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          tionswand geheftet werden. Die Teilnehmer
        
        
          lesen alle Ideen und können auch Kommentar-
        
        
          karten an die Ideen der anderen heften. So
        
        
          bringt ein Teilnehmer den Vorschlag, einen On-
        
        
          linekonfigurator anzubieten. Der Kommentar
        
        
          eines anderen lautet: „Prima Plan, der seit ei-
        
        
          nem Jahr schon nicht umgesetzt wird.“ Ein
        
        
          dritter Teilnehmer schreibt dazu: „Dann kann
        
        
          auch gleich der gesamte Internetauftritt ins
        
        
          neue Jahrzehnt genommen werden.“ Ideen
        
        
          und Kommentare sind durch einen Code den
        
        
          einzelnen Teilnehmern zugeordnet, aber im
        
        
          Grunde anonym. Am Ende der 30 Minuten
        
        
          kriegen alle Teilnehmer drei Punkte, die sie auf
        
        
          die besten Ideen verteilen können. Durch Aus-
        
        
          zählung der Punkte kommt es zu einer Rang-
        
        
          folge der ersten Ideen.
        
        
          Gemeinsame Ideenentwicklung
        
        
          Zufällig geloste Zweiergruppen suchen sich
        
        
          eine oder mehrere Ideen der Innovationswand
        
        
          und entwickeln jeweils eine (kombinierte) Idee
        
        
          weiter. Sie haben 20 Minuten Zeit, um die Idee
        
        
          zu entwickeln und ein Poster zu gestalten. Da-
        
        
          bei haben alle Gruppen die Vorgabe, dass er-
        
        
          klärt werden soll, wie Gewinne mit der Idee re-
        
        
          alisiert werden sollen, wie diese Idee zum bis-
        
        
          herigen Geschäftsmodell passt und Synergien
        
        
          hebt, wie diese Idee Spaß bei der Umsetzung
        
        
          machen kann und welches die Hauptrisiken
        
        
          sind. Jede Gruppe präsentiert ihre ausgearbei-
        
        
          tete Idee anhand des Posters in zwei Minuten.
        
        
          beurteilen. Der Umsatz der RBZ stagniert seit
        
        
          einigen Jahren und die Profitabilität ist spürbar
        
        
          eingebrochen. Neben dem Geschäftsführer sind
        
        
          der kaufmännische Leiter, zwei Vertriebsmitar-
        
        
          beiter, zwei Ingenieure, der Personaler und ein
        
        
          stiller Teilhaber der RBZ anwesend. Interakti-
        
        
          onsdesigner ist ein externer Gamification-Spezi-
        
        
          alist, der basierend auf einer Situationsanalyse
        
        
          folgendes Interaktionskonzept mit einer Sinnlei-
        
        
          tung und drei Kernprozessphasen (Ideengene-
        
        
          rierung, Ideenentwicklung, Evaluierung) inner-
        
        
          halb von 120 Minuten durchspielt.
        
        
          Sinnleitung
        
        
          Anhand der Darstellung „Business Model
        
        
          Check!“ wird das Interaktionsziel erklärt: „Ge-
        
        
          schäftsmodellinnovationen kreieren, die Gewin-
        
        
          ne versprechen, Synergien mit dem bestehen-
        
        
          den Geschäft ermöglichen, Spaß machen und
        
        
          möglichst überschaubare Risiken in der Um-
        
        
          setzbarkeit aufweisen. Der Hinweis darauf,
        
        
          dass Kunden, Produkte und Prozesse wichtige
        
        
          Ausgangspunkte für Innovationsideen sind,
        
        
          wird ebenfalls mitgegeben und anschließend
        
        
          der weitere Ablauf erläutert.
        
        
          Stumme Ideengenerierung
        
        
          Die Teilnehmer haben 30 Minuten Zeit, indivi-
        
        
          duell ihre Ideen zu generieren und auf Ideen-
        
        
          karten zu schreiben, welche an die Innova-
        
        
          und was möchten sie miteinander erreichen?
        
        
          Gibt es Krisenanzeichen wie Umsatzrückgang
        
        
          oder Verluste in einigen Bereichen? Lässt sich
        
        
          daraus ein Handlungsmandat ableiten? Warum
        
        
          ist die anwesende Gruppe die richtige, um sich
        
        
          des Themas anzunehmen?
        
        
          Ein Ablaufplan beinhaltet eine
        
        
          minutengenaue
        
        
          Planung
        
        
          der einzelnen Schritte und die zugrun-
        
        
          deliegenden Spielmechaniken. Der Werkzeug-
        
        
          kasten lässt sich dabei durch Kreativitätstech-
        
        
          niken (Eppler et al., 2014), Spielmechaniken
        
        
          (Schell, 2008: 129ff.) und zur gemeinsamen,
        
        
          mehrdimensionalen Bewertung von Ergebnis-
        
        
          sen durch Nutzwertanalysen ergänzen. Die be-
        
        
          wusste Gestaltung von
        
        
          Gemeinschafts- und
        
        
          Ästhetikerlebnis fordern teilweise viel Zeit
        
        
          und Energie.
        
        
          Ein ausbalanciertes Format zu
        
        
          finden, welches für die jeweilige Zielgruppe
        
        
          funktioniert, ist dabei die große Herausforde-
        
        
          rung, die sich nicht mathematisch optimieren
        
        
          lässt. Durch wiederholte reflektierte Interaktio-
        
        
          nen in unterschiedlichen Szenarien entwickelt
        
        
          der Spieldesigner ein Gefühl, was die jeweilige
        
        
          Zielgruppe anspricht.
        
        
          Durchführung
        
        
          Die Durchführung eines gut geplanten professi-
        
        
          onellen Interaktionskonzeptes besteht im We-
        
        
          sentlichen aus der
        
        
          zeitlich reglementierten
        
        
          Moderation
        
        
          der unterschiedlichen Interakti-
        
        
          onsphasen (die Level des Spiels), der Sicher-
        
        
          stellung eines automatisierten Rückmeldungs-
        
        
          systems (z. B. Aktivitätsranglisten) und der Nut-
        
        
          zung ästhetischer Elemente. Zur Durchführung
        
        
          gehört auch eine anschließende
        
        
          Reflexions-
        
        
          runde
        
        
          , um Lerneffekte für die Teilnehmer und
        
        
          den Interaktionsdesigner zu generieren.
        
        
          
            Business Model Check!
          
        
        
          Zur Illustration des oben Gesagten wird im
        
        
          Folgenden beispielhaft ein vereinfachtes Inter-
        
        
          aktionskonzept „Business Model Check!“ vor-
        
        
          gestellt.
        
        
          Ziel
        
        
          der Interaktion ist es,
        
        
          Geschäftsmodell-
        
        
          innovationen
        
        
          für die fiktive RBZ GmbH, ein mit-
        
        
          telständisches produzierendes Gewerbe im Ber-
        
        
          liner Raum, zu generieren, zu entwickeln und zu
        
        
          
            Abb. 3: Illustration „Business Model Check!“
          
        
        
          
            CM September / Oktober 2015