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          und Gesellschaft orientieren – und im Sinne
        
        
          dieses Verständnisses ebenso wichtig sind.
        
        
          (Vgl. Mast, 2012, S. 13). In der Sprache der
        
        
          Controller ließe sich sagen „vom Shareholder-
        
        
          Journalismus zum Stakeholder-Journalismus“.
        
        
          Aber auch die Zielsetzung wandelt sich, wie
        
        
          beispielsweise ein Zitat von Jörg Schöneborn,
        
        
          Fernsehdirektor des Westdeutschen Rundfunks
        
        
          (WDR), belegt: „Ja, wir brauchen mehr wirt-
        
        
          schaftlichen Sachverstand. Medien müssen
        
        
          ihre gesellschaftliche Kontrollfunktion viel stär-
        
        
          ker in der Wirtschaft wahrnehmen, während die
        
        
          Gestaltungsmacht der Politik abnimmt.“ (Mast,
        
        
          2012, S. 9). Insgesamt lässt sich beobachten,
        
        
          dass sich die Wirtschaftsberichterstattung zu-
        
        
          nehmend verändert und dass Themen wie z. B.
        
        
          Verbraucherjournalismus oder auch der Rat-
        
        
          geber-Aspekt im Journalismus an Bedeutung
        
        
          gewinnen.
        
        
          
            Berufsbild und Arbeitsfelder
          
        
        
          
            der Fachjournalisten bzw.
          
        
        
          
            Wirtschaftsjournalisten
          
        
        
          Aus Sicht des Deutschen Fachjournalisten Ver-
        
        
          bandes (DFJV) gehören zu den Haupttätigkei-
        
        
          ten eines Journalisten insbesondere Recher-
        
        
          chieren, Dokumentieren, Formulieren, Redigie-
        
        
          ren, Präsentieren, Organisieren und Planen.
        
        
          Der Fachjournalist bzw. Wirtschaftsjournalist
        
        
          braucht eine Doppelkompetenz:
        
        
          ·
        
        
          Zum einen braucht er journalistische
        
        
          Dar-
        
        
          stellungs- und Vermittlungskompetenz
        
        
          .
        
        
          ·
        
        
          Zum anderen auch eine fundierte
        
        
          Wirt-
        
        
          schaftskompetenz
        
        
          , z. B. gute Wirtschafts-
        
        
          kenntnisse als Volks- oder Betriebswirt. Das
        
        
          heißt, vom Wirtschaftsjournalisten muss
        
        
          man sowohl einen
        
        
          kritischen Blick
        
        
          als Jour-
        
        
          nalisten als auch einen
        
        
          gründlichen Blick
        
        
          als Wirtschaftsfachmann erwarten. Diese
        
        
          beiden Seiten müssen sich verbinden und
        
        
          verstärken.
        
        
          Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Zeit,
        
        
          sprich knapp und treffend von den „Tugenden
        
        
          eines aufklärenden, kritischen und unabhängi-
        
        
          gen Qualitätsjournalismus“ (Pörksen/Narr,
        
        
          2015, S. 97).
        
        
          Unabhängigkeit und Glaub-
        
        
          würdigkeit sind somit die zentralen Merk-
        
        
          male und Maßstäbe
        
        
          , denen sich ein Fachjour-
        
        
          nalist stellen muss. Hier zeigt sich auch eines
        
        
          der vielen Spannungsverhältnisse: Wirtschafts-
        
        
          journalisten müssen die sachbezogene Nähe zu
        
        
          den Themen und Menschen mit der Distanz
        
        
          des unabhängigen Journalisten verbinden und
        
        
          auch zu vereinbaren wissen.
        
        
          Der heutige Wirtschaftsjournalismus zeigt sich
        
        
          als Verzahnung volkswirtschaftlicher, betriebs-
        
        
          wirtschaftlicher und politischer Themen. Dem
        
        
          FAZ-Herausgeber Jürgen Eick wird der Satz zu-
        
        
          geschrieben
        
        
          „Alles ist Wirtschaft und Wirt-
        
        
          schaft geht jeden an“
        
        
          . An wirtschaftlichem
        
        
          Erfolg und einer guten Wirtschaftsentwicklung
        
        
          ist allen viel gelegen. Daher muss „die Wirt-
        
        
          schaft“ mit ihren Einflussfaktoren zum Thema
        
        
          gemacht werden.
        
        
          Wichtiges muss auch öf-
        
        
          fentlich wichtig werden.
        
        
          Daher bedarf es gu-
        
        
          ter Wirtschaftsjournalisten.
        
        
          
            Wirtschaftsjournalistische
          
        
        
          
            Berichterstattungsthemen
          
        
        
          Wo im Wirtschaftsjournalismus die Schwer-
        
        
          punkte in der Berichterstattung liegen, hänge
        
        
          von der Art des Mediums ab, wie der DFJV
        
        
          feststellt. Die meisten Wirtschaftsberichte be-
        
        
          fassen sich heute auf der einen oder anderen
        
        
          Weise eher mit volkswirtschaftlichen als mit be-
        
        
          triebswirtschaftlichen Themen. Gerade in der
        
        
          Unternehmensberichterstattung verbinden sich
        
        
          jedoch oft beide Sichtweisen, darüber hinaus
        
        
          gibt es eine Verknüpfung mit dem politischen
        
        
          und allgemeinen Journalismus.
        
