19
          
        
        
          risiko erst zeigte, als jede denkbare Reaktion
        
        
          schon zu spät war.
        
        
          Dass Ressourcen, die in Tätigkeiten der Repu-
        
        
          tationsprävention und -bewahrung gebunden
        
        
          sind, auch sinnvoll investiert sind, zeigt Abbil-
        
        
          dung 1. So ist der Wiederaufbau einer durch
        
        
          einen Risikoeintritt geschädigten Reputation
        
        
          in Organisationen mit einem wesentlichen
        
        
          größeren zeitlichen und finanziellen Aufwand
        
        
          verbunden (vgl. Abbildung 2). Rund dreieinhalb
        
        
          Jahre benötigen Unternehmen im Durchschnitt,
        
        
          um nach einem Reputationsverlust diesen
        
        
          wieder wettzumachen.
        
        
          
            Die Theorie: Wie kann Reputation
          
        
        
          
            definiert werden?
          
        
        
          Der Begriff der Reputation lässt sich besonders
        
        
          klar in Absetzung zu oft synonym verwendeten
        
        
          Begriffen konturieren. Allgemein versteht man
        
        
          unter Reputation das Ansehen eines Unter-
        
        
          nehmens oder einer Person in der Öffentlich-
        
        
          keit. Ein Unternehmen oder eine Person kann
        
        
          dementsprechend erst dann eine gute oder
        
        
          schlechte Reputation haben, wenn sie oder es
        
        
          Gegenstand medialer Aufmerksamkeit und
        
        
          Berichterstattung ist.
        
        
          3
        
        
          Der oft synonym gebrauchte „Ruf“ bezeichnet
        
        
          im Unterschied dazu das Ansehen einer Person
        
        
          oder eines Unternehmens gegenüber bekann-
        
        
          ten Dritten. Der Ruf ist somit Produkt direkter
        
        
          Kommunikation und eine Folge dessen, was
        
        
          sich Mitarbeiter und andere Stakeholder „unter
        
        
          sich“ über ein Unternehmen oder die dort täti-
        
        
          gen Personen berichten.
        
        
          Einen Ruf hat jede
        
        
          natürliche oder juristische Person, über die
        
        
          gesprochen wird, eine Reputation hingegen
        
        
          nur solche, die Gegenstand öffentlicher
        
        
          Diskurse sind.
        
        
          Demgegenüber ist der
        
        
          Begriff des Image für
        
        
          das Ansehen von Produkten reserviert.
        
        
          In
        
        
          der Praxis spricht man alltagssprachlich von
        
        
          Imagekampagnen der Unternehmen. Eine Versi-
        
        
          cherung kann dementsprechend auch dann als
        
        
          reputiert gelten, wenn das Image eines ihrer
        
        
          Produkte, etwa eines Lebensversicherungsver-
        
        
          trags, eher negativ ist. Genauso können einzelne
        
        
          Produkte wegen ihres hervorragenden Images
        
        
          eine große Nachfrage produzieren, ohne dass
        
        
          dies zwangsläufig mit einer guten Reputation der
        
        
          jeweiligen Versicherung einhergehen müsste.
        
        
          Zu unterscheiden sind weiterhin funktionale
        
        
          und soziale Reputation (vgl. Abbildung 3). Funk-
        
        
          tionale Reputation ergibt sich durch das Erfül-
        
        
          len von ökonomisch definierten Erwartungshal-
        
        
          tungen. Das Entscheidungskriterium funktiona-
        
        
          ler Reputation ist dementsprechend die Kom-
        
        
          petenz eines Akteurs. Die soziale Reputation
        
        
          konzentriert sich im Unterschied dazu auf die
        
        
          Art und Weise, wie diese Erwartungen erfüllt
        
        
          werden – ihr Kriterium ist die Integrität.
        
        
          Diesen verschiedenen Reputationsformen kor-
        
        
          respondieren dementsprechend auch unter-
        
        
          schiedliche Strategien ihrer Produktion: Öffent-
        
        
          liches Ansehen lässt sich erzielen, indem hervor-
        
        
          ragende ökonomische Ergebnisse (funktionale
        
        
          Reputation) nachgewiesen werden können, oder
        
        
          aber indem auf eine vorbildliche, d. h. integre
        
        
          Unternehmensführung und ein intensives gesell-
        
        
          schaftliches Engagement verwiesen werden
        
        
          kann (soziale Reputation). Hierbei ist zu berück-
        
        
          sichtigen, dass soziale und funktionale Reputa-
        
        
          tion untrennbar miteinander verbunden sind. So
        
        
          versetzt erst funktionale Reputation Unterneh-
        
        
          men in die Lage, Ressourcen für gesellschaftli-
        
        
          ches Engagement freizustellen.
        
        
          
            Analyse der Reputations-
          
        
        
          
            Einflussfaktoren
          
        
        
          Aktuell steht insbesondere eine Abbildung bzw.
        
        
          Messung von Reputation als Indexgröße im Fo-
        
        
          kus wissenschaftlicher Diskussionen.
        
        
          5
        
        
          Um das
        
        
          wertvolle und nachhaltige Konstrukt Reputation
        
        
          im Zuge der Risikobewertung näher analysieren
        
        
          
            Abb. 1: Wiederaufbau der Reputation überaus herausfordernd
          
        
        
          
            1
          
        
        
          
            Abb. 2: Wiederaufbau der Reputation kann Jahre dauern
          
        
        
          
            2
          
        
        
          
            Abb. 3: Dimensionen und Kriterien der Reputation
          
        
        
          
            4
          
        
        
          
            CM November / Dezember 2015