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          Während im 20. Jahrhundert noch über viele
        
        
          Jahrzehnte eine vergleichsweise hohe Pla-
        
        
          nungs- und Prognosestabilität vorherrschte, ist
        
        
          das heutige Arbeitsumfeld von dynamischen,
        
        
          sich schnell verändernden Rahmenbedingun-
        
        
          gen gekennzeichnet. Der Wettbewerb wird här-
        
        
          ter und auch die Kundenwünsche werden nicht
        
        
          nur komplizierter und vielschichtiger, sondern
        
        
          ändern sich auch in immer kürzerer Zeit. Das
        
        
          führt in Summe zum eigentlichen Kernproblem
        
        
          der heutigen Unternehmenssteuerung:
        
        
          Kom-
        
        
          plexität bzw. der Umgang mit derselben.
        
        
          Die Unternehmen behelfen sich mit immer neu-
        
        
          en Planungs- und Steuerungskonzepten. Im-
        
        
          mer wieder zeigt sich dabei jedoch eine in die
        
        
          Irre führende Reduzierung von Steuerungskon-
        
        
          zepten auf den Aspekt der Messoptimierung.
        
        
          Ein gutes Beispiel hierfür ist die nach wie vor
        
        
          populäre Balanced Scorecard. In der für dieses
        
        
          Instrument typischen Anwendung wird der
        
        
          Blick auf Kennzahlen respektive die Messung
        
        
          der Unternehmensleistung beschränkt. Es ist
        
        
          letztlich der Harvard Business School Press
        
        
          selbst zu verdanken, dass sie mit ihrem Nach-
        
        
          folgeprojekt zur BSC
        
        
          1
        
        
          eine fundamentale Kurs-
        
        
          korrektur vollzogen hat. So ist dort zu lesen:
        
        
          »There is simply no path to executing other than
        
        
          the one that runs through the project portfolio
        
        
          management« (S.5) und weiter: »Strategic exe-
        
        
          cution requires systemic thinking« (S. 11).
        
        
          Ganz im Sinn dieser Vorüberlegungen geht es
        
        
          beim
        
        
          Enterprise Performance Manage-
        
        
          ment (EPM) im Wesentlichen darum, Orga-
        
        
          nisationen dabei zu helfen in einer komple-
        
        
          xen Welt ihr Überleben sicherzustellen.
        
        
          EPM hilft Unternehmen im Wettbewerb nicht
        
        
          nur zu bestehen, sondern aufgrund höherer
        
        
          Leistungsfähigkeit diesen zu gewinnen. Aus ei-
        
        
          ner eher praxisbasierten Perspektive lässt sich
        
        
          das Ziel des EPM deshalb verkürzt in der mög-
        
        
          lichst
        
        
          effektiven und effizienten Erreichung
        
        
          selbstgesteckter Ziele
        
        
          verorten.
        
        
          
            Aufbau des EPM-Zyklus
          
        
        
          Vereinfacht dargestellt lässt sich EPM in drei in-
        
        
          einander greifende Phasen unterteilen, die sich
        
        
          zu einem Zyklus verbinden (siehe Abbildung 1).
        
        
          Diese Struktur trägt den Erkenntnissen aus or-
        
        
          ganisatorischen Veränderungsprozessen Rech-
        
        
          nung und der Erfahrung, dass Veränderungen
        
        
          eine initiale Veränderungsphase und nach
        
        
          erfolgter Veränderung auch wieder eine Art
        
        
          Stabilisierungsphase erfordern.
        
        
          Dieser Zyklus basiert wiederum auf einem nicht
        
        
          vernachlässigbaren Fundament aus Risikoab-
        
        
          wägungen, informationsverarbeitenden Tech-
        
        
          nologien und einer leistungsorientierten Unter-
        
        
          nehmenskultur. Der dreiphasige Zyklus und das
        
        
          dreiteilige Fundament bilden in Summe die zen-
        
        
          tralen Komponenten effektiver EPM-Konzepte.
        
        
          In den nachfolgenden Abschnitten wird primär
        
        
          auf die drei Kernphasen des EPM-Zyklus ein-
        
        
          gegangen.
        
        
          
            Enterprise Performance Management – leistungs-
          
        
        
          
            orientierter Ansatz zur Unternehmenssteuerung
          
        
        
          von Andreas Klein und Mario Stephan
        
        
          
            CM September / Oktober 2015