22
          
        
        
          Als eine große Hürde in der Praxis wird von den
        
        
          befragten Unternehmen vor allem die
        
        
          Bewer-
        
        
          tung von Reputationsrisiken
        
        
          betrachtet.
        
        
          Rund 65% aller teilnehmenden Personen stim-
        
        
          men voll bzw. überwiegend zu, dass die Bewer-
        
        
          tung von Reputationsrisiken mit einem höheren
        
        
          Schwierigkeitsgrad verbunden ist als bei an-
        
        
          deren Risikoarten. In diesem Kontext wird vor
        
        
          allem die Entwicklung einer standardisierten
        
        
          Bewertungssystematik für Reputationsrisiken
        
        
          mit einem Mittelwert von 2,62 (s = 1,27) als
        
        
          wichtig empfunden (vgl. Abbildung 7). Das Er-
        
        
          gebnis, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer
        
        
          über keine standardisierte Bewertungssys-
        
        
          tematik verfügen (52,2%) deutet auf die
        
        
          Schwierigkeit einer standardisierten Bewertung
        
        
          von Reputationsrisiken hin. Lediglich 14,2% der
        
        
          befragten Unternehmen gaben an, dass Sie
        
        
          eine standardisierte Bewertung von Reputati-
        
        
          onsrisiken bereits in ihrem Risikomanagement
        
        
          umgesetzt haben.
        
        
          
            Welche Werkzeuge bietet
          
        
        
          
            ein präventives Reputations-
          
        
        
          
            Risikomanagement?
          
        
        
          Reputations-Risikomanagement zielt zunächst
        
        
          auf die möglichst frühe und vollständige Iden-
        
        
          tifikation von Ereignissen ab, die eine negative
        
        
          Wirkung auf die Reputation von Unternehmen
        
        
          haben könnten. Dies geschieht beispielsweise
        
        
          durch die
        
        
          Technik des sogenannten Issue-
        
        
          Managements
        
        
          . Grundlegendes Ziel eines
        
        
          solchen Frühwarnsystems ist es, einerseits
        
        
          unangenehme Überraschungen bzw. Konflikte,
        
        
          die sonst mit diesen Issues verbunden wären,
        
        
          zu vermeiden; andererseits aber auch Chancen,
        
        
          die Issues mit sich bringen können, zu nutzen.
        
        
          Zentral ist dabei die Sicherstellung einer frü-
        
        
          hestmöglichen Identifikation von reputations-
        
        
          wirksamen Themen (Stichwort
        
        
          „Schwache
        
        
          Signale“
        
        
          ), da nur frühzeitig informierte Unter-
        
        
          nehmen in entstehenden Krisen überhaupt
        
        
          noch agieren und die Berichterstattung aktiv
        
        
          beeinflussen können.
        
        
          Wer hingegen erst aus
        
        
          der Zeitung erfährt, was schon seit Tagen
        
        
          in relevanten Blogs diskutiert wird
        
        
          , wird nur
        
        
          noch von den Schlagzeilen der Presse getrieben,
        
        
          da sich entwicklende Krisen die Handlungs-
        
        
          fähigkeit betroffener Unternehmen schockartig
        
        
          unterminieren (vgl. Abbildung 8).
        
        
          Das Erkennen von Reputationsrisiken kann da-
        
        
          bei einerseits teilweise an externe Dienstleister
        
        
          ausgelagert werden, die entlang eines defi-
        
        
          nierten Begriffskatalogs mit Hilfe statistisch-
        
        
          mathematischer Methoden Themen im World
        
        
          Wide Web identifizieren, die auf potenzielle
        
        
          Reputationsrisiken hinweisen. Andererseits
        
        
          muss es Aufgabe eines jeden Mitarbeiters
        
        
          
            Autoren
          
        
        
          Dipl.Kfm. Frank Romeike M.A.
        
        
          ist geschäftsführender Gesellschafter der RiskNET GmbH, Mit-
        
        
          glied des Vorstands der Gesellschaft für Risikomanagement
        
        
          und Regulierung e.V. sowie verantwortlicher Chefredakteur der
        
        
          Zeitschrift RISIKO MANAGER.
        
        
          Dipl.-Ing. Dr. techn. Christian Weißensteiner
        
        
          ist zertifizierter Risikomanager, leitet bei KWB Biomasseheizun-
        
        
          gen GmbH die Stabstelle Unternehmensentwicklung, Risiko-
        
        
          und Projektmanagement. Er leitete die österreichweit erste
        
        
          Zertifizierung eines Risikomanagementsystems des steirischen
        
        
          Leitbetriebes nach ONR 49001: 2004 durch die TÜV AUSTRIA
        
        
          CERT GMBH. Außerdem ist er als nebenberuflicher Lektor an
        
        
          der Fachhochschule Campus02 und an der WIFI Graz tätig.
        
        
          
            Abb. 8: Reputationsrisikomanagement – ein proaktives Instrument, um Reputationsrisiken zu antizipieren
          
        
        
          
            8
          
        
        
          
            Reputation als Risikofaktor