CONTROLLER Magazin 5/2015 - page 77

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Während im 20. Jahrhundert noch über viele
Jahrzehnte eine vergleichsweise hohe Pla-
nungs- und Prognosestabilität vorherrschte, ist
das heutige Arbeitsumfeld von dynamischen,
sich schnell verändernden Rahmenbedingun-
gen gekennzeichnet. Der Wettbewerb wird här-
ter und auch die Kundenwünsche werden nicht
nur komplizierter und vielschichtiger, sondern
ändern sich auch in immer kürzerer Zeit. Das
führt in Summe zum eigentlichen Kernproblem
der heutigen Unternehmenssteuerung:
Kom-
plexität bzw. der Umgang mit derselben.
Die Unternehmen behelfen sich mit immer neu-
en Planungs- und Steuerungskonzepten. Im-
mer wieder zeigt sich dabei jedoch eine in die
Irre führende Reduzierung von Steuerungskon-
zepten auf den Aspekt der Messoptimierung.
Ein gutes Beispiel hierfür ist die nach wie vor
populäre Balanced Scorecard. In der für dieses
Instrument typischen Anwendung wird der
Blick auf Kennzahlen respektive die Messung
der Unternehmensleistung beschränkt. Es ist
letztlich der Harvard Business School Press
selbst zu verdanken, dass sie mit ihrem Nach-
folgeprojekt zur BSC
1
eine fundamentale Kurs-
korrektur vollzogen hat. So ist dort zu lesen:
»There is simply no path to executing other than
the one that runs through the project portfolio
management« (S.5) und weiter: »Strategic exe-
cution requires systemic thinking« (S. 11).
Ganz im Sinn dieser Vorüberlegungen geht es
beim
Enterprise Performance Manage-
ment (EPM) im Wesentlichen darum, Orga-
nisationen dabei zu helfen in einer komple-
xen Welt ihr Überleben sicherzustellen.
EPM hilft Unternehmen im Wettbewerb nicht
nur zu bestehen, sondern aufgrund höherer
Leistungsfähigkeit diesen zu gewinnen. Aus ei-
ner eher praxisbasierten Perspektive lässt sich
das Ziel des EPM deshalb verkürzt in der mög-
lichst
effektiven und effizienten Erreichung
selbstgesteckter Ziele
verorten.
Aufbau des EPM-Zyklus
Vereinfacht dargestellt lässt sich EPM in drei in-
einander greifende Phasen unterteilen, die sich
zu einem Zyklus verbinden (siehe Abbildung 1).
Diese Struktur trägt den Erkenntnissen aus or-
ganisatorischen Veränderungsprozessen Rech-
nung und der Erfahrung, dass Veränderungen
eine initiale Veränderungsphase und nach
erfolgter Veränderung auch wieder eine Art
Stabilisierungsphase erfordern.
Dieser Zyklus basiert wiederum auf einem nicht
vernachlässigbaren Fundament aus Risikoab-
wägungen, informationsverarbeitenden Tech-
nologien und einer leistungsorientierten Unter-
nehmenskultur. Der dreiphasige Zyklus und das
dreiteilige Fundament bilden in Summe die zen-
tralen Komponenten effektiver EPM-Konzepte.
In den nachfolgenden Abschnitten wird primär
auf die drei Kernphasen des EPM-Zyklus ein-
gegangen.
Enterprise Performance Management – leistungs-
orientierter Ansatz zur Unternehmenssteuerung
von Andreas Klein und Mario Stephan
CM September / Oktober 2015
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