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          Der
        
        
          Aufbau und die Weiterentwicklung ei-
        
        
          ner guten Reputation dauern oft Jahre
        
        
          oder Jahrzehnte. Im Umkehrschluss kann
        
        
          allerdings die Reputation in Windeseile be-
        
        
          schädigt oder gar gänzlich zerstört
        
        
          werden.
        
        
          Der Verlust einer guten Reputation bedeutet
        
        
          dabei nicht selten gar den Niedergang des
        
        
          Unternehmens. Dies kann aufgrund der aktuell
        
        
          vorliegenden Entwicklungstendenzen durch
        
        
          einen steigenden Medialisierungsdruck über
        
        
          die neuen Medien (Social Media, Diskussions-
        
        
          foren, Blogs etc.) weiter verstärkt wird. Daher
        
        
          muss es das Ziel von Versicherungen, Banken
        
        
          und Unternehmen vieler anderer Branchen
        
        
          sein,
        
        
          Reputationsbedrohungen rechtzeitig
        
        
          zu erkennen
        
        
          und die Reputation durch Prä-
        
        
          vention langfristig zu erhalten. Die Vergangen-
        
        
          heit zeigt, dass die
        
        
          „Dominorallye“ bei Repu-
        
        
          tationsrisiken rasend schnell verläuft.
        
        
          Der
        
        
          US-amerikanische Großinvestor, Unternehmer
        
        
          und Mäzen Warren Edward Buffett hat das
        
        
          Thema auf den Punkt gebracht: „Es dauert 20
        
        
          Jahre, um sich eine Reputation aufzubauen,
        
        
          und fünf Minuten, um sie zu ruinieren. Wenn
        
        
          Sie darüber nachdenken, werden Sie die Dinge
        
        
          anders machen.“
        
        
          
            Warum ist Reputations-
          
        
        
          
            management unentbehrlich?
          
        
        
          Der 66 Jahre alte Lebensversicherer General
        
        
          American Life zählte im Jahr 1999 mit einem
        
        
          Vermögen von 14 Mrd. US-Dollar zu den 50
        
        
          größten Lebensversicherern in den USA. Ein
        
        
          überschaubares Missverhältnis zwischen Akti-
        
        
          va und Passiva und die „Gerüchteküche“ führ-
        
        
          ten am 30. Juli 1999 zu einer Herabstufung
        
        
          durch die Ratingagentur Moody’s Investors
        
        
          Service von A2 auf A3. Die Herabstufung löste
        
        
          bei den Kunden und Investoren eine schwer-
        
        
          wiegende Vertrauens- und Reputationskrise
        
        
          aus, die dazu führte, dass der Versicherer
        
        
          innerhalb von zehn Tagen unter staatliche
        
        
          Aufsicht gestellt wurde.
        
        
          Der Reputationskrise lagen Schuldtitel im Um-
        
        
          fang von 6,8 Mrd. US-Dollar zugrunde, die
        
        
          von General American ausgegeben worden
        
        
          waren. Die Investoren erhielten die Zusiche-
        
        
          rung, die Wertpapiere mit einer siebentägigen
        
        
          Kündigungsfrist einlösen zu können. Binnen
        
        
          weniger Stunden nach der Herabstufung for-
        
        
          derten mehrere Fondsmanager Zahlungen
        
        
          von ungefähr 4,5 Mrd. US-Dollar. General
        
        
          American, die liquide Vermögenswerte im
        
        
          Umfang von 2,5 Mrd. US-Dollar besaß, konn-
        
        
          te ihre Vermögenswerte nicht schnell genug
        
        
          verkaufen und wurde unter staatliche Aufsicht
        
        
          gestellt. Ursache der Insolvenz von General
        
        
          American Life war neben diesem Asset-
        
        
          Liability-Mismatch-Risiko vor allem auch ein
        
        
          Reputationsrisiko, das sich als Liquiditäts-
        
        
          
            Reputation als Risikofaktor
          
        
        
          
            Status Quo – Reputationstreiber – Risikobewertung
          
        
        
          von Frank Romeike und Christian Weißensteiner
        
        
          
            Reputation als Risikofaktor