        
          Gegenstand der wirtschaftsjournalisti-
        
        
          schen Berichterstattung sind insbesondere:
        
        
          ·
        
        
          Wirtschaftsobjekte
        
        
          , z. B. Unternehmen und
        
        
          Wirtschaftssubjekte, z. B. Manager.
        
        
          ·
        
        
          Grundlagen der Wirtschaft
        
        
          , z. B. Märkte.
        
        
          ·
        
        
          Wirtschaftliche Wirkungen
        
        
          von Entschei-
        
        
          dungen und Ereignissen, z. B. Folgen der
        
        
          Niedrigzinspolitik.
        
        
          ·
        
        
          Wirtschaftliche Verhaltensweisen
        
        
          , z. B.
        
        
          Geiz ist geil“ oder „fairer Einkauf“.
        
        
          Vielfach wird die Wirtschaftsberichterstattung
        
        
          nach Zielgruppen unterschieden, z. B. Experte
        
        
          oder wirtschaftlich interessierte Laien, um nach
        
        
          Inhalt und Aufmachung zu differenzieren. Ne-
        
        
          ben der Herstellung von Öffentlichkeit kommt
        
        
          es ganz besonders darauf an,
        
        
          Service bzw.
        
        
          Nutzen den Lesern, Hörern und Betrach-
        
        
          tern zu bieten
        
        
          .
        
        
          Bezogen auf die Berichterstattung über
        
        
          Unternehmen
        
        
          können vier grundlegende For-
        
        
          men der Wirtschaftsberichterstattung einge-
        
        
          setzt und unterschieden werden:
        
        
          ·
        
        
          Informationsfunktion:
        
        
          Aufklärung über
        
        
          ökonomische Größen bzw. etwa Unterneh-
        
        
          mens- und Finanzzahlen. Informationen, die
        
        
          helfen, Unternehmen bekannt zu machen, zu
        
        
          beschreiben und einzusortieren.
        
        
          ·
        
        
          Orientierungsfunktion:
        
        
          Beiträge, die Unter-
        
        
          nehmen einordnen und bewerten als Wirt-
        
        
          schaftsfaktor, als Kunde und Lieferant, als
        
        
          Arbeitgeber und Steuerzahler.
        
        
          ·
        
        
          Erklärungsfunktion:
        
        
          Wirtschaftliche Sach-
        
        
          verhalte sind meistens komplex. Sie bedür-
        
        
          fen vielfach der Erläuterung und Erklärung.
        
        
          Vielfach wird sehr einseitig und einfach ge-
        
        
          fragt und diskutiert; beispielsweise: „Sind
        
        
          Sie dafür, dass die Erzieher mehr Geld be-
        
        
          kommen?“ Selten wird auf die vielen Ab-
        
        
          hängigkeiten und Zusammenhänge einge-
        
        
          gangen. Bei Tarifverhandlungen z. B. mi-
        
        
          schen sich meistens unterschiedliche Prob-
        
        
          lemlinien und Aspekte: Tarifsteigerungen
        
        
          erhöhen Einkommen und auch Kosten, be-
        
        
          einflussen Kaufkraft und Wettbewerbsfä-
        
        
          higkeit, können unternehmerische Gestal-
        
        
          tungsfähigkeit und gewerkschaftliche Orga-
        
        
          nisationsfähigkeit beeinträchtigen. Verhal-
        
        
          ten sich Menschen rollenspezifisch, z. B. als
        
        
          Arbeitnehmer bzw. Produzent höheres Ein-
        
        
          kommen fordern und dann als Konsument
        
        
          Schnäppchen nachjagen? Können gleich-
        
        
          zeitig Dividenden erhöht und Löhne durch
        
        
          Ausgliederung gekürzt werden? Die journa-
        
        
          listische Aufklärungsfunktion erfordert mei-
        
        
          nes Erachtens nach eine differenzierte Be-
        
        
          trachtung der Sachverhalte, soll inhaltsrei-
        
        
          che und fruchtbare Diskussionen anregen
        
        
          und somit eine Meinungs-
        
        
          Bildung
        
        
          erzeu-
        
        
          gen. Eine reine Schwarz-Weiß-Malerei pola-
        
        
          risiert nur unnötig, erzeugt Unmut, vielleicht
        
        
          sogar Aggression und entmündigt letztlich
        
        
          den Bürger.
        
        
          ·
        
        
          Beobachtungsfunktion
        
        
          ,
        
        
          die journalisti-
        
        
          sche Königsfunktion:
        
        
          Wird z. B. das Leit-
        
        
          bild gelebt oder nur vordergründige Öffent-
        
        
          lichkeitsarbeit betrieben? Welche Auffällig-
        
        
          keiten gibt es? Wie wird mit Macht umge-
        
        
          gangen? Wie glaubwürdig sind Pläne und
        
        
          Zahlen? Wie überzeugend wirkt das Ma-
        
        
          nagement? Wie ist es um die Unterneh-
        
        
          menskultur bestellt? Wie innovativ ist das
        
        
          
            Wirtschaft und Unternehmen – wirtschaftsjournalistisch betrachtet