, Internationales Management –
        
        
          Praxiserprobte Instrumente für den General
        
        
          Manager, München 2014.
        
        
          mäßige Gestaltung richtet sich nach dem Out-
        
        
          sourcing -Gegenstand und den inhärenten
        
        
          Risiken. Der Betrieb eines Atomkraftwerks wird
        
        
          eine andere Detailtiefe und geringere prozessu-
        
        
          ale Freiheiten verlangen als der eines Call-Cen-
        
        
          ters. Nach Erfahrung des Verfassers sollte man
        
        
          diese Regelwerke allerdings nicht übertreiben.
        
        
          Less is more! Einige wenige Grundprinzipien
        
        
          leisten oft mehr als ein dickes Regelwerk mit
        
        
          vielen Vorschriften.
        
        
          Auch die beste Organisation und beste Prozess-
        
        
          beschreibungen genügen alleine in der Regel
        
        
          nicht. Empirische Untersuchungen zeigen, dass
        
        
          schlechte und geschädigte Arbeitsbeziehungen
        
        
          der Hauptgrund für das Scheitern sind. Daher
        
        
          müssen die Elemente um eine weiche Kompo-
        
        
          nente ergänzt werden („Beziehungs-Manage-
        
        
          ment“ o. Ä.). Dabei geht es nicht darum, „lieb
        
        
          und nett zueinander zu sein“, sondern um effek-
        
        
          tive und effiziente Formen der Zusammenarbeit.
        
        
          Es geht letztlich um etwas so schwer Fassbares
        
        
          wie Vertrauen und angewandte soziale Kompe-
        
        
          tenz. Sie ermöglichen auch im Bedarfsfall den
        
        
          gemeinsamen Fokus auf die Bewältigung der
        
        
          (unvermeidlichen) Probleme und die Verhinde-
        
        
          rung von deren Wiederholung.
        
        
          Ein bei Outsourcing oft bewährtes Hilfsmittel ist
        
        
          die Einsetzung von sog. Relationship- oder Be-
        
        
          ziehungsmanagern auf beiden Seiten. Hierbei
        
        
          sollte es sich um ausgewählte Führungskräfte
        
        
          der höheren (taktischen) Managementebene
        
        
          handeln. Ihre Aufgabe sollte die Beobachtung
        
        
          und die kontinuierliche Verbesserung der Ar-
        
        
          beits- und Management-Beziehung zwischen
        
        
          den beteiligten Teams auf beiden Seiten umfas-
        
        
          
            Vierter Schritt:
          
        
        
          
            Konsequentes Management der
          
        
        
          
            Durchführung – „Active Governance“
          
        
        
          Ist der richtige Partner gefunden und mit ihm
        
        
          ein geeigneter Vertrag geschlossen, kommt
        
        
          es zur eigentlichen Stunde der Wahrheit: der
        
        
          operativen Durchführung des Outsourcings.
        
        
          Angesichts der nicht unerheblichen Risiken
        
        
          darf diese keinesfalls dem Outsourcing-Neh-
        
        
          mer alleine überlassen werden. Vielmehr ist
        
        
          eine systematische und aktive Steuerung er-
        
        
          forderlich. Um diese geeignet zu gestalten,
        
        
          sollten man sich mit drei Themenkomplexen
        
        
          beschäftigen:
        
        
          ·
        
        
          die gemeinsamen Steuerungsorgane und
        
        
          ihre Schnittstellen
        
        
          ·
        
        
          die administrativen Prozessabläufe
        
        
          ·
        
        
          das Beziehungsmanagement
        
        
          Bei der Gestaltung der Steuerungsorgane ist zu
        
        
          beachten, dass es unterschiedliche Themen
        
        
          gibt, die durch unterschiedliche Personen bzw.
        
        
          Gremien wahrgenommen werden sollen. Ab-
        
        
          hängig von den spezifischen Bedingungen sind
        
        
          zwei oder drei Ebenen vorzusehen. (Ein Beispiel
        
        
          für eine Drei-Ebenen-Lösung mit den unter-
        
        
          schiedlichen Aufgaben und Personen zeigt Ab-
        
        
          bildung 3.) Prozesse und Abläufe: Eine Organi-
        
        
          sation alleine genügt nicht, um eine effektive
        
        
          Steuerung zu gewährleisten. Es bedarf zusätz-
        
        
          lich gewisser administrativer und technischer
        
        
          Verfahren. Es sind z. B. wesentliche Prozesse zu
        
        
          beschreiben und Eskalations- und Berichtswe-
        
        
          ge zu definieren. Die Regelungen sollten hinrei-
        
        
          chend robust und dennoch flexibel sein. Gene-
        
        
          rell gültige Regeln gibt es hier nicht. Die zweck-
        
        
          
            CM März / April 2015
          
        
        
          
            Abb. 4: Erfolgsfaktoren im Überblick