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            Risikomanagement
          
        
        
          
            und Controlling im Rahmen
          
        
        
          
            Moderner Wertorientierung
          
        
        
          Moderne Wertorientierung reicht weit über das
        
        
          klassische Konzept im Umgang mit Risiken hin-
        
        
          aus. Es geht um mehr als deren Erfassen und
        
        
          Bewerten und den allgemeinen Verhaltenskata-
        
        
          log von „Vermeiden – Vermindern – Verlagern –
        
        
          Selbsttragen“. Das sind sozusagen die „Haus-
        
        
          aufgaben“.
        
        
          Moderne Wertorientierung fokussiert vor al-
        
        
          lem auf den Bezug zu den angestrebten Zie-
        
        
          len, weil
        
        
          Risiken den Grad der Unsicherheit
        
        
          der Erwartungen hinsichtlich der Zieler-
        
        
          reichung ausdrücken.
        
        
          Deshalb hat Control-
        
        
          ling der Risiken zuallererst mit der Zweckbe-
        
        
          stimmung und der konkreten Zielsetzung ei-
        
        
          nes Unternehmens zu tun. Denn mit Zweck
        
        
          und Zielen wird zugleich auch das „Geflecht
        
        
          an Risiken“ ausgewählt, das für ein Unterneh-
        
        
          men relevant ist.
        
        
          Zur Konkretisierung der gewünschten Ziel-
        
        
          erreichung werden
        
        
          Geschäftsmodelle
        
        
          defi-
        
        
          niert und in Plänen ausgearbeitet. Dazu ge-
        
        
          hört neben der Erstellung eines unmittelbaren
        
        
          Fahrplans zum Erfolg auch und vor allem das
        
        
          Entwickeln jederzeit abrufbarer
        
        
          Fähigkeiten
        
        
          zu Flexibilität, Wandlung und Resilienz
        
        
          .
        
        
          Eine konsequent auf diese Erkenntnisse
        
        
          ausgerichtete Planung wird in der Regel als
        
        
          Bandbreiten- oder Korridorplanung
        
        
          be-
        
        
          zeichnet.
        
        
          Genau hier müssen Risiko-Management und
        
        
          das damit verbundene Controlling ansetzen.
        
        
          Sie zeigen in ihrem Zusammenspiel die mög-
        
        
          lichen Abweichungen vom Erfolgspfad auf und
        
        
          bewerten die Wahrscheinlichkeiten hierzu. Je-
        
        
          des unternehmerische Datum, jede Variable,
        
        
          jede Handlungsalternative
        
        
          , jedes Projekt,
        
        
          jedes Szenario und jede Werterwartung
        
        
          ist
        
        
          mit einer spezifischen Unsicherheit ver-
        
        
          bunden
        
        
          . Gleiche Werterwartungen haben
        
        
          i. d. R. verschiedene spezifische Unsicherheits-
        
        
          annahmen. Wenn die Werterwartungen die
        
        
          dahinterliegenden Risiken nicht berücksichti-
        
        
          gen, wird eine wichtige Dimension der Unter-
        
        
          nehmensführung ignoriert.
        
        
          Das kann zu fal-
        
        
          schen Entscheidungen führen
        
        
          . Daher soll-
        
        
          ten Wertschöpfungsziele auf allen Ebenen um
        
        
          eine Risikodimension erweitert und an den
        
        
          Zielen des Unternehmens und seiner relevan-
        
        
          ten Stakeholder ausgerichtet werden. Dabei
        
        
          sind die Wirkungen sowohl interner als auch
        
        
          externer Faktoren einzubeziehen.
        
        
          
            Die praktischen Schritte
          
        
        
          Die Ermittlung und die Steuerung des unter-
        
        
          nehmerischen Gesamtrisikos erfolgt in zahlrei-
        
        
          chen Schritten, welche man üblicherweise als
        
        
          Risiko-Management-Prozess bezeichnet. Die-
        
        
          sen gilt es – wie bereits erwähnt – mit dem
        
        
          Controlling zu vernetzen.
        
        
          1. Risiko-Identifikation
        
        
          Auf Basis einer umfassenden Analyse des gan-
        
        
          zen Unternehmens mit all seinen Teilen und in
        
        
          allen Hierarchie-Ebenen wird ein
        
        
          Risiko-Kata-
        
        
          log
        
        
          erarbeitet. Der Risiko-Katalog ist sachlich
        
        
          nach Risikoarten gegliedert und ähnlich wie ein
        
        
          Kontenrahmen aufgebaut. Die Risikoarten wer-
        
        
          den in der Regel nach Risikoursachen (Markt-
        
        
          risiken, Finanzrisiken, Haftungsrisiken, Feuerri-
        
        
          siken, Maschinenbruchrisiken, Transportrisiken
        
        
          usw.) gegliedert. Manche Unternehmen glie-
        
        
          dern aber auch ganz oder teilweise nach den
        
        
          Auswirkungen von Risiken (das Reputationsrisi-
        
        
          ko ist regelmäßig eine Folge eines anderen, z. B.
        
        
          eines Gewährleistungsrisikos oder eines Fraud-
        
        
          bzw. Compliance-Risikos). Wenn diese beiden
        
        
          Gliederungskriterien vermischt werden, so
        
        
          kann nicht klar abgegrenzt werden, wo ein be-
        
        
          
            Abb. 1: Beispiel für einen Risiko-Katalog
          
        
        
          
            CM September / Oktober 2